Cinnamon 2.0 setzt kein Gnome mehr voraus
Nach rund fünf Monaten Entwicklungszeit wurde nun die Desktop-Umgebung Cinnamon 2.0 veröffentlicht. Wie Linux-Mint-Entwickler Clement Lefebvre im Vorfeld angekündigt hatte, nutzt Cinnamon 2.0 zwar Teile von Gnome, setzt aber keine Installation von Gnome 3, als dessen Abspaltung es entstanden war, mehr voraus.
Um genau zu sein, entstand Cinnamon als Abspaltung der Gnome-Shell, die mit Gnome 3 Einzug gehalten hatte. Während Ubuntu die Gnome-Shell mit Unity ersetzte, startete Linux Mint das Projekt Cinnamon. Dessen nun erschienene Version 2.0 bringt alle nötigen Teile zum Betrieb eines Desktops mit und ist somit unabhängig von einer Gnome-3-Installation. Allerdings setzt es weiterhin auf Bibliotheken und Toolkits wie GTK und nutzt Gnome-Apps. Ein Vorteil der Unabhängigkeit vom Gnome-3-Unterbau ist, dass Cinnamon nicht mehr so eng in Linux Mint verwoben ist und nun besser in andere Distributionen integrierbar sein soll. Damit schließt Cinnamon zu Desktopumgebungen wie XFCE oder MATE auf, die zwar auf GTK basieren, Gnome aber nicht zwingend benötigen.
Cinnamon 2.0 bringt sowohl Neuerungen als auch viele Verbesserungen und Fehlerbereinigungen. Neu ist beispielsweise die Funktion Edge-Snapping, die Lefebvre als „fast so gut wie mehrere Monitore“ empfindet. Sie wurde von der Snap-Funktion der Xbox One inspiriert und ist nicht unähnlich dem ebenfalls verbesserten Edge-Tiling. Edge-Snapping verhindert, dass an einem Bildschirmrand verankerte Fenster von später maximierten Fenstern überdeckt werden. Das verbesserte Edge-Tiling erlaubt das Ziehen eines Fensters an den Rand des Bildschirms, woraufhin das Fenster sich dort einklinkt und automatisch die Hälfte des Bildschirms einnimmt. Bisher war die Fenstergröße fixiert, nun kann man diese nach Belieben anpassen. Außerdem können Fenster nun auch in den Ecken des Bildschirms andocken. Wird ein Fenster in die Nähe einer möglichen Stelle zum Andocken bewegt, wird eine Andockzone angezeigt, um neue Anwender auf die Funktionen Tiling und Snapping aufmerksam zu machen.
Neu ist auch eine Benutzer- und Gruppenverwaltung, für die Gnome keine eigene Oberfläche mitbringt. Die neu geschriebene Oberfläche für Users and Groups, die Administrationsrechte verlangt, wird dabei durch ein User-Applet mit anwenderbezogenen Einstellungen und Aktionen ergänzt.
Der Dateimanager Nemo, eine Abspaltung von Nautilus, weist eine verbesserte Handhabung von MIME-Typen auf. Eine neu gestaltete Oberfläche erlaubt das einfache Zuordnen von Dateitypen zu Anwendungen. Zudem bekam Nemo Verbesserungen bei der Geschwindigkeit und die Nutzeroberfläche wurde aufgeräumt und das Kontextmenü erweitert.
Cinnamon 2.0 wird in der Ende November erwarteten Veröffentlichung von Linux Mint 16 „Petra“ integriert sein. Zudem wird es nach Linux Mint 13 „Maya“ LTS zurück portiert. Cinnamon 2.0 kann allerdings auch alleine getestet werden. Allerdings warnt Lefebvre, dass bei der großen Menge an Änderungen derzeit noch mit Fehlern gerechnet werden muss und Anwender, die auf Stabilität angewiesen sind, auf Mint 16 warten sollten. Wie üblich gibt es einen Überblick über die Verbesserungen und ein ausführliches Changelog. Es führt 856 Commits von 28 Entwicklern auf.