AMD Radeon R7 260X, R9 270X und 280X im Test: Volcanic Islands Light
2/13Das ist alt, das ist neu
Übersicht und GCN
Neuigkeiten belaufen sich gegenüber den jeweiligen Vorgängern bei den heute vorgestellten Grafikkarten auf geänderte Taktraten und neue Bezeichnungen. Die für „Volcanic Islands“ spekulierte Graphics-Core-Next-2.0-Architektur kommt nicht zum Einsatz.
Lediglich die R7 260X erhält gegenüber dem direkten Vorgänger auch technisch zwei neue Funktionen, die aber bereits auf der Radeon HD 7790 deaktiviert im Silizium der „Bonaire“-GPU schlummerten.
GPU | Basistakt | Boost-Takt | DirectX 11.2 „Tier 2“ |
Neu mit „Volcanic Islands“ |
---|---|---|---|---|
Tahiti | ||||
Radeon HD 7970 | 1.000 MHz | 1.050 MHz | nein | - |
Radeon R9 280X | - | 1.000 MHz | nein | Eyefinity-Optimierungen |
Pitcairn | ||||
Radeon HD 7870 | 1.000 MHz | keiner | nein | - |
Radeon R9 270X | - | 1.050 MHz | nein | Eyefinity-Optimierungen |
Bonaire | ||||
Radeon HD 7790 | - | 1.000 MHz | Ja | - |
Radeon R7 260X | - | 1.100 MHz | Ja | Eyefinity-Optimierungen TrueAudio |
Auch abgesehen davon handelt es sich bei der R7 260X um die fortschrittlichste GPU der drei neuen Karten. Wie uns Michael Mantor, Senior Fellow und Graphics and Visualization Architect bei AMD, auf Hawaii im Interview bestätigte, gibt es aktuell drei verschiedenen „Technikstufen“ von Graphics Core Next. Beinahe die gesamte Radeon-HD-7000-Serie setzt auf die „Southern Island IP“ (GCN 1.0), Die APUs Kabini und Temash sowie die Bonaire-GPU der Southern-Island-Reihe hingegen auf die „Kabini IP“ (GCN 1.1). Und erst die noch ausstehende Radeon-R9-290-Serie auf der neueste IP (GCN 2.0).
Mit der größte Unterschied zwischen GCN 1.0 und GCN 1.1 ist in der Verdoppelung der Asynchronous Compute Engines, kurz ACE, zu finden, von denen es vier anstatt zwei Einheiten gibt. Die ACE-Einheiten versorgen die ALUs unabhängig voneinander mit Rechenaufgaben, sodass die Verdoppelung weniger Leerlauf bedeutet. Dies bezieht sich jedoch nicht auf Grafik-, sondern ausschließlich auf Compute-Befehle. Das Blockschaltbild von Bonaire zeigt interessanterweise nur zwei ACEs, obwohl das von Kabini gleich vier aufweist. Wir gehen jedoch auch von vier Einheiten bei der diskreten GPU aus, wobei wir versuchen, dies mit AMD zu klären. Davon abgesehen hat sich bei GCN 1.1 kaum etwas geändert.
TrueAudio
Bonaire ist darüber hinaus mit dem neuen TrueAudio-Feature ausgestattet, was auf der Radeon HD 7790 deaktiviert und der R7 260X aktiviert ist. Radeon-HD-7790-Nutzer können aber noch hoffen. Denn AMD plant derzeit, TrueAudio für die ältere Radeon-Karte mit einem zukünftigen Software-Update freizuschalten. Mit TrueAudio will es AMD erreichen, dass in Spielen hochwertiger Ton mit mehreren Kanälen genutzt wird, ohne die CPU mit den Berechnungen zu belasten. Denn das soll bis jetzt das Problem gewesen sein, warum es seit mehreren Jahren keine Fortschritte mehr bei der Audiowiedergabe in Spielen gegeben hat – es sei einfach keine CPU-Rechenleistung mehr verfügbar gewesen.
TrueAudio ist dabei nicht nur ein simpler DSP (es gibt mehrere „Ensilica HiFi EP Audio“-DSPs), sondern eine eigene, separate Soundeinheit, die unabhängig von der restlichen Hardware arbeitet. Die „Audio Pipeline“ ist vollständig programmierbar und soll dem Entwickler so ermöglichen, in Echtzeit mit dem Ton machen zu können, was er möchte.
Die Audiosignale können entweder direkt an die HDMI- oder DisplayPort-Anschlüsse der Grafikkarte ausgegeben werden oder aber an eine diskrete Soundkarte oder ein USB-Audiogerät. Laut AMD soll es für den Entwickler einfach sein, TrueAudio zu nutzen. Abgesehen von einer Abfrage, ob TrueAudio vorhanden ist oder nicht, sind keine Anpassungen erforderlich. Denn programmiert wird weiterhin über die gewohnte Audio-Middleware, TrueAudio übernimmt nur die Berechnungen. Das bedeutet allerdings auch, dass ein Spiel explizit TrueAudio unterstützen muss.
Abgesehen von besseren Soundeffekten hat AMD noch weitere Szenarien für TrueAudio genannt. So wird nicht nur die Nutzung von mehreren Tonkanälen einfacher, sondern auch ein deutlich besserer „3D-Sound“ auf Stereogeräten soll möglich werden. Vor allem letzteres spielt bei AMD eine sehr große Rolle und es ist bereit eine erste Implementierung durch das Unternehmen GenAudio angekündigt.
DirectX 11.2
Eine kleine Überraschung teilte uns Michael Mantor darüber hinaus mit: Kaum eine aktuelle Radeon-Karte unterstützt DirectX 11.2 vollständig – bis jetzt wurde vom Gegenteil ausgegangen. DirectX 11.2 kommt mit einem Feature namens „Tiled Resources“ daher, mit dessen Hilfe Spiele zum Beispiel große Texturen bei gleichzeitig geringem Speicherverbrauch nutzen können (ähnlich wie AMDs Partially-Resident Textures (PRT) oder „Megatextures“, bekannt aus dem Spiel Rage). Tiled Resources gibt es in zwei verschiedenen Ausbaustufen, „Tier 1“ und „Tier 2“. Bis jetzt vermutete man, dass bereits GCN 1.0 Tier 2 unterstützt, was aber nicht der Fall ist – nur Tier 1 kann in Hardware berechnet werden. GPUs der Kabini IP, wie die Radeon HD 7790 und die Radeon R7 260X, können dagegen auch mit Tier 2 umgehen. GCN 2.0 und damit die Radeon-R9-290-Serie sind mit großer Sicherheit daher auch mit Tier 2 kompatibel.
Multi-Monitor und UltraHD
AMD hat bei der Volcanic-Islands-Serie die Multi-Monitor-Fähigkeiten weiter ausgebaut, sodass von nun an alle neuen Grafikkarten sechs Monitore ansteuern können, solange diese über die „Standardanschlüsse“ (2 × DVI, HDMI und DisplayPort) verfügen. Dabei ist es nun egal, welche Anschlüsse man nutzt. Es ist also auch möglich, drei Monitore über zwei DVI- und einen HDMI-Anschluss anzusteuern, was mit älterer Hardware nicht funktioniert.
Zudem hat AMD den Catalyst-Treiber bezüglich Ultra-HD-Displays optimiert, was aber auch die Radeon-HD-7000-Karten betrifft. So kommt der Treiber besser mit den im Consumer-Bereich eingesetzten „Tiled Displays“ (zwei Displays mit jeweils 1.920 × 2.160 Pixel) zurecht. Die vorhandenen Monitore wurden manuell in den neusten Treibern eingetragen, sodass automatisch eine Eyefinity-Konfiguration von den beiden Panels erstellt wird.
Um dies für die Zukunft einfacher zu gestalten, unterstützen die neuen Karten den „VESA Display ID v1.3“-Standard. Entsprechende Ultra-HD-Monitore teilen der Grafikkarte automatisch mit, dass diese über zwei separate Panel verfügen, es sich aber nur um einen Monitor handelt. So werden zukünftig alle Ultra-HD-Monitore korrekt angesteuert, ohne dass AMD manuell den Treiber anpassen muss.