Die 48. Greenlight- & Crowdfunding-Woche im Rückblick
Unser regelmäßiger Rückblick fasst die interessantesten Neuheiten rund um Crowdfunding-Projekte und Neuerscheinungen abseits des Videospiele-Mainstreams zusammen. Dieses Mal unter anderem im Fokus: Noch mehr Nachschub für Weltraum-Fans, der geistige Nachfolger zu „Command & Conquer: Renegade“ sowie Festival of Magic.
The Mandate – Starker Endspurt
Manche Kickstarter-Projekte erschließen sich innerhalb der ersten paar Sekunden dem Betrachter, andere hingegen benötigen mehrere Anläufe bis die Spiel-Idee wirklich verstanden wurde. Im Normalfall weist letzteres auf eine schlechte Präsentation hin – im Fall von The Mandate hingegen liegt es jedoch an der schieren Anzahl an Ideen und Spielmechaniken, die Perihelion Interactive mit ihrem Weltraumspiel in einen Topf werfen: Das Sandbox-Weltraum-Rollenspiel kann sowohl alleine im Singleplayer als auch mit bis zu sechs Spielern kooperativ gespielt werden. Jeder Spieler übernimmt dabei die Rolle eines Kapitäns und trägt die Verantwortung für Schiff und Crew gleichermaßen. Unter anderem durch Weltraumschlachten sammeln der Spieler und seine Crew Erfahrung und Ressourcen, die in Schiffs- und Crew-Upgrades sowie Forschung und Produktion investiert werden können. Zudem besteht die Möglichkeit, Weltraumkreuzer und Sternenbasen zu konstruieren, um das eigene Fortbestehen zu sichern.
Kämpfe können dabei nicht nur zwischen Weltraum-Kolossen ausgetragen werden, sondern auch innerhalb dieser: Beim Entern gegnerischer Schiffe wechselt die Spielperspektive in eine isometrische Ansicht und die Gefechte werden in Echtzeit an Bord des Schiffes, Raum für Raum bestritten. Im jüngst veröffentlichten Video veranschaulichen die Entwickler ihre Vision für die Kämpfe an Bord anhand von „Pre-Production“-Aufnahmen. In der finalen Version sollen ein Deckungs-System sowie unterschiedliche „Haltungen“ und verwendbare Gegenstände für ausreichend taktische Abwechslung sorgen.
Im Grunde genommen könnte man sich das Gameplay von The Mandate wie ein 4X-Strategiespiel aus der Sicht einer einzelnen Flotte vorstellen, so die Entwickler in einem lesenswerten Interview mit RockPaperShotgun. Der Spielfortschritt macht sich anhand der Erfahrung der eigenen Crew, der Ausstattung des Schiffes und des Einflusses im Weltraum bemerkbar, wodurch im späteren Spielverlauf nicht hunderte unterschiedliche Schiffe und riesige Armeen im Auge behalten werden müssen, sondern der Spieler sich auf die Geschichte seiner Crew konzentrieren kann. Die finale Version des Spiels soll laut Aussage der Entwickler knapp 40 Stunden Spieldauer umfassen.
Die Kickstarter-Kampagne zu The Mandate nahm erst auf der Zielgeraden ordentlich an Fahrt auf (Kicktraq) und konnte die angepeilte Finanzierungssumme von 500.000 US-Dollar bereits knacken. Aktuell kratzt das Projekt an der 650.000 US-Dollar-Marke und konnte dadurch schon zusätzliche Spielinhalte in Form von Missionen auf Planeten als Etappenziel hinter sich lassen. Um eine digitale, DRM-freie Vollversion des Spiels für Windows-, Mac- oder Linux-Systeme bei der voraussichtlichen Veröffentlichung im März 2015 zu erhalten, ist eine Zahlung von 20 US-Dollar nötig.
Wir danken unserem Leser „Senephar“ für den Hinweis zu diesem Kickstarter-Projekt!
Renegade X – geistiger Nachfolger zu „Command & Conquer: Renegade“
Im Jahr 2002 wagte die mittlerweile geschlossene Spieleschmiede Westwood Studios mit Command & Conquer: Renegade den Spagat zwischen Echtzeitstrategie und Ego-Shooter. Während der Einzelspielermodus bedingt durch schwache KI in Vergessenheit geriet, erinnern sich auch heute noch viele Spieler gerne an die Multiplayer-Gefechte zwischen GDI und der Bruderschaft von NOD, in denen Spieler erstmals aus der Ego-Perspektive im Tiberium-Universum taktische Schlachten um das gleichnamige Mineral austragen durften. Nachdem Electronic Arts die Entwicklung zum offiziellen Nachfolger namens „Tiberium“ im Oktober 2008 einstellte, schien das Schicksal der C&C-Ego-Shooter besiegelt – wären da nicht eine Hand voll fleißiger Fans und Modder, die seitdem versuchen den Geist von C&C: Renegade mit neuer Engine wieder aufleben zu lassen.
Einst als Unreal Tournament 3 Mod begonnen, befindet sich Renegade X nun als komplett kostenlose Standalone-Version mit Unreal Engine unter der Haube auf dem Weg in Richtung heimischer Rechner. Wie die Entwickler im neuesten Status-Update verkündeten, fällt der Veröffentlichungstermin von Version 1.0 des Multiplayer-Ablegers auf den zwölften Geburtstag von C&C: Renegade – den 26. Februar 2014. Gefeiert wird die Bekanntgabe des Termins mit einem neuen Trailer:
Wer sich jedoch nicht bis zur Veröffentlichung der Mehrspielervariante im Februar gedulden möchte, dem sei die Singleplayer-Auskopplung „Renegade X: Black Dawn“ ans Herz gelegt. Totem Arts hat die knapp ein- bis zweistündige Singleplayer-Kampagne Ende Januar 2012 kostenlos zum Download bereitgestellt (IndieDB, offizielle Mirrorseite). Die Multiplayer-Version soll laut Aussage der Entwickler mehr als 30 Waffen und 15 unterschiedliche Fahrzeuge enthalten, wobei Spieler, wie im Vorbild, die Möglichkeit haben, Nuklearschläge, Ionenkanonen und Luftangriffe anzufordern, um beispielsweise kritische Strukturen der gegnerischen Basis oder deren Tiberium-Sammler zu zerstören.
Elite: Dangerous – Detaillierte Einblicke ins Cockpit-Design
Als Teil des Auftakts unseres wöchentlichen Greenlight- & Crowdfunding-Rückblicks konnte der Nachfolger der Elite-Spielreihe mit einer imposanten Weltraumschlacht die Aufmerksamkeit vieler Spieler auf sich ziehen. Im neuesten Entwicklertagebuch gewähren die Entwickler nun einen Einblick in den Designprozess der unterschiedlichen Cockpit-Elemente und präsentieren dabei unter anderem das holographische Head-Up-Display anhand von neuen Gameplay-Ausschnitten.
Bisher konnte Elite: Dangerous 2.041.240 britische Pfund mittels Crowdfunding sammeln. Interessierte Spieler, die die Kickstarter Kampagne im Januar 2013 verpasst haben, haben noch bis zum 6. Dezember Zeit, sich als „Early Backer“ auf der offiziellen Webseite zu registrieren. Nach dem 6. Dezember erfolgt die Umstellung auf ein anderes Shop-System, was möglicherweise auch veränderte Preise für die jeweiligen Unterstützerstufen nach sich zieht, wie es schon bei den unterschiedlichen Crowdfunding-Phasen von Star Citizen der Fall war. Aktuell müssen Unterstützer mindestens 30 britische Pfund beisteuern, um zur Veröffentlichung des Spiels eine digitale Version zum Download zu erhalten. Noch im Dezember soll eine erste Alpha-Fassung für Unterstützer zur Verfügung gestellt werden. Um jedoch an dieser frühen Phase der Entwicklung teilzunehmen, mussten Unterstützer 200 britische Pfund berappen – Zugang zur ersten Runde der Beta-Phase ist hingegen ab einem Betrag von 100 britischen Pfund möglich.
Ebenfalls sehenswert: David Braben, Gründer von Frontier Developments, hielt jüngst eine TEDx Präsentation mit dem Titel „Rules can be beautiful“, welche sich mit Prozeduraler Generierung befasste. Die Aufzeichnung des knapp zehn-minütigen Vortrags steht in englischer Sprache bei YouTube bereit.
Festival of Magic – Glück im Unglück für „Rune Factory“-Fans
Zum Ende der Woche gab es noch eine schockierende Meldung für Freunde der Rune Factory-Rollenspiel-Serie: Das zuständige, 1993 gegründete, japanische Entwicklerstudio Neverland Co. musste Konkurs anmelden und hat mit sofortiger Wirkung den Betrieb eingestellt. Rune Factory bot, zumeist exklusiv auf Nintendo-Konsolen, eine einzigartige Mischung aus Farm-Simulation im Stil von Harvest Moon und Action-Rollenspiel-Elementen. So müssen Spieler einerseits Hofarbeiten erledigen, beispielsweise Gemüse anpflanzen oder bessere Werkzeuge und Waffen herstellen, andererseits während Beutezügen in Höhlen Monster bekämpfen, diese zähmen und folglich deren Hilfe im Kampf in Anspruch nehmen oder sie für den Spieler Güter produzieren lassen. Aus Gemüse und Kräutern können Tränke hergestellt werden, welche wiederum bei der Erkundung der Spielwelt eine wichtige Rolle spielen, um Begegnungen mit gefährlicheren Monstern zu überleben.
Eine vergleichbare Richtung hat Festival of Magic eingeschlagen, jedoch wird statt auf ein Kampfsystems im Stil von Action-Rollenspielen auf rundenbasierte Kämpfe mit „Paar-System“ gesetzt. Bei der Zusammenstellung der Gruppe muss der Spieler sich nicht nur entscheiden, welche Charaktere ihm zur Seite stehen, sondern auch, wie diese in Paaren angeordnet sind. Jedes Paar setzt sich aus einer „Krieger“- und „Beschützer“-Klasse zusammen, wobei der Krieger Munition und Items konsumiert, der Beschützer hingegen Zauber mit Hilfe von „Supportpunkten“ wirken kann. Supportpunkte erhält der Beschützer, sofern das Paar schaden nimmt. Je nach Zusammensetzung der Paare ergeben sich spezielle Paar-Fähigkeiten und „Stats-Änderungen“, was wiederum großen Einfluss auf das Kampfgeschehen haben soll.
Um im Kampf erfolgreich zu sein bedarf es guter Vorbereitung: Dementsprechend stellen Pflanzen und die Aufzucht von Rankenfußkrebs-ähnlichen Wesen („barnacles“) eine wichtige Grundlage für den Krieger-Archetyp und seine Effektivität im Umgang mit der selbst gezüchteten Munition dar. Zudem können Tränke gebraut und Waffen verbessert werden, um die Überlebenschancen der eigenen Party in Dungeons zu erhöhen.
Festival of Magic bekam schon von der Steam-Community und Valve innerhalb von 14 Tagen grünes Licht. Nun stellt sich das norwegische Entwicklerstudio Snowcastle Games der Finanzierungshürde auf Kickstarter: 250.000 US-Dollar sollen bis zum 21. Dezember gesammelt werden, um die Mischung aus JRPG und Farm-Simulation zur Realität werden zu lassen, wobei das Studio laut eigenen Angaben schon über eine Million US-Dollar in die bisherige Entwicklung investiert hat. Ab einem Beitrag von 20 US-Dollar stehen bei der voraussichtlichen Veröffentlichung des Spiels im Januar 2015 Versionen für Windows-, Mac- und Linux-Systeme zur Verfügung. Eine Konsolenfassung für die Wii U von Nintendo schlägt mit 25 US-Dollar zu Buche. Wer sich selbst einen Überblick vom Spiel verschaffen möchte, findet auf der Kickstarter-Übersichtsseite Links zum Download der Demo-Version für PC, Mac und Linux.