Google Nexus 5 im Test: Gute Hardware, tolle Software
Vorwort
5. Januar 2010: Google stellt das Nexus One vor. 1.395 Tage später: Google kündigt die fünfte Generation an, das Nexus 5.
Seit Anfang 2010 bietet Google mit der Nexus-Serie eigene Smartphones an, die im Sommer 2012 durch Nexus-Tablets ergänzt wurden. Ein neues Nexus steht für moderne und schnelle Hardware, es steht traditionell aber auch für eine neue Android-Version. Auf dem Nexus 5 ist das Android 4.4 KitKat. Das Nexus 5 ist somit auch Trägermaterial für Google. Nur auf diesem Telefon steht Android 4.4 aktuell in vollem Umfang zur Verfügung.
Dass Software einen höheren Stellenwert als Hardware für Google hat, zeigten bereits die Vorgänger. Nexus 4 und Galaxy Nexus sind ohne Frage gute Telefone, in jeder Hinsicht perfekt sind sie aber nicht.
Dass sich diese Tradition auch beim neuen Nexus fortsetzen könnte, zeigten interne Handbücher von LG, die vor der offiziellen Ankündigung technische Details preisgaben. Das Nexus 5 ist mit Blick auf das Datenblatt in den Bereichen Akku und Kamera dem Schwestermodell G2 unterlegen. Doch entsteht daraus ein spürbarer Nachteil im Alltag? Ist Hardware doch wichtiger als Software?
Wie gut ist Android 4.4 überhaupt und welche Neuerungen bringt es mit? Und schlussendlich die Frage, ob das Nexus 5 wie das Nexus 4 mehr als die Summe seiner Einzelteile ist. Antworten im Test.
Spezifikationen
Alle bisher erschienenen Nexus-Smartphones im technischen Vergleich.
Google Nexus 5 | Google Nexus 4 | Samsung Galaxy Nexus | Samsung Nexus S | Google Nexus One | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 4.4 | Android 4.2 | Android 4.0 | Android 2.3 | Android 2.1 |
Display: | 4,95 Zoll, 1.080 × 1.920 445 ppi IPS, Gorilla Glass 3 |
4,70 Zoll, 768 × 1.280 320 ppi IPS, Gorilla Glass 2 |
4,65 Zoll, 720 × 1.280 316 ppi HD Super AMOLED |
4,00 Zoll, 480 × 800 233 ppi Super Clear LCD Variante 4,00 Zoll, 480 × 800 233 ppi Super AMOLED |
3,70 Zoll, 480 × 800 254 ppi AMOLED |
Bedienung: | Touch, Status-LED | Touch | Touch, Status-LED | ||
SoC: | Qualcomm Snapdragon 800 4 × Krait 400, 2,26 GHz 28 nm, 32-Bit |
Qualcomm Snapdragon S4 Pro 4 × Krait, 1,50 GHz 28 nm, 32-Bit |
Texas Instruments OMAP 4460 2 × Cortex-A9, 1,20 GHz 45 nm, 32-Bit |
Samsung Exynos 3110 1 × Cortex-A8, 1,00 GHz 45 nm, 32-Bit |
Qualcomm Snapdragon S1 1 × Scorpion, 1,00 GHz 65 nm, 32-Bit |
GPU: | Adreno 330 450 MHz |
Adreno 320 400 MHz |
PowerVR SGX540 384 MHz |
PowerVR SGX540 200 MHz |
Adreno 200 |
RAM: | 2.048 MB LPDDR3 |
2.048 MB LPDDR2 |
1.024 MB LPDDR2 |
512 MB LPDDR |
|
Speicher: | 16 / 32 GB | 8 / 16 GB | 16 GB | 4 GB (erweiterbar) | |
1. Kamera: | 8,0 MP, 1080p LED, f/2,40, AF, OIS |
8,0 MP, 1080p LED, f/2,40, AF |
5,0 MP, 1080p LED, f/2,80, AF |
5,0 MP, 480p LED, AF |
|
2. Kamera: | Nein | ||||
3. Kamera: | Nein | ||||
4. Kamera: | Nein | ||||
5. Kamera: | Nein | ||||
1. Frontkamera: | 1,3 MP, 720p AF |
1,3 MP, 720p | 0,3 MP, 480p | Nein | |
2. Frontkamera: | Nein | ||||
GSM: | GPRS + EDGE | ||||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
HSPA+ ↓21,6 ↑5,76 Mbit/s |
HSPA ↓7,2 ↑5,76 Mbit/s |
HSPA ↓7,2 ↑2,00 Mbit/s |
|
LTE: | Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
Nein | |||
5G: | Nein | ||||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
802.11 a/b/g/n Wi-Fi Direct, Miracast |
802.11 a/b/g/n Wi-Fi Direct |
802.11 b/g/n | 802.11 b/g |
Bluetooth: | 4.0 LE | 4.0 | 3.0 | 2.1 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS | A-GPS | |||
Weitere Standards: | Micro-USB 2.0, SlimPort, NFC | Micro-USB 2.0, SlimPort, NFC, 3,5-mm-Klinke | Micro-USB 2.0, MHL, NFC | Micro-USB 2.0 | |
SIM-Karte: | Micro-SIM | Mini-SIM | |||
Akku: | 2.300 mAh (8,74 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
2.100 mAh (8,00 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
1.750 mAh (6,48 Wh) austauschbar |
1.500 mAh (5,55 Wh) austauschbar |
1.400 mAh (5,18 Wh) austauschbar |
Größe (B×H×T): | 69,2 × 137,8 × 8,59 mm | 68,7 × 133,9 × 9,10 mm | 68,0 × 136,0 × 8,94 mm | 63,0 × 123,8 × 10,88 mm | 59,8 × 119,0 × 11,50 mm |
Schutzart: | – | ||||
Gewicht: | 130 g | 139 g | 138 g | 129 g | 130 g |
Preis: | 349 € / 399 € | 299 € / 349 € | 679 € | 579 € | 490 € |
Design & Verarbeitung
Glas ade, jetzt kommt Plastik! „Unapologetically plastic“ nennt das Apple. Das Nexus 5 muss sich für sein Kunststoffgehäuse weder entschuldigen noch rechtfertigen, es fühlt sich einfach gut an. Es ist weich, rutsch nicht aus der Hand und hinterlässt qualitativ einen guten Eindruck. Und es ist leicht. Das Nexus 5 ist zwar nur neun Gramm leichter als das Nexus 4, doch verteilt auf 137,8 × 69,2 × 8,59 mm wird etwas Schwereres erwartet. Es wiegt damit so viel wie das Nexus One oder Nexus S, bietet aber deutlich mehr Technik.
Designpreise wird aber auch das Nexus 5 nicht gewinnen, denn obwohl das Telefon optisch, weil einfach gehalten, gefällt, macht es gerade diese Eigenschaft nicht leicht, das Nexus 5 in Szene zu setzen. Unsere Variante des Nexus 5 ist vor allem eins: schwarz, und das soweit das Auge reicht. Keine Logos oder Akzente, die die Front verunstalten könnten, keine Knöpfe, um Android zu bedienen. Alles findet auf dem Display statt. Nur seitlich finden sich Schalter, die Google aus Keramik fertigen lässt. Die Lautstärkewippe fällt etwas scharfkantig aus, bietet aber einen guten Druckpunkt, gleiches gilt für den Ein-/Ausschalter, der zudem minimal tiefer im Gehäuse sitzt.
Auf der Rückseite zeigt sich das Nexus 5 selbstbewusst. Nexus lautet es dort in großen Lettern mit Vertiefung. Nach der leicht hervorstehenden und übergroß erscheinenden Kamera ist dies das zweit auffälligste Merkmal des Nexus 5. Google macht dort weiter, wo das Nexus 4 aufgehört hat. Auch das Nexus 4 war von vorne betrachtet nicht mehr als ein schwarzes Rechteck, dessen Designer sich nur auf der Rückseite austoben durften.
Apropos Nexus 4: Es ist eine unauffällige Eigenschaft, die in keinem Datenblatt oder Handbuch dokumentiert wird, aber trotzdem jeden Tag von Bedeutung ist. Das Nexus 4 ist mit einem zum linken und rechten Rand leicht abgerundeten Display ausgestattet, das Wischgesten nicht nur vereinfacht, sondern diesen Vorgang zu etwas Besonderem macht. Das Nexus 5 kann mit dieser Eigenschaft nicht aufwarten. Der Übergang von Display zu Gehäuse ist auf dem Nexus 5 zwar nicht scharfkantig, aber doch spürbar. Und das immer wieder. Denn Google setzt bei mittlerweile fast allen Apps auf ein Menü, das sich per Geste vom linken Rand aus öffnen lässt. Unter Android 4.4 wird sogar Google Now mit dieser Geste geöffnet. Neu bedeutet in diesem Fall nicht besser.
Neu kann aber auch von Vorteil sein, denn im Gegensatz zum Vorgänger möchte das Nexus 5 nicht bei jeder Gelegenheit vom Tisch rutschen. Die gläserne Rückseite des Nexus 4 ist so glatt, dass man dem Telefon praktisch beim Wandern über den Tisch zugucken kann. Das Nexus 5 liegt sicher und verstummt zudem nicht, weil der Lautsprecher von der Rückseite auf die Unterseite gewandert ist. Dieser klingt anders, aber nicht unbedingt besser. Weniger hell und etwas voluminöser als beim Nexus 4, bei hohen Lautstärken aber verzerrt und insgesamt bewertet anderen Telefonen unterlegen. Das Galaxy Note 3 klingt besser und bietet eine höhere maximale Lautstärke, das HTC One spielt in einer komplett eigenen Liga. Außerdem täuscht die Optik. Denn nur hinter dem linken Gitter befindet sich ein Lautsprecher, rechts versteckt sich eines der beiden Mikrofone.
Unauffällig, schlicht, sehr gut verarbeitet und obendrein mit überzeugender Haptik versehen. Das Nexus 5 punktet bei Design und Verarbeitung in mehrfacher Hinsicht. Es sorgt bei Nexus-4-Besitzern neben einem lachenden aber auch für ein weinendes Auge, denn Wischgesten fühlen sich auf dem Vorgänger angenehmer an. Die zurückhaltende Optik verdeutlicht aber auch das eingangs erwähnte Kredo von Google: Software vor Hardware. Für den ein oder anderen könnte das Nexus 5 sogar zu schlicht ausfallen. Uns sagt das Gerät aus den genannten Gründen aber eindeutig zu.