Beyond: Two Souls im Test: Spiel als Film in der Hollywood-Falle

 3/3
Max Doll
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Fazit

Grund für Kritik bietet Beyond: Two Souls in Anbetracht teils überraschender Tiefschläge zur Genüge. Und dennoch: Den Abspann wollten wir auch nach unlogischen Action-Kniefällen sehen. Beyond steht primär auf einer einzigen, aber dafür breiten Säule, namentlich der hervorragenden Inszenierung. Die Mühe macht sich bezahlt, denn Emotionen weckt Beyond selbst dann, wenn die Protagonistin ein Stück fremd bleibt. Die Voraussetzung dafür: Sich auf das Genre einzulassen, denn wer die Grenzen des Gameplays sucht, zerstört sich die für das Spiel dringend notwendigen Illusionen.

Beyond: Two Souls hat, wenn es mit Anspruch eines Meilensteins betrachtet wird, im Endeffekt ein Problem: Emotionalität konnte jüngst The Last of Us auf einem sogar noch etwas höheren Niveau an den Mann bringen, allerdings gepaart mit einer herausragenden Erzählung, deren Ende in einem furiosen, aber kohärenten Finale mündete. Beyond schließt zwar sauber ab, Fragen bleiben dennoch offen, wie auch Charakterzeichnung und -entwicklung gegen Ende in Klischees wie Kitsch abdriften und Logikfehler und Krawallsucht die Handlung herabziehen. Schön, dass Beyond dafür eigentlich zu erwachsen, zu gut ist, schade, dass dieser am Anfang klare Fokus ein Stück zu weit verloren ging.

Von Moment zu Moment betrachtet zaubert Quantic Dream allerdings ein größtenteils beeindruckendes Ergebnis auf den Fernseher, dessen Reiz für Casual- wie für Spieler der alten Kernzielgruppe sich vorwiegend aus dem Erlebnis selbst speist. Schauspieler und Darstellung sowie die anfängliche Neugier retten trotz aller Schwächen über die Distanz – wie gut Beyond eigentlich angelegt ist und wie viel Spielraum noch bleibt wird deutlich, wenn man an sich am Ende wünscht, noch mehr gesehen zu haben. Trotz allem: Am Ende steht der Wunsch nach einer Fortsetzung. Hier schließt sich der Kreis zum Film, denn wie bei Hollywood-Produktionen retten Darsteller und Darstellung, nicht aber Dargestelltes über die Distanz.

Die abflauende Kurve gegen Ende prädestiniert Beyond für derzeit 65 Euro nicht zwingend als Pflichtkauf, denn dafür fällt der Kontrast zwischen dem emotional fesselndem Jetzt, das den Spieler unglaublich dicht in die Gegenwart des Spiels einbindet, und unzureichender Logik der Erzählung, die ihn wieder ein Stück herauslöst, zu hart aus. Heavy Rain oder Walking Dead sind bereits zum Schnäppchenpreis erhältlich und bieten damit tendenziell höherwertige Alternativen in einem nur ab und an bestückten Extremgenre. Auf der Einkaufsliste sollte der Titel allerdings landen, denn was darstellerisch geboten wird, ist definitiv sehenswert – auch wenn ein bittersüßes Gefühl ob der verpassten Chance zurückbleibt.

Beyond: Two Souls

Jugendschutz

Beyond: Two Souls ist seit dem 8. Oktober 2013 für die PlayStation 3 in minimal geschnittener Fassung erhältlich. Nach Angaben von Sony wurden für die europäische Version fünf bis zehn Sekunden Bildmaterial hinsichtlich des Gewaltgrades geringfügig abgeändert, weshalb das Spiel von der USK „ab 16 Jahren“ freigegeben wurde.

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