Das leisten alte Netzteile: 16 Netzteile unserer Leser im Test
5/6Spannungsregulation
Bei der Bewertung der Spannungsregulation ist zu berücksichtigen, dass die +12-Volt-Leistung laut Datenblatt geringer als bei guten modernen Netzteilen ist. Das sich ergebende +12-Volt-Crossload-Szenario ist damit automatisch weniger fordernd. Andererseits sind Belastungen wie in diesem Test realistisch für moderne Rechner, insbesondere, wenn nur zwei sparsame Speicherriegel und wenige Laufwerke verwendet werden. Bei der Auswahl der möglichen Hardwarekonfiguration sollte man sich daher eher an der +12-Volt-Leistung und weniger an der Nennleistung orientieren.
Unsere be quiet! Straight Power E5 absolvieren die Spannungsmessung mit befriedigenden Ergebnissen. Abgesehen vom Crossload-Test mit hoher Belastung der +3,3- und der +5-Volt-Schiene bleiben die Spannungen im zulässigen Bereich. Vom Einsatz in Fileservern mit sparsamen Komponenten und sehr vielen Festplatten raten wir daher ab. Ein Standard-Rechner kann hingegen problemlos versorgt werden.
Deutlich besser agiert in dieser Disziplin das be quiet! Dark Power Pro P7: Unsere drei Exemplare lassen sich auch von asymmetrischen Lasten nicht beeindrucken und liefern einwandfreie Resultate.
Die getesteten Enermax Libertys liefern ebenfalls zulässige Spannungen, wenn auch nicht derart präzise wie die P7. Unsere Messwerte sind bei drei Exemplaren unproblematisch, unser viertes Muster läuft bei Volllast am Limit: Die Spannung der 3,3-Volt-Leitung touchiert die ATX-Grenzen. Auch bei diesem Netzteil sollte man jedoch die vergleichsweise geringe +12-Volt-Leitung berücksichtigen; das 500-Watt-Modell entspricht heute eher einem 400-Watt-Netzteil.
Der „Jüngling“ im Test, das Corsair VX 450, ist von der vom Datenblatt vorgesehenen Lastverteilung näher an den Bedürfnissen moderner Computer. In unserem +12-Volt-Crossload-Test kann es die Spannungen noch im zulässigen Bereich halten, der umgekehrte Crossload-Test scheitert jedoch. Auch beim Corsair VX raten wir daher zur Vorsicht beim Einsatz in ambitionierten Fileservern.
Restwelligkeit
Bei den Restwelligkeitsmessungen zeigen sich Licht und Schatten: Während einige Netzteile auch nach vielen Jahren noch gute Ergebnisse erzielen, liefern andere Probanden zu hohe Ergebnisse.
Unsere drei be quiet! Straight Power E5 bleiben bei der Restwelligkeitsmessung im grünen Bereich: Selbst bei einem neuen Netzteil im ComputerBase-Testlabor würden wir eine gute Spannungsglättung bescheinigen.
Unsere drei be quiet! Dark Power P7 absolvieren diesen Test mit durchwachsenen Ergebnissen. Exemplar Nummer 1 patzt bei Volllast auf der 3,3-Volt-Schiene: 68 Millivolt bei erlaubten 50 Millivolt stellen eine Überschreitung von 36 Prozent dar. Die Spezifikationsverletzung von 123 Millivolt bei erlaubten 120 Millivolt auf der -12-Volt-Schiene im Crossload-Test halten wir hingegen für unproblematisch. Unser Dark Power Nummer 3 scheitert an der Glättung der +5Vsb-Leitung. Während die Überschreitung bei 20 Prozent Last mit 53 Millivolt Restwelligkeit minimal ist, messen wir bei Volllast 108 Millivolt.
Die Enermax Libertys geben sich keine Blöße, kein Messwert liegt außerhalb des Toleranzbereiches. Trotz des fortgeschrittenen Alters können wir die Ergebnisse auch heute noch als gut bezeichnen. Das gleiche Bild vermittelt Corsairs VX 450: ausschließlich gute Resultate.
Standby-Verbrauch
Alle in diesem Test berücksichtigten Netzteile wurden weit vor Einführung Verabschiedung der Ökodesign-Richtlinien entworfen. Auf unsere Messergebnisse des Standby-Verbrauchs wirkt sich dies sehr deutlich aus. Die Leistungsaufnahme bei heruntergefahrenem Rechner ist bei den alten Netzteilen deutlich höher als bei modernen Spannungswandlern.
Teilweise liegen die getesteten Spannungswandler dabei massiv schlechter: Corsairs VX 450 Watt wandelt im Standby-Betrieb fast 80 Prozent der aufgenommenen Leistung ungenutzt in Wärme um. Von 50 Prozent Wirkungsgrad und weniger als 0,5 Watt Leistungsaufnahme bei Nulllast sind unsere Probanden deutlich entfernt. Wer also ältere Netzteile weiter betreibt, muss die höhere Leistungsaufnahme bei ausgeschalteten Rechnern in Kauf nehmen oder eine abschaltbare Steckdosenleiste benutzen.
Haswell-Kompatibilität
Auch wenn die hier getesteten Netzteile nicht offiziell zu Intels „Haswell“-Architektur aus dem Jahr 2013 kompatibel sind und bei Anwendung der von Intel verwendeten Testmethodik durchfallen, können reale Haswell-Systeme problemlos laufen. So haben wir kurzerhand alle Netzteile in unser Haswell-Testsystem verbaut und sowohl den regulären Betrieb als auch das Aufwachen aus dem Ruhezustand geprüft. Selbst mit Aktivierung der neuen C6/C7-Stromsparmodi lief zumindest unser Testsystem mit je einer SSD und einer Festplatte sowie einer GeForce GTX Titan und dem Core i7-4770K problemlos.
Dass dies jedoch nicht für alle Systemkonfigurationen gelten muss, versteht sich von selbst. Kritisch sind vor allem Systemkonfigurationen, die hohe Lasten auf der +3,3- und der +5-Volt-Schiene bei gleichzeitig geringer Last auf der +12-Volt-Leitung verursachen. Ein Extrembeispiel wäre eine sparsame Haswell-Plattform mit vier übertakteten High-End-Speicherriegeln, einem Dutzend Festplatten und SSDs sowie bei Verwendung der integrierten Grafiklösung. Je stärker es zu Minor-Rail-betonenden Lastszenarien kommt, desto wahrscheinlicher sind unzulässige Spannungen bei offiziell nicht geeigneten Netzteilen.
An dieser Stelle möchten wir ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Betrieb eines Haswell-Systems mit nicht offiziell geeigneter Spannungsversorgung zwar funktionieren kann, es dafür aber keine Garantie gibt.