Microsoft Xbox One im Test: Das leisten Hardware und Betriebssystem
2/6Der neue Controller
Der Controller der Xbox 360 gilt systemübergreifend als einer der besten, wenn nicht gar der beste Controller überhaupt. Selbst Spieler, die Konsolen nichts abgewinnen können, greifen häufig am PC beim Einsatz eines Gamepads auf den Controller der Xbox 360 zurück. Gerade die Positionierung der Knöpfe und Thumbsticks sowie seine Größe werden immer wieder gelobt.
Dennoch hat Microsoft sich für die Xbox One auch an den Controller gewagt und versucht, diesen weiter zu verbessern. Mehr als 40 technische Innovationen sollen dabei in den neu gestalteten Controller eingeflossen sein. Auch wenn zunächst nur der nach oben gerutschte Xbox-Button auffällt, hat der neue Controller weit mehr Verbesserungen zu bieten – die Sticks, das Steuerkreuz, die Schultertasten und die Form wurden überarbeitet.
Die nunmehr abgerundeten Schultertasten des neuen Controllers der Xbox One bieten Vibration, wodurch das Spielgeschehen noch besser auf den Spieler übertragen werden soll. Gerade bei Rennspielen, in denen die Tasten häufig für die Beschleunigung dienen, soll so das Überfahren der Randsteine noch eindrucksvoller an den Spieler zurückgemeldet werden. Auch das digitale Steuerkreuz wurde überarbeitet und bietet bessere Druckpunkte. Die Thumbsticks weisen eine leicht veränderte Form auf und wurden zudem durch eine kleine Riffelung griffiger gestaltet. Darüber hinaus ist die gesamte Oberfläche des Controllers etwas griffiger als beim Controller der Xbox 360. Die leicht angepasst Form soll dafür sorgen, dass der Controller zu noch mehr Handgrößen passt. Eine neue View-Taste zeigt in Spielen und Anwendungen zusätzliche Informationen an oder ruft beispielsweise im Internet Explorer direkt die Adresszeile auf.
Auch an der Unter- und Rückseite weist der neue Controller Veränderungen auf. Zum einen steht das Batteriefach nicht mehr ab, sondern wurde geschickt in den Controller integriert, zum anderen befinden sich an der Rückseite des Controllers kleine Leuchtdioden, die sich mit Kinect 2.0 synchronisieren, so dass die Xbox One immer genau weiß, welcher Spieler sich gerade wo im Raum befindet und wer welchen Controller nutzt. So kann die Anordnung des Splitscreens im Mehrspielermodus beispielsweise automatisch angepasst werden, wenn die Spieler die Plätze tauschen. Gibt man den Controller an einen Freund weiter, kann die Xbox One zudem automatisch die Einstellungen des jeweiligen Spielers auswählen.
Betrieben wird der Controller wahlweise kabellos mit Batterien bzw. Akkus oder aber über ein Micro-USB-Kabel, welches nicht zum Lieferumfang gehört.
Zugegeben, ob des sehr guten Controllers der Xbox 360 waren wir skeptisch, ob Microsoft sich mit einem überarbeiteten Controller für die Xbox One tatsächlich einen Gefallen tun wird. Nach etlichen Stunden Spielzeit sind unsere Bedenken jedoch verflogen. Der neue Controller ist griffiger, liegt besser in der Hand und alle Knöpfe sind weiterhin sehr gut erreichbar. Microsoft hat den Controller somit genau an den richtigen Stellen verbessert, ohne dabei an den sehr guten Eigenschaften des Controllers der Xbox 360 zu rütteln.
Kinect 2.0
Mit der Xbox One hat Microsoft auch die Bewegungssteuerung Kinect überarbeitet und deutlich verbessert. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen dazu entschieden, Kinect 2.0 zum festen Lieferumfang jeder Xbox One zu machen, was zwar den einmaligen Anschaffungspreis im Vergleich zur PlayStation 4 in die Höhe treibt, aber dafür sorgt, dass alle Käufer der Xbox One eine identische Hardware-Basis haben, identische Funktionen nutzen können und auch Entwickler einen deutlich größeren Anreiz haben, Kinect 2.0 in größerem Umfang zu unterstützen. Da das gesamte Konzept der Xbox One auf den Möglichkeiten von Kinect aufbaut und diese stärker als bei der Xbox 360 in den Vordergrund rückt, ist das ein notwendiger und richtiger, wenn auch von Hardcore-Spielern nicht begeistert aufgenommener Schritt.
Steuerung per Geste
Kinect 2.0 verfügt nun über eine 1080p-Kamera und eine neue Technologie namens „aktives Infrarot“, welche Infrarotstrahlen aussendet und misst, wie lange die Photonen benötigen, um zum Sensor zurückzukehren – unabhängig von den meist sehr unterschiedlichen Lichtverhältnissen im Raum. Beides zusammen ergibt ein virtuelles Abbild des Raumes und der sich darin befindenden Personen. Kinect 2.0 unterscheidet so völlig problemlos nicht nur mehrere Personen im Raum, sondern kann auch die Stimmen zuordnen. Hierzu verfügt das System über eine Mikrofonleiste am unteren Rand der Kamera mit mehreren Mikrofonen, die auch Nebengeräusche filtern, was sich bei Sprach- und Videotelefonie via Skype auszahlt.
Darüber hinaus ermöglicht das Infrarotlicht auch die Steuerung anderer Geräte im Raum. So kann über die Xbox One auch der Fernseher ein- und ausgeschaltet und die Lautstärke angepasst werden.
Sofern der Benutzer den Modus „schnelles Hochfahren“ aktiviert, um die Konsole per Sprachbefehl einzuschalten, sind die Mikrofone in Kinect 2.0 zwangsläufig dauerhaft eingeschaltet. Für im Vorfeld immer wieder aufgekommene Befürchtungen, dass Kinect 2.0 ohne Einwilligung des Benutzers fortwährend das Geschehen im Wohnzimmer überwacht und diese Informationen Geheimdiensten wie der NSA zugänglich sind, gibt es bislang allerdings keine Belege. Kinect lässt sich optional allerdings deaktivieren oder ultimativ komplett vom System trennen – die Xbox One verrichtet auch dann ihren Dienst.
Unsere ersten Tests und Erfahrungen mit Kinect 2.0 bei der Xbox One haben gezeigt, dass Microsoft mit dieser Technologie weiterhin ein klares Alleinstellungsmerkmal besitzt, dass sich von allen anderen Bewegungssteuerungen auf dem Markt absetzen kann. In der Vergangenheit wählten Entwickler jedoch immer wieder den Weg, Kinect nur rudimentär und für ausgewählte Interaktionen zu unterstützen, um es überhaupt zu unterstützen. Es liegt deshalb jetzt an den Entwicklern, von den Möglichkeiten von Kinect 2.0 besseren und umfassenderen Gebrauch zu machen als bei der Xbox 360.
Steuerung per Sprache
Im Zusammenspiel mit Kinect 2.0 bietet die Xbox One eine Sprachsteuerung, mittels derer man die Konsole nicht nur ein- und ausschalten, sondern auch zwischen Spielen und Anwendungen hin und her schalten kann. Auch Videos, Filme und Musik lassen sich per Sprachsteuerung pausieren, spulen oder überspringen. Im Zusammenspiel mit Bing und dem Internet Explorer steht zudem eine sprachgesteuerte Suche zur Verfügung. Auch Webseiten lassen sich im Internet Explorer über Sprachbefehle aufrufen, womit man auf die Eingabe der URL über den Controller verzichten kann, sofern die Webseite dies unterstützt. Im Test funktionierte deshalb nur der Aufruf weniger Seiten per Sprache zuverlässig. Über den Befehl „Xbox Aufzeichnen“ kann der Spieler so aber auch ohne sich durch weitere Menüs zu wühlen die letzten 30 Sekunden des aktuellen Spielgeschehens aufnehmen.
Der Wechsel zwischen Anwendungen und Spielen, ohnehin eine der Stärken der Xbox One, verlief in unseren Tests über die Sprachsteuerung schnell und unkompliziert. Szenarien wie die sprachgesteuerte Suche erweisen sich dann als schwierig, wenn man englische Begriffe suchen möchte, die Konsole jedoch eine deutsche Eingabe erwartet und versucht zu erkennen. „Xbox, gehe zu Assassin's Creed 4“ verstand die mit deutscher Spracheinstellung betriebene Konsole erst, als wir das Spiel in einem haarsträubenden deutschen Akzent aussprachen.
Das Einschalten des Fernsehers und der Xbox One per Sprachbefehl ist nur möglich, wenn man sich bei der Einrichtung der Xbox One für einen schnelleren Start der Konsole in Verbindung mit einer höheren Standby-Leistungsaufnahme entschieden hat. Damit der Fernseher von der Xbox One per Infrarot eingeschaltet werden kann, muss die Steuerung einmalig konfiguriert werden. Da Philips nichts als Hersteller in den Vorgaben der Xbox One hinterlegt war, hat die Xbox One über drei kurze Befehle, deren richtige Ausführung im Menü bestätigt werden musste, die Steuerung des Fernsehers erlernt. Dies funktionierte bei uns schnell und völlig ohne Probleme.
Was wir vermisst haben, ist eine allgegenwärtige Texteingabe per Sprache, etwa beim Anmelden bei Origin, Uplay oder dem Microsoft-Konto – gerne auch Buchstabe für Buchstabe. Hier muss sich der Benutzer weiterhin per Controller durch eine Onscreen-Tastatur klicken, bis die E-Mail-Adresse oder andere Informationen vollständig eingegeben wurden.
Gebrauchtspiele und Onlinezwang?
Xbox One, das Ende der Gebrauchtspiele? Ständiger Online-Zwang oder alle 24 Stunden mindestens einmal mit dem Internet verbinden, um die Xbox One überhaupt noch nutzen zu können? Die Kritik an Microsoft und der Xbox One war enorm, nachdem Details zu Microsofts geplantem Online-DRM bekannt wurden. Microsoft reagierte schon im Juni 2013 mit einer kompletten Kehrtwende.
Online-Zwang? Nicht mit der Xbox One! Gebrauchtspiele, Regionalsperre, Verleihen von Spielen? Keine Probleme mit der Xbox One! Dies war überraschend Microsofts Botschaft nach dem Aufschrei unter den Konsolenspielern. Denn, was auf dem PC – gegen den lauten Protests einer „Minderheit“ – funktioniert und durch Steam, Origin, Uplay und Co. bereits zum Alltag gehört, funktioniert auf einer Konsole noch lange nicht. Bei Konsolen gehört es nach wie vor zum Alltag, dass man ein Spiel auch zum Freund mitnehmen kann, um es dort gemeinsam zu spielen, es im Freundeskreis verleiht oder mehrere alte Spiele gegen einen neuen Titel eintauscht. In Großstädten haben sich zu PlayStation 1 und 2 Zeiten unzählige kleine Ladengeschäfte entwickelt, die nur auf den An- und Verkauf von gebrauchten Konsolenspielen spezialisiert sind. All dies ist ebenso wie ein Spielen ohne ständige Internetverbindung fest in der potentiellen Käuferschaft verwurzelt, so dass Microsoft zur Kehrtwende gezwungen war.
Eine Internetverbindung benötigt die Xbox One nun lediglich bei der erstmaligen Einrichtung. Einem Verkauf oder Verleih der Spiele steht nichts mehr im Wege, da sie nicht dauerhaft an einen Account gebunden werden. Auch beim Spielen digital erworbener Spiele muss nach dem Herunterladen keine Internetverbindung mehr bestehen. Ein Weiterverkauf dieser digital erworbenen Spiele ist aktuell allerdings nicht möglich.