HTC One max im Test: Auf klein folgt groß
5/6Kamera
Mit der sogenannten UltraPixel-Kamera wollte HTC Anfang 2013 den Smartphone-Markt revolutionieren. Weniger und dafür größere Pixel sollten des Rätsels Lösung für bessere Fotos sein. Vor allem unter schlechten Lichtbedingungen ging dieses Konzept auch auf, doch zeigte sich bei Tageslicht, dass nur vier Megapixel relativ schnell an ihr Limit stoßen und dass Kameras anderer Smartphones oftmals deutlich mehr Details einfangen können. Das war weniger bei auf das Smartphone-Display oder den PC-Monitor skalierten Bildern, aber umso stärker bei 100-Prozent-Ansicht eines Ausschnitts sichtbar.
Genau so lassen sich auch die Fotos des One max beschreiben. Typisch für HTC sind die etwas ausgewaschen wirkenden Farben und der insgesamt leicht körnige Look der Aufnahmen. Trotzdem entstehen mit dem One max bei Tageslicht befriedigende bis gute Bilder, die besonders auf dem Smartphone die ein oder andere Schwäche kaschieren können.
Unter schlechten Lichtbedingungen wird deutlich, was der Kamera des One max gegenüber dem One fehlt: der optische Bildstabilisator. Warum HTC diesen bei einem – an der unverbindlichen Preisempfehlung gemessen – 20 Euro teureren Smartphone nicht integriert hat, ist uns schleierhaft. Schließlich basiert auch die restliche Hardware auf dem One, und nicht dem One mini, das auf den optischen Stabilisator verzichten muss. Bei Nacht heißt es einatmen, fest zupacken und möglichst ohne große Bewegungen den Auslöser drücken, um nicht verwackelte Aufnahmen zu bekommen.
Für unsere Bilder haben wir das One max auf Objekten in der Umgebung abgestellt, damit die Bilder nicht verwackeln. Besonders im HDR-Modus gelingen ansehnliche Bilder, bei denen einzelne Lichtquellen weniger stark überstrahlen. Der Nacht-Modus spiegelt indes die tatsächlichen Bedingungen besser wider.
Auch im direkten Vergleich zeigt sich: Mehr Details sowie insgesamt kühlere Bilder bei Apple und Samsung, wärmere Farbtöne und im Ausschnitt betrachtet weniger Details bei HTC. Auf dem One max erscheint auch der Bildausschnitt größer, weil dieses standardmäßig Fotos im 16:9-Format schießt. Auffällig ist, dass dem iPhone 5 im Szenario mit mehreren Objekten und weißem Hintergrund das beste, vom Balkon aus aber das schlechteste Bild gelingt, weil die Optik den spezifischen Lichteinfall der Sonne weniger gut verkraftet. Zu erwähnen ist außerdem, dass der Fokus für die Makroaufnahmen bewusst auf die hinteren beiden Kondensator gelegt wurde.
Das Manko des nicht vorhandenen optischen Bildstabilisators macht sich nicht nur nachts bei Fotos, sondern auch tagsüber bei Videoaufnahmen bemerkbar. Selbst bei möglichst ruhiger Haltung ist ein omnipräsentes leichtes Zittern in den Videos zu erkennen. Beim HTC One ist das anders.
Obwohl Full HD nur knapp 2,1 Megapixeln entspricht, ist auch bei Videos die vergleichsweise geringe Auflösung des Sensors sichtbar, da das Downsampling auf einer schlechteren Basis ausgeführt wird. Insgesamt ist das Ergebnis befriedigend.
Die Zeitlupenfunktion ähnelt der des iPhone 5S, denn auch das One max arbeitet mit 120 FPS und erlaubt es dem Anwender anschließend, das Video oder Ausschnitte des Videos mit halber oder nur noch einem Viertel der ursprünglichen Bildwiederholrate abzuspielen bzw. zu exportieren, woraus der Zeitlupeneffekt entsteht. Allerdings bietet das One max einen entscheidenden Nachteil: 120 FPS schafft das One max nur mit 768 × 432 Pixeln, was zu einer deutlichen Reduzierung der Bildqualität führt. Das iPhone 5S schafft 720p.
Im High-Frame-Rate-Modus (HFR) erreicht das One max mit 1.280 × 720 Bildpunkten wieder HD-Auflösung, doch sind dann nur noch 60 anstatt 120 Bilder pro Sekunde möglich. Die Qualität leidet darunter deutlich weniger stark als noch beim Zeitlupenmodus und sogar Vorteile entstehen. Mit 60 FPS verschwinden die typischen Ruckler bei Kameraschwenks, sodass das Video angenehm stotterfrei wirkt. Gleichzeitig kommt es zum sogenannten Soap-Opera-Effekt, bei dem sich bewegende Objekte stärker vom festen Hintergrund abheben.
Konnektivität
Der Bereich Konnektivität bleibt aufgrund annähernd identischer Hardware zum HTC One unberührt. Wie alle anderen One-Smartphones unterstützt das One max HSPA+ mit maximal 42 und LTE mit bis zu 100 Mbit/s. Die für ein Smartphone sehr guten Lautsprecher machen sich nicht nur bei Musik, Filmen und Spielen positiv bemerkbar, sondern auch bei Telefonaten oder der Nutzung der Freisprechfunktion. Ans Ohr gehalten hört sich das One max durch die voluminösen Lautsprecher klarer an als andere Smartphones. Auch die Geräuschunterdrückung durch das zweite Mikrofon auf der Rückseite funktioniert zuverlässig.
Die im Test sehr schnelle Ortung des Geräts findet primär per A-GPS und GLONASS statt und wird von WLAN- und Mobilfunknetzen unterstützt. WLAN beherrscht das One max bis hoch zum schnellen ac-Standard, Bluetooth 4.0 funktioniert seit Android 4.3 auch mit „Low Energy“. NFC konnten wir über kurze Distanzen mit einem Nexus 4 und dem Austausch von Bildern testen, was keine Probleme bereitete. Beim One mini fiel Infrarot dem Rotstift zum Opfer, beim One max ist es wieder dabei und kann für Grundfunktionen von Fernsehern, Receivern und ähnlichen Geräten verwendet werden. Allerdings ersetzt das Telefon wie auch schon im Test des One nicht alle Fernbedienungen im Haushalt, weil nicht alle Funktionen der eigenen Komponenten komplett abgedeckt werden.
Laufzeiten
Großes Smartphone, großer Akku, lange Laufzeit? Das One max ist mit einem 3.300-mAh-Akku ausgestattet und bietet demnach fast 45 Prozent mehr Kapazität als das One mit 2.300-mAh-Akku. Prozentual betrachtet ist das auch ziemlich genau der Vorsprung, den sich das One max gegenüber dem One im Video-Dauertest erarbeitet. Im bisher nur von wenigen Smartphones durchlaufenen Browser-Test bei ebenfalls 200 cd/m² setzt sich das One max mit über achteinhalb Stunden an die Spitze. Allerdings mangelt es hier noch an Vergleichbarkeit.
Diesen guten Werte werden weniger stark von den Erfahrungen im Alltag getragen. Im Schnitt waren im Verlauf einer Woche circa 36 Stunden ohne erneutes Laden möglich. Dabei wurde morgens und abends jeweils für 45 Minuten gespielt und tagsüber das Telefon für das Abarbeiten von drei E-Mail-Konten und WhatsApp genutzt. Telefonate beschränkten sich auf etwa zwei bis drei kurze Gespräche pro Tag. WLAN, GPS und mobile Daten waren zu jeder Zeit aktiviert. 36 Stunden bedeutet aber auch, dass das One max effektiv jeden Abend aufgeladen werden sollte. Zwei voll Tage sind nur möglich, wenn gewisse Funktionen deaktiviert oder die Automatik der Display-Helligkeit manuell gegen einen niedrigeren Wert getauscht wird.