EAs Battlefield 4 im Test: Zusammen hui, alleine pfui!

 3/4
Sasan Abdi
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Multiplayer und Technik

Im Einzelspieler enttäuscht „Battlefield 4“. Doch wie sieht es in dem Bereich aus, der für viele Spieler der wesentlich wichtigere Part ist: Dem Mehrspielermodus.

Für Freunde der gemeinsamen Unterhaltung kann ohne Einschränkung Entwarnung geben werden: Hier liefert Dice erwartungsgemäß exquisite Shooter-Kost, auch wenn sich manche Spieler nicht zu Unrecht darüber aufregen, dass viele der geplanten Erweiterungen erst als kostenpflichtige Download-Inhalte nachgereicht werden.

Zum dennoch sehr positiven Gesamteindruck tragen nicht nur die sieben ausgewogenen Spielmodi bei, sondern insbesondere auch die Karten. Teilweise aus der Kampagne entliehen, bieten die Entwickler in dieser Hinsicht große, durchdachte, ausgewogene und vor allem abwechslungsreiche Areale an, die die beste Grundlage für viele weitere Spielstunden darstellen. Dabei steht erneut ein umfassendes Arsenal an Waffen und Fahrzeugen bereit, die in Kombination mit unterschiedlichen Charakterklassen und den gängigen Aufstiegs- und Rangsystemen zum exzessiven Ausprobieren und Vergleichen einladen.

Dass der Multiplayer überzeugt, liegt aber auch an Details wie der Wiedereinführung der Zerstörbarkeit von ganzen Objekten. Ein Gegner nistet sich immer wieder an einer fiesen Stelle der Karte ein? Kein Problem, die Deckung lässt sich binnen weniger Sekunden wegpusten. Hier hat der Spieler es mit einem auf den ersten Blick unwesentlichen Aspekt zu tun, der aber doch das ganze Spielgefühl verändern kann.

Gleiches gilt für das von den Entwicklern viel betonte neue „Levolution“-Feature. Mit diesem Begriff bezeichnet Dice die Flexibilität und Interaktivität der „Battlefield 4“-Maps, wobei die Verantwortlichen in den letzten Monaten nie müde wurden zu betonen, wie vielfältig und unterschiedlich weitreichend die Anpassungen ausfallen können.

Die Möglichkeiten sind in der Tat vielfältig und variieren in ihrer Güte und Reichweite tatsächlich deutlich. So kann der Spieler harmlosere „Events“ aktivieren, in dem er beispielsweise den Strom in einem Gebäude abschaltet oder Tore und Zufahrten schließt um Gegner auszusperren. Er kann aber auch große Geschehnisse auslösen und beispielsweise einen Wolkenkratzer zum Einsturz und einen Damm zum Brechen bringen – oder gar ein Schlachtschiff auf die Karte holen.

Diese neuen Elementen fetzen in den ersten Runden tatsächlich wie versprochen gewaltig. Allerdings setzt überraschend schnell eine Normalisierung ein, sodass wir uns selbst am Sturm auf den Paracel-Inseln irgendwann satt gesehen hat. Trotzdem handelt es sich um durchaus innovative, gelungene Elemente, die vielleicht nicht besonders lang begeistern, aber durchaus die Spielmechanik verändern, da der Spieler immer die potentiellen „Game Changer“ im Auge behalten muss.

Etwas unschlüssig sind wir noch mit Blick auf die Einführung der Commander-Position. Diese strategische Figur kann beispielsweise Artillerieschläge ordern, vor allem aber die Strategie des Teams koordinieren und organisieren. Zwar dürfte der Commander im professionelleren Spielbereich durchaus seine Wirkung entfalten, bei unseren ersten Mehrspielergefechten im öffentlichen Bereich hielt sich der Wirkungsradius aber noch in engen Grenzen.

Dies liegt unserem Eindruck nach nicht nur an der Ignoranz von vielen Mitspielern auf öffentlichen Servern, sondern teilweise auch an der Visualisierung der Befehle. So kann es durchaus ein paar Runden dauern, bis man überhaupt mitbekommt, dass das Team nun über einen Commander verfügt.

Für dieses neue Element gibt es also einige Hürden, die wir allerdings nur bedingt Dice ankreiden können. Stattdessen bleibt zu hoffen, dass die Spieler auch im öffentlichen Spiel zumindest mittelfristig stärker auf die Möglichkeiten des Commanders eingehen werden.

Weitgehend überzeugende Technik

Auch technisch präsentiert sich „Battlefield 4“ in einem guten Zustand. Basierend auf der Frostbite 3 Engine zaubert Dice einen Shooter auf den Bildschirm, der optisch auf jeden Fall zur Speerspitze des gegenwärtigen Angebots gezählt werden kann.

Dabei schlägt die Engine maximalen Profit aus dem Setting, indem die Gegebenheiten im Südchinesischen Meer wunderbar wiedergegeben werden: Es stürmt, es ist feucht, es ist tropisch – es ist atmosphärisch. Ob in den Häuserschluchten von Shanghai, im Inneren eines US-Flugzeugträgers oder aber auf der Multiplayer-Karte „Paracel Storm“: Die Grafik und die Physik sprechen in vielen Situationen eindeutig für „Battlefield 4“.

Allerdings müssen auch kleinere Baustellen angesprochen werden. Dazu gehören vor allem kleinere Clippingfehler im Mehrspielermodus. Nervig sind auch die teils langen Ladezeiten, die benötigt werden, um mit einem Server zu verbinden. In der Kampagne wird dies immerhin durch zumindest optisch gelungene Videosequenzen kaschiert.

Darüber hinaus berichten Spieler auch von häufigeren Verbindungsabbrüchen im Mehrspielermodus und Abstürzen. Ersteres können wir nach gut sieben Stunden im Multiplayer nicht bestätigen; letzteres trat einmal in der Kampagne auf.

Positiv überrascht die Performance. Auf unserem Testsystem läuft „Battlefield 4“ in einer Auflösung von 1920 x 1080 unter „Ultra“-Details bei relativ stabilen 40 bis 50 Bildern pro Sekunde. Auch wenn diese Rate in fordernden Situationen durchaus auf rund 25 FPS einbrechen kann und auch wenn wir im Mehrspieler zugunsten der eigenen Ergebnisse lieber auf „Hohe“-Details gewechselt sind: Die Performance stimmt. Eine Überblick über die Leistungsfähigkeit der Engine auf verschiedenen aktuellen Grafikkarten liefert unser Test zur Radeon R9 280X.

Besitzer von schwächeren Systemen können dabei über standesgemäße Einstellungsmöglichkeiten im Grafikbereich zahlreiche Anpassungen vornehmen. Die individuelle Justierung steht allerdings nur zur Verfügung, wenn man ein 64-Bit-System sein Eigen nennt; andernfalls sind die Direct-X-11-Eigenschaften in der Einstellung „niedrig“ fixiert.

Auch die Sound- und Sprachumsetzung geht in Ordnung. Während erstere mit klassischer Hollywood-Musik gekonnt dynamische oder dramatische Momente unterstreicht, bietet letztere zumindest für die Hauptfiguren weitgehend passable deutsche Stimmen. Wir sind aber trotzdem schnell dazu übergegangen, die englische Ausgabe zu verwenden: Sie ist authentischer und lässt sich mit einem Mausklick im Spiel aktivieren.