Google-Mitarbeiter verfluchen Spionage der NSA
Bei den amerikanischen Tech-Firmen wächst die Wut über das Ausmaß der NSA-Überwachung. Allen voran reagierten die Mitarbeiter von Google äußerst verärgert, nachdem die Washington Post berichtet hatte, dass die NSA mit Hilfe des britischen Partners GCHQ die Cloud-Netzwerke von Google und Yahoo anzapft.
Deutlich wird der Frust in den privaten Google+-Beiträgen von zwei Mitarbeitern. Bei den Beiträgen handelt es sich nicht um offizielle Firmen-Statements, sondern um persönliche Meinungsäußerungen von den Entwicklern Mike Hearn und Brandon Downey aus Googles Sicherheitsabteilung. Dementsprechend fällt auch die Wortwahl aus, beide starten ihre Kritik mit einem markigen „fuck these guys“ – gemeint sind NSA und GCHQ.
Hearn kritisiert, dass NSA und GCHQ mit der Kooperation im Rahmen des „Muscular“-Programms die rechtsstaatlichen Verfahren umgehen. Ein System mit richterlichen Kontrollen wäre die Konsequenz aus Erfahrungen, die über Jahrhunderte „hart erkämpft“ wurden. Wenn so ein System funktioniert, schaffe es eine Balance zwischen der Verbrechensbekämpfung auf der einen Seite und der Bändigung des staatlichen Sicherheitsapparats auf der anderen. „Das System auszuhebeln, ist aus guten Gründen illegal“, so Hearn. Trotzdem müsse sich kein Geheimdienst-Mitarbeiter vor Gericht verantworten.
Hearn kündigt an, dass Googles Sicherheitsabteilung infolge der Enthüllungen an neuer Software arbeite, um die Daten in der Cloud vor dem Zugriff von außerhalb zu schützen. Die Datenformate, die in den veröffentlichten Folien abgebildet sind, würde man auch innerhalb der Google-Cloud nur noch verschlüsselt übermitteln. In den Kommentaren zu dem Beitrag räumt Hearn allerdings ein, dass Google den unverschlüsselten Datenverkehr innerhalb des eigenen Netzwerks schon vor den Enthüllungen von Edward Snowden als Problem ausgemacht habe. Weil man aber nicht davon ausgegangen sei, dass der interne Datenverkehr abgezapft werde und die Verschlüsselung aufwändig ist, wurde das Ziel lange Zeit nur mit einer niedrigen Priorität verfolgt.
Die zuletzt enthüllten NSA-Programme wurden bereits Anfang der Woche von Googles Chairman Eric Schmidt kritisiert. Es sei empörend, wenn die NSA die Glasfaserkabel zwischen den Datenzentren von Google anzapfe, sagte Schmidt im Interview mit dem Wall Street Journal. Mit welchem Willen die NSA Ziele verfolge und offenbar in Kauf nehme, möglicherweise die Privatsphäre von US-Bürgern zu verletzen, wäre nicht in Ordnung. „Die NSA sammelt angeblich die Telefondaten von 320 Millionen Menschen, um 300 Personen zu identifizieren, die ein Risiko darstellen könnten“, sagte Schmidt, der diese Relationen als schlechte Vorgehensweise bezeichnet – die möglicherweise sogar illegal sei.