Rekord: 100 Gbit/s über „Langstrecken-Ethernet“
Die Deutsche Telekom hat die „weltweit erste, hersteller-neutrale“ Langstrecken-Ethernet-Verbindung mit 100 Gigabit getestet. Das gab das Unternehmen bekannt. Das Projekt „TeraStream“ sei ein „wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem allgemein verfügbaren 100-Gigabit-Ethernet“, so der Konzern.
Für diesen Zweck wurde laut der Deutschen Telekom über eine 600 Kilometer lange, aus Standardglasfaser (Single Mode Fiber) gefertigte Leitung zwischen den Städten Split und Varazdin verlegt, die auf einen von der Deutschen Telekom in Zusammenarbeit mit Cisco Systems, Alcatel-Lucent und Cortina Systems entwickelten, allgemeinen Vorstufen-Standard für Glasfaserleitungen setzt.
Das 100-Gbit/s-Signal für den Echtzeit-Datenverkehr basiert wiederum auf einem ITU-Standard-Intervall von 50 Gigahertz und nutzt einen Hochleistungs-Fehlerkorrektur-Kodierer. Dieser habe den Angaben des Konzerns zufolge eine vergleichbare Strecken überbrückt, die bislang nur mit einem Signal von 10 Gigabit pro Sekunde möglich waren. An den beiden Endpunkten der Glasfaser-Strecke kamen 100GbE-Router-Schnittstellen sowie Transponder von Cisco und Alcatel-Lucent zum Einsatz.
Mit diesem Projekt, das mit dem kroatischen Tochterunternehmen Hravtski Telekom (HT) des Bonner Konzerns durchgeführt wurde, wollte die Deutsche Telekom beweisen, dass es möglich ist, „über IP-Router verschiedener Anbieter Daten zu übertragen, ohne optische Filter-Systeme dazwischen zu schalten“. Laut Bruno Jacobfeuerborn, seines Zeichens Chief Technology Officer der Deutschen Telekom AG, können durch die Nutzung des passive TeraStream-Netzes und des gemeinsam entwickelten Standard drastische Einsparungen beim optischen Datentransport erzielt werden.
Bei TeraStream handelt es sich um ein neues Netzkonzept, das auf einer cloudbasierten IP-Architektur (Internet Protocol) beruht. Die Software für den Netzbetrieb wird von den Netzkomponenten in die Cloud verlagert, wodurch die Steuerung dieser Komponenten laut der Deutschen Telekom deutlich einfacher sei und die IT-Komplexität im Vergleich zu bisherigen Netzen erheblich reduziert werde.
„Das könnte die kostengünstigste Verbindung für Anwendungen in Datenzentren werden. Mit den jüngsten Fortschritten der Hersteller sind wir sehr zufrieden“, so Jacobfeuerborn. Erste Feldversuche mit Privatkunden führt die Hravtski Telekom bereits seit Dezember des vergangenen Jahres durch – welche Geschwindigkeiten den Nutzern dabei genau zur Verfügung stehen, ist nicht bekannt.
Auf die Frage, wann die neue TeraStream-Technik auch in Deutschland eingeführt wird, erklärte die Deutsche Telekom gegenüber ComputerBase, dass der Wandel aus heutiger Sicht bis 2020 vollzogen sein könnte. Dafür sei jedoch erst die Umstellung auf sogenannte All-IP-Anschlüsse nötig, was die Deutsche Telekom hierzulande bekanntlich bis 2018 abgeschlossen haben möchte.