Kobo Aura im Test: E-Book-Reader mit üppigem Preis
4/5Bedienung und Lesen
Das Display des Aura löst mit 1014 × 758 Bildpunkten ein wenig geringer als das des Vorgängers Glo auf. In der Praxis fällt der Unterschied nicht auf.
Im Gegensatz zu Tablets ist die Display-Oberfläche des Aura matt gehalten, wodurch Spiegelungen deutlich reduziert werden. Trotzdem wirkt sich eine direkte Sonneneinstrahlung gegenüber den Display-Varianten herkömmlicher E-Book-Reader auch hier nachteilig aus. Gegenüber der Gestaltung herkömmlicher Lesegeräte entfallen durch die Bauweise allerdings die Schatten der Rahmen auf die äußeren Stellen des Displays.
Im Aura setzt Kobo nun auf einen kapazitiven Touchscreen anstatt der bisher verwendeten Infrarot-Technik, Gesten mit bis zu zwei Fingern werden nun unterstützt. Die Kontrastwerte haben sich mit 10:1 und 11:1 bei aktivierter Beleuchtung gegenüber dem Vorgänger kaum verändert und sind eher im mittleren Wertungsbereich anzusiedeln. Die zuschaltbare Beleuchtung wird gleichmäßig verteilt und ist mit 112 Candela pro Quadratmeter für einen E-Book-Reader hoch. Die als „Comfort Light“ bezeichnete Beleuchtung lässt sich über eine Taste oberhalb des Gerätes einschalten und über die Menüleiste oder per Zwei-Finger-Geste stufenlos einstellen. Letztere Möglichkeit besteht jedoch nur im Lesemodus, unter anderem im Shop muss der Nutzer auf diese Funktion verzichten.
Durch den mit einem Gigahertz taktenden Prozessor erfolgt der Seitenaufbau zügig, hier gibt sich der Aura keine Blöße. Unterstützt werden unter anderem E-Books in den Formaten Epub und Mobi, das bei digitalen Büchern von Amazon Verwendung findet.
Mit dem Aura führt der Hersteller die neue Low-Flash-Waveform-Technologie ein, welche für deutlich weniger Ghosting-Effekte sorgen und die Abstände zwischen den Invertierungen der Seiten vergrößern soll. Diese sind beim Aura einstellbar. In der Praxis hinterlässt die Technik bei uns einen gespaltenen Eindruck: Bei reinen Texten konnten wir so gut wie keine Überbleibsel vorheriger Seiten erkennen. Anders verhielt es sich wiederum bei größeren Farbflächen: Hier konnten wir teilweise noch die Wörter der vorangegangenen Seite ohne Probleme lesen – auch bei vorher erfolgter Invertierung. Dieser Effekt verstärkte sich bei zugeschalteter Beleuchtung.
Das Schriftbild darf als gut bezeichnet werden, auch wenn die Zeichen an einigen Stellen etwas ausgefranst und ungleichmäßig wirken. Vorbildlich sind nach wie vor die vielfältigen Möglichkeiten, mit denen sich die Darstellung der Texte an die eigenen Wünsche anpassen lässt. Neben den zwölf Schriftarten, welche in bis zu 24 Größen dargestellt werden können, kann der Nutzer neben Zeilenabstand, Rändern und Ausrichtung nun auch die Schriftstärke und Schriftschärfe einstellen.
Sollte der Leser über unbekannte Wörter stolpern, helfen die 19 installierbaren Wörterbücher weiter. Unter diesen finden sich auch zahlreiche bilinguale Nachschlagewerke, welche durch eine einfache Wortmarkierung aufgerufen werden. Für das deutsche Wörterbuch zeichnet sich zudem der Duden-Verlag verantwortlich. Des Weiteren lassen sich Textstellen mit Notizen versehen, die anschließend über Sprungmarken aus einer Liste direkt angewählt werden können. Lesestände können über das Menü einfach synchronisiert und auf anderen Kobo-Geräten weitergelesen werden. Über eine Bücher übergreifende Suche wie die des Aura HD, bei der der Inhalt sämtlicher Bücher in der Bibliothek nach bestimmten Begriffen durchsucht werden kann, verfügt der Aura nicht.
Das Lesen von PDF-Dokumenten gestaltet sich aufgrund der verfügbaren Gesten und des besseren Touchscreens zwar angenehmer als beim großen Bruder Aura HD, Freude wird kommt aber auch hier nicht auf. Ein PDF-Reflow, wie es von anderen Readern bekannt ist, ist nach wie vor nicht vorhanden, lediglich ein Vergrößern und Drehen des Dokumentes steht dem Leser zur Verfügung. Damit lässt sich zwar kurz in einer Bedienungsanleitung nachschlagen, komplexere Dokumente strapazieren hingegen die Geduld des Lesers enorm. Hier sollte aber die Kirche im Dorf gelassen werden: Die Unterstützung von PDF-Dokumenten stellt eine nette Zusatzfunktion dar. Dass ein E-Book-Reader mit seinem kleinen Bildschirm nur bedingt für deren Betrachtung taugt, sollte dennoch klar sein.
Ähnlich verhält es sich mit dem integrierten Browser. Für gelegentliches Nachschlagen reicht er zwar aus, mehr sollte jedoch nicht erwartet werden, da das Display aufgrund der E-Ink-Technik verständlicherweise auf ein Scrollen der Seite träge reagiert.
Eine neue Funktion findet sich in „Beyond The Book“. Hier finden sich weitere Informationen und Erklärungen zu bestimmten Buchstellen, sofern diese vorhanden sind. Bisher scheinen jedoch nur englischsprachige Bücher diese Neuerung zu unterstützen. Ebenfalls neu ist die Einbindung des Dienstes „Pocket“, über den zum System gehörigen Webbrowser Texte und Seiten markiert und später offline gelesen werden können. Eine Registrierung ist auch hier zwingend vorgegeben.
Weitere Funktionen sind eher als Gimmick zu sehen: So gibt der Reader jederzeit Aufschluss über den Lesefortschritt eines Buches oder wie viel Zeit der Leser noch bis zum nächsten Kapitel oder für das ganze Buch braucht. Schach und Sudoku runden die Zugaben ab, sind aber versteckt in den Beta Features zu finden.