Inter-Tech Coba Ecostar 450 Watt 80+ im Test: 80Plus zu unrecht
2/2Messwerte
Alle Informationen zu unserem Testequipment und unseren Testmethoden sowie eine Erläuterung der einzelnen Testverfahren finden sich im Anhang dieses Artikels unter „So testen wir Netzteile“.
Effizienz
Beim Inter-Tech Coba Ecostar können wir unsere gewohnten 115-Volt-Messungen nicht durchführen – Inter-Tech verzichtet laut Datenblatt und Warnhinweis an der Eingangsbuchse auf einen Weitbereichseingang, das Netzteil ist ausschließlich im 230-Volt-Netz zu betreiben.
An dieser Stelle geraten wir ein weiteres Mal ins Grübeln: Effizienzmessungen nach dem 80Plus-Standard werden bekanntlich ausschließlich im 115-Volt-Netz durchgeführt. Der offizielle Testreport bestätigt, dass die Messungen mit 115 Volt Eingangsspannung durchgeführt wurden. Unser Testmuster ist damit nicht mit dem bei 80Plus getesteten Gerät identisch und trägt allein deshalb das 80Plus-Logo zu Unrecht.
Unsere Messungen im 230-Volt-Netz zeigen, dass das Ecostar die Anforderungen von 80Plus auch praktisch verfehlt. Verwendet man die Daumenregel und zieht vom 230-Volt-Ergebnis bei mittlerer Last einen und bei Volllast zwei Prozentpunkte Wirkungsgrad ab, so liegt das Netzteil bei Volllast unter den Anforderungen. Auch im Vergleich zu anderen 80Plus-Netzteilen liegt es leicht schlechter.
Wir haben aufgrund unserer Ergebnisse selbstverständlich Rücksprache mit Inter-Tech gehalten. Der Hersteller bestätigt, dass die Schmelzsicherung und das Netzteilgehäuse gegenüber dem 80Plus-Muster getauscht wurden. Wir können nicht überprüfen, ob dies die einzigen Änderungen sind, da uns das Testmuster von Ecova nicht vorliegt. Aus unserer Sicht ergibt es aber keinen Sinn, nur die Sicherung zu wechseln, wenn man auf die 115-Volt-Eignung verzichtet, da dies kaum Kosten spart. So oder so: eine 80Plus-Zertifizierung von Netzteilen ohne 115-Volt-Kompatibilität ist nach den offiziellen Richtlinien nicht möglich. Das 80Plus-Siegel wird daher zu Unrecht geführt.
Daneben möchten wir darauf hinweisen, dass das Ecostar vor Einführung der ErP-Richtlinien vorgestellt wurde. Die Anforderungen an den energiesparenden Standby-Betrieb werden daher nicht erfüllt.
Spannungsregulation
Die Spannungsregulation des Coba Ecostar ist befriedigend. Symmetrische Lasten und hohe +12-Volt-Belastung werden gemeistert, lediglich der umgekehrte Crossload, wie sie beispielsweise in Fileservern auftreten kann, ist problematisch. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist allerdings zu berücksichtigen, das die +12-Volt-Leistung laut Datenblatt relativ gering ist und unser Testszenario für die +12-Volt-Crossload daher etwas weniger fordernd ist. Insgesamt werten wir die Spannungsregulation daher als befriedigend.
Restwelligkeit
Die Restwelligkeit auf der +12-Volt-Schiene ist niedrig, mit 29 Millivolt wird maximal ein Viertel des zulässigen Bereichs genutzt.
Auch die Glättung der +5-Volt-Leitung überzeugt: Maximal 11 Millivolt sind erstklassig.
Die Restwelligkeit der 3,3-Volt-Leitung kann mit 36 Millivolt respektive 75 Prozent des Erlaubten immerhin noch gute Werte erreichen. Insgesamt leistet Inter-Tech in dieser Disziplin gute Arbeit, die Spannungsglättung zählt zu den Stärken dieses Spannungswandlers.
Fazit
Inter-Techs Premiere im ComputerBase-Test hinterlässt uns mit gemischten Gefühlen: Das Netzteil liefert problemlos Volllast auch über längere Zeit. Die Spannungsregulation ist ordentlich, lediglich bei asymmetrischen Lasten mit hoher Belastung der 3,3- und 5-Volt-Schiene, wie sie beispielsweise in Fileservern vorkommen, hat das Netzteil seine Mühe. Die Restwelligkeit ist durchweg niedrig.
Gegen das Netzteil sprechen die Kondensatorenbestückung, der Gleitlagerlüfter und die geringe Garantiezeit von nur zwei Jahren. Zudem ist der versprochene Überstromschutz (OCP) nicht vorhanden. Daneben trägt das Netzteil das 80Plus-Siegel zu Unrecht: Netzteile ohne 115-Volt-Eignung können nicht zertifiziert werden. Bei unseren 230-Volt-Messungen verfehlt das Netzteil die Anforderungen, auch im Vergleich zu anderen 80Plus-Netzteilen liegt es weit zurück. Auch die Lastverteilung ist nicht optimal: 360 Watt Leistung auf +12 Volt sind aktuell in der 400-Watt-klasse üblich. Konfiguriert man einen modernen Rechner mit nur einer Festplatte und SSD sowie zwei Speichermodulen, so entspricht die abrufbare Leistung eher der eines guten 400-Watt-Geräts.
Letztendlich ist der Kaufpreis von knapp 40 Euro in Anbetracht dieser Schwächen kein Schnäppchen. So kostet das von uns empfohlene be quiet! Pure Power L8 400 Watt nur unwesentlich mehr. Auch mit dem ebenfalls von uns ausgezeichneten Corsair CX430 erhält man ein besseres Produkt, in dem Fall sogar leicht günstiger. Finger weg.
- niedrige Restwelligkeit
- liefert Volllast
- 80Plus Siegel nicht valide
- kurze Garantiezeit
- fehlender Überstromschutz
- 12-Volt-Leistung könnte höher sein
- relativ teuer
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