AMD Radeon R9 290 im Test: Schnell, günstig und viel zu laut.
11/11Preis-Leistungs-Verhältnis
AMD gibt für die Radeon R9 290 eine unverbindliche Preisempfehlung von 289 Euro ohne Steuern in Europa an. Einen genauen Preis für Deutschland gibt es noch nicht, aus 289 Euro zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer ergeben sich jedoch ungefähr 345 Euro. Bereits seit Tagen sind erste Karten im Handel erhältlich gewesen, die Preise lagen mit über 450 Euro allerdings deutlich zu hoch.
Der aggressive Preis im Vergleich zur Konkurrenz in Form der GeForce GTX 780, die trotz Preissenkung bei aktuell rund 420 Euro liegt, führt dazu, dass die Radeon R9 290 aktuell ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist.
Fazit
Die Radeon R9 290 im Referenzdesign enttäuscht. Und das ist eine echte Überraschung. Die gegenüber der Radeon R9 290X erhöhte Betriebsspannung der GPU macht der Grafikkarte jedoch einen dicken Strich durch die Rechnung. Allein die Deaktivierung von Shadern und der um 53 MHz gesenkte GPU-Takt scheinen nicht ausgereicht zu haben, um die für die R9 290X nicht qualifizierten Chips auf der R9 290 einsetzen zu können.
Auf dem Papier geht die Rechnung auf: neun Prozent weniger Shader, fünf Prozent weniger maximaler Takt, gleicher Speicher, gleiches Kühlsystem, gleiche Funktionen. Das klingt nach einer nur geringfügig langsameren Karte, die mit dem größten Kritikpunkt der R9 290X, der Lautstärke, aufräumen könnte. Am Ende bedarf es bei der Radeon R9 290 allerdings einer deutlich höheren Geräuschkulisse, um die Grafikkarte dort hin zu bringen, wo sie AMD nach Nvidias Preissenkung hin bekommen will: auf das Niveau der GeForce GTX 780.
Der über den Catalyst 13.11 Beta 8 kurzfristig von 40 Prozent auf 47 Prozent der Maximaldrehzahl beschleunigte Lüfter schafft es in unserem Testsystem zwar, bei maximal 95 °C GPU-Temperatur Taktraten zu ermöglichen, die die Grafikkarte im Schnitt leicht vor die GeForce GTX 780 schieben – hier und da wird sogar die GTX Titan geschlagen. Lautstärke und Leistungsaufnahme liegen allerdings deutlich über der Konkurrenz. Unter Last genehmigt sich die Karte 80 Watt mehr als die gleich schnelle GTX 780 und 30 Watt mehr als die schnellere Radeon R9 290X.
Dafür fallen die Anschaffungskosten, die AMD mit 345 Euro angibt, gut 75 Euro niedriger als für die Nvidia-Karte und 135 Euro unter dem aktuellen Marktpreis der R9 290X aus.
Preissegment | AMD | Nvidia |
---|---|---|
> 500 Euro | - | GeForce GTX Titan Preis: 822 € Leistung: 108 % |
400-500 Euro | Radeon R9 290X Preis: 480 € Leistung: 107 % |
GeForce GTX 780 Preis: 420 € Leistung: 100 % |
300-400 Euro | Radeon R9 290 UVP: 345 € Leistung: 102 % |
- |
200-300 Euro | Radeon R9 280X Preis: 239 € Leistung: 87 % |
GeForce GTX 770 Preis: 259 € Leistung: 85 % |
* Leistung bezieht sich auf 2.560 × 1.600 4xAA/16xAF, GeForce GTX 780 normiert auf 100 % Nur Single-GPU-Karten |
Das Leistungsniveau bei weniger Verbrauch und weniger Lautstärke zu diesem Preis wäre eine glatte Empfehlung wert gewesen. So gilt es auf erste Modelle mit alternativer Kühlung zu warten. Vom Kauf des Referenzdesigns raten wir allen, die nicht selber basteln wollen, ab.
Unser Sondertest mit dem Arctic Accelero Xtreme III (ab 40 Euro) bei 7 Volt zeigt, dass die Karte bei unter 40 dB auch beim Maximaltakt von 947 MHz betrieben werden kann. AMD sollte alternative Kühlsysteme der Partner für die Radeon R9 290 schnellstmöglich freigeben. Dann bietet die Grafikkarte eine Leistung, die für unter 350 Euro konkurrenzlos ist; die sehr hohe Leistungsaufnahme bleibt allerdings ein großes Manko. Geplant ist dieser Schritt laut AMD allerdings erst „gegen Ende dieses Jahres“. Im Gleichschritt mit „Custom Models“ der R9 290X.
- schnell genug für 2.560 × 1.600 und Ultra HD (4K)
- AA/AF durchweg möglich
- flexibler Turbo mit vielen Einstellmöglichkeiten
- ZeroCore-Power-Feature
- DirectX 11.2 – Tiled Resources Tier 2
- mit 4.096 MB großer Speicher
- hohe Leistungsaufnahme unter Windows
- sehr hohe Leistungsaufnahme unter Last
- Takt sehr abhängig von der Kühlung
- viel zu laut unter Last (Referenzdesign)
AMD hat sich mit der kurzfristigen Neupositionierung aus der Not heraus für die Brechstange entschieden. Ursprünglich offiziell als leistungsmäßig überlegener Konkurrent der GeForce GTX 770 zum vergleichbaren Preis gedacht, haben AMD zwei Entwicklungen einen Strich durch die Rechnung gemacht und fünf vor zwölf zum Handeln gezwungen: Erstens hat Nvidia die GTX 770 deutlich im Preis gesenkt. Und zweitens erreicht die Grafikkarte bei vormals angepeilten 40 Prozent Lüfterdrehzahl nicht einmal die Leistung der GTX 770.
Die Anpassung macht die Grafikkarte zwar inakzeptabel laut. Das Problem lässt sich allerdings leichter aus der Welt schaffen, als eine Grafikkarte mit weniger Leistung als die GeForce GTX 770 zum höheren Preis zu verkaufen. Von einem guten Gesamtpaket ist die R9 290 am Ende derzeit trotzdem weit entfernt. Eine bessere Resteverwertung scheint derzeit bei „Hawaii“ nicht möglich.
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