PayPal verweigerte Entwicklern erneut Auszahlung von Geldern

Update Frank Hüber
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Anfang August endete die IndieGoGo-Kampagne von „Yatagarasu Attack on Cataclysm“ mit einem Erfolg für das drei Mann starke Entwicklerteam: Beinahe das Doppelte der geforderten Summe in Höhe von 68.000 US-Dollar konnten die Entwickler per Schwarmfinanzierung sammeln, doch PayPal verweigerte zunächst die Auszahlung der Gelder.

Dabei macht PayPal auf diese Weise nicht zum ersten Mal negative Schlagzeilen in der Spielepresse: Im April dieses Jahres wurde der PayPal-Account der Skullgirls-Entwickler ohne vorherige Ankündigung eingefroren. Bei der IndieGoGo-Kampagne des 2D-Fighting-Spiels konnten Unterstützer darüber abstimmen, welche Charaktere per DLC ins Spiel implementiert werden sollen. Statt der geforderten 150.000 US-Dollar konnten am Ende 828.768 US-Dollar gesammelt werden, doch PayPal fürchtete, dass enttäuschte Spieler ihre Unterstützung zurückziehen könnten, sofern die Community sich gegen ihren jeweiligen Favoriten entscheide. Deshalb wurde der Account des Entwicklerstudios eingefroren, wodurch es ihnen unmöglich war, Mitarbeiter und Auftragnehmer pünktlich zu bezahlen. PayPal lockerte erst nach lautstarken Beschwerden die Einschränkung, behielt aber 35.000 US-Dollar als „Sicherheit“ ein. Peter Batholow, Chef des Entwicklerstudios Lab Zero Games legte zusätzlich Beschwerde beim zuständigen „Consumer Financial Protection Bureau“ ein – ohne Erfolg.

Im Fall von Yatagarasu „reservierte“ PayPal hingegen „bis zu 50 % der Geldmittel“, wie man in der Kommentarsektion der IndieGoGo-Kampagne verkündete. Die restlichen Gelder würden die Entwickler erst dann erhalten, wenn der Bezahldienstleister Einsicht über bezahlte Rechnungen bekäme. PayPal habe jedoch keine Möglichkeit zur Diskussion des Problems eingeräumt, sondern die Entwickler sollten sich bei PayPal melden, sobald der Veröffentlichungstermin des Spiels Anfang nächsten Jahres näher stünde. Hintergründe, welche Risiken PayPal zur Einbehaltung der Gelder veranlasst haben, nannte das Unternehmen nicht.

Nyu Media, ein Londoner Publisher, der sich um die Übersetzung von japanischen Indie-PC-Spielen und die Organisation der Crowdfunding-Kampagne kümmert, sagte, das Verhalten PayPals sei an Lächerlichkeit kaum zu überbieten und gefährde auch möglicherweise den Zeitplan der Spielentwicklung. Man bat daraufhin die Community, ihr Feedback zur Situation an die entsprechenden Twitter-Accounts von PayPal zu richten.

Vor knapp einer Stunde erhielten die Organisatoren der Kampagne als Reaktion nun eine E-Mail von PayPals „Office of Executive Escalations“, nach der die Restriktionen des PayPal-Accounts aufgehoben und die Geldmittel wieder freigegeben wurden. Seon King, Gründer von Nyu Media, bedankte sich anschließend bei allen beteiligten Unterstützern und hoffe, dass sich „diese Erfahrung bei anderen Entwicklern in Zukunft vermeiden lässt“.

Wir danken Andreas Schnäpp für das Einsenden dieser Meldung.

Update

Wie Forbes berichtet, wurden die Gelder des Adventure-Spiels „Dreamfall Chapters“ ebenfalls eingefroren und vor Kurzem wieder freigegeben. Das Sequel zu „Dreamfall: The Longest Journey“ konnte auf Kickstarter über 1,5 Millionen US-Dollar einsammeln, bot interessierten Unterstützern jedoch zusätzlich die Bezahlmöglichkeit mittels PayPal an.

PayPal rechtfertigte sich gegenüber Forbes per Email: PayPal arbeite am Prozess, wie der Bezahldienst am besten mit Schwarmfinanzierung umgehe, sich aber gleichzeitig an Gesetze und Regulierungen auf der ganzen Welt halte. Es sei eine „Top-Priorität“ für PayPal „dies ein für alle Mal in Ordnung zu bringen“.