Kobo Arc 10HD im Test: Das beste Tablet für Leser?
3/4Multimedia & Oberfläche
Die Aufnahme von Fotos sieht mit einem Tablet nicht nur komisch aus – meistens gelingen die Werke auch nicht so recht, da es sich hierbei nach wie vor um eine Kompetenz handelt, die im Tablet-Bereich zweitrangig ist.
Trotzdem verwundert es, dass Kobo – anders als viele Konkurrenten – auf die Integration einer Hauptkamera verzichtet. Mit Blick auf den Verkaufspreis von über 300 Euro wäre es schon wünschenswert, wenn zumindest Schnappschüsse möglich wären. Immerhin ist eine 1,3-Megapixel-Frontkamera vorhanden, mit der sich auch Videos in bis zu 720p aufnehmen lassen – Videochat-Freunde kommen also auf ihre Kosten.
Eine Stärke stellt das Abspielen von Videos dar: Dank des guten, großen, hochauflösenden Displays macht es Spaß, auf dem 10HD flüssig Full-HD-Material zu genießen. Dazu muss der Nutzer aber mit dem internen Speicher von 16 Gigabyte zurechtkommen, ein MicroSD-Kartenslot ist nämlich nicht verbaut. Für eine ähnliche Qualität beim Sound haben sich die Produktdesigner indes nicht entschieden: Die Ausgabe über die Dual-Stereo-Lautsprecher geht zwar in Ordnung, berauscht aber wie bei den meisten Konkurrenten nicht.
Gut ist wiederum, dass das 10HD per Micro-HDMI direkt an entsprechende Fernseher oder Monitore angeschlossen werden kann – ein Umstand, den das Gerät beispielsweise dem Kindle Fire HDX (8.9) voraus hat. Darüber hinaus können Inhalte per Miracast übertragen werden; auch Wi-Fi Direct wird unterstützt.
„Reading Life“ als Grundlage für ein PR-Versprechen
Doch mit welchem Umstand rechtfertigt Kobo nun, das 10HD als das „beste 10"-HD-Tablet für Leser“ anzupreisen? Ein guter Teil dieser Rechtfertigung liegt in der Oberfläche begründet. Hier kann zunächst festgehalten werden, dass Kobo auf ein offenes Android 4.2 setzt: Zwar muss beim ersten Start ein Kobo-Konto angelegt werden; anders als bei Amazon ist man danach aber nicht im Universum des Herstellers gefangen, was bedeutet, dass man auf dem Arc 10HD vollen Zugang zum Angebot von Google Play hat.
Die PR-Behauptung rührt nun daher, dass Kobo zwar vollständig auf Android setzt, dabei aber die Oberfläche anpasst. Unter dem Titel „Reading Life“ soll die eigene Oberfläche gerade Vielleser ansprechen und so einen perfekten Kompromiss aus Tablet- und eReader-Erfahrung darstellen.
Zentrum der Oberfläche ist eine Startseite, die neben Schnellzugriffen eine Übersicht über die aktuelle Lektüre, aber auch Leseempfehlungen enthält. Per Fingerwisch nach rechts gelangt der Nutzer zu einem Standard-Homescreen, der neben einer Leiste mit Icons die klassische Möglichkeit bietet, viel genutzte Apps abzulegen. Per Fingerwisch nach links gelangt er in die „Sammlungen“, die es über eine Art Schubladenprinzip erlauben, Inhalte in beliebig definierbare Kategorien zu sortieren.
Wichtiger ist für die PR-Behauptung allerdings der Lesemodus. In diesem hält nicht nur der Akku des 10HD länger durch, indem nicht benötigte Schnittstellen abgeschaltet werden; er soll auch einen kleinen Augenschmaus darstellen.
Letztlich läuft dieser Schmaus darauf hinaus, dass die Oberfläche dem Nutzer relativ umfassende Anpassungen erlaubt. So lässt sich während des Lesens über eine kleine Fingerbewegung ein Menü öffnen, über das der Benutzer nicht nur Notizen einsehen und verfassen, sondern auch allerlei Einstellungen vornehmen kann.
So können beispielsweise der Statusbalken ein- oder ausgeblendet und Animationen beim Umblättern aktiviert oder deaktiviert werden. Auch die Ausrichtung des Textes, die über Tageszeiten organisierte Helligkeit des Displays und die Schriftart können angepasst werden.
In den Einstellungen erhält der Lesemodus einen eigenen Eintrag. Über diesen kann festgelegt werden, was genau geschehen soll, sobald der Modus aktiviert wird. Auf diesem Wege lassen sich beispielsweise WLAN und Bluetooth deaktivieren – aber auch der Ton und Benachrichtigungen können auf Wunsch ausgeschaltet werden.
Alles in allem gefällt die „Reading-Life“-Oberfläche mit ihrer einfachen, wohldurchdachten Struktur gut. Bahnbrechend ist das Ganze im Vergleich zu den Paradigmen der Konkurrenz allerdings nicht, sodass wir mit Blick auf das PR-Versprechen festhalten müssen: Es erschließt sich uns nicht, weshalb das Arc 10HD das „beste Tablet für Leser“ sein soll.
Konnektivität
Bei der Kommunikationsausstattung verpasst Kobo dem Arc 10HD den Branchenstandard. Dementsprechend verfügt das Gerät mit WLAN 802.11 b/g/n und dem aktuellen Bluetooth 4.0 über all jene Standards, die man von einem Tablet dieser Tage erwarten darf. Zusätze wie NFC oder Mobilfunkoptionen gibt es allerdings nicht, was für manche potentiellen Nutzer mit Blick auf das Preisgefüge durchaus ein negativer Aspekt sein könnte.
Laufzeiten
Ein fest verbauter Akku mit 6.550 mAh, ein in 28 nm gefertigter SoC und ein nicht besonders helles Display – die Zeichen standen nicht schlecht, dass sich das Arc 10HD als kleiner Langläufer entpuppen würde.
Dies ist in der Praxis allerdings nur bedingt der Fall. In der Tat: Beschränkt man sich als Leseratte auf den Lesemodus, kommt man Tage, wenn nicht Wochen mit einer Akkuladung zurecht. Sobald man aber auch nur annähernd daran geht, die Leistung des Tegra 4 zu nutzen, kann man der Akkuleiste beim Kleinerwerden zusehen.
Bestätigt wird die mäßige Performance durch unseren Videodauerlauf, bei dem das Arc 10HD nur einen Platz im unteren Mittelfeld belegt. Und auch im Peacekeeper reicht es nur für eine mäßige Platzierung.