LC-Power LC400TFX 350W Netzteil im Test: Kleines Format mit großen Mängeln
Einleitung
Wohnzimmer-Computer mit kleinem Gehäuse erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, weshalb wir seit einiger Zeit auch Netzteile platzsparender Formfaktoren in unseren Tests berücksichtigen. Unser nächster Proband aus diesem Lager stammt von der deutschen Marke LC-Power: 350 Watt im kompakten TFX-Format für unter 30 Euro – bezüglich der Eckdaten klingt das LC-Power LC400TFX gut.
Doch im ComputerBase Test zeigen sich die deutlichen Schwächen dieses Stromversorgers. Der niedrige Wirkungsgrad und die fehlende Volllasteignung sind auch bei preiswerten Kompakt-Netzteilen schwer zu vermitteln.
Technische Eckpunkte
- keine 80Plus-Zertifizierung
- 80-mm-Lüfter
- TFX-Format, 175 Millimeter Einbautiefe
- je ein 6+2-Pol und 6-Pol-PCIe-Grafikkartenanschluss
LC-Power verspricht für das LC400TFX 350 Watt Nennleistung, während die Produktbezeichnung 400 Watt zumindest erahnen lässt. Die Leistungsverteilung entspricht dabei nicht den Anforderungen modernen Computer: Auf der +12-Volt-Leitung werden lediglich 240 Watt bereitgestellt. Zudem ist das Datenblatt unvollständig, die zulässige Belastung von +5Vsb- und -12-Volt-Leitung sind nicht definiert.
Dass das Netzteil über zwei Grafikkartenanschlüsse an einem gemeinsamen Kabelstrang verfügt, ist in Anbetracht der +12-Volt-Leitung übertrieben. Zudem verwendet LC-Power 20-AWG-Kabel und damit einen geringeren Kabelquerschnitt. Selbst wenn die Elektronik des Netzteils ausreichend Leistung bereitstellen könnte, würde die Nutzung beider Stecker an einer anspruchsvollen Grafikkarte den Leitungsstrang überlasten. Die gute Ausstattung mit Anschlüssen erweist sich daher als nutzlos.
Bei der Montage in besonders engen Gehäusen sollten Käufer zudem das Lineal zücken: Das Lüftergitter steht leicht über das Netzteilgehäuse über und kann so in Einzelfällen die Montage behindern.
LC-Power selbst macht keine Angaben zu den verbauten Schutzschaltungen. Im Rahmen unserer Analyse der Elektronik können wir folgende Sicherungsfunktionen identifizieren:
- UVP (Unterspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen Leitungen unter einen gewissen Toleranzwert fallen, schaltet sich das Netzteil automatisch ab.
- OVP (Überspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen Leitungen über einen gewissen Toleranzwert steigen, schaltet sich das Netzteil automatisch ab.
- SCP (Kurzschlusssicherung): Im Falle eines Kurzschlusses verhindert diese Sicherung eine Beschädigung der Kernkomponenten des Netzteils und der einzelnen Systemkomponenten.
- OPP (Überlastschutz): Wenn das System „überdimensioniert“ ist, also mehr Leistung vom Netzteil beansprucht wird, als es leisten kann, wird diese Sicherung ausgelöst.
Nicht vorhanden sind Überstromschutz (OCP) und Überhitzungsschutz (OTP).
Garantie
LC-Power macht keinerlei Angaben zu einer eventuellen Herstellergarantie. Im Schadensfall kann sich der Käufer daher lediglich an seinen Händler wenden und Ansprüche im Rahmen der zweijährigen Gewährleistung durchsetzen. Unserer Erfahrung nach ist dies nach Ablauf der gesetzlichen Beweislastumkehr der ersten sechs Monate eher schwierig.
Elektronik
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt unser Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Bei der Elektronik setzt LC-Power auf ältere Technik aus dem Hause RuiShengYua mit passiver Leistungsfaktorkorrektur. Die dazu notwendige große Spule samt Eisenkern ist im Originalzustand an der Seite am Netzteilgehäuse befestigt und wurde beim Öffnen des Netzteils demontiert. Immerhin ist die PFC-Drossel – anders als bei anderen besonders billigen Netzteilen – physisch vorhanden und angeschlossen und nicht durch einen Betonwürfel ersetzt. Aufgrund des geringen Abstandes zur – lediglich aus einem X, einem Paar Y-Kondensatoren und zwei Spulen bestehenden – Eingangsfilterung kommt eine Folie als Isolation zum Einsatz.
Der flache 80-mm-Lüfter ist mit LC-Power gelabelt und trägt keine Modellbezeichnung. Als Kondensatoren kommen preiswerte Modelle zum Einsatz: Die beiden in Reihe geschalteten 85-Grad-Primärkondensatoren von HEC mit 200 Volt Spannungsfestigkeit und 470 Mikrofarad Kapazität sind wie die sekundärseitig verbauten 105-Grad-Modelle von 12KJ nicht für lange Lebensdauer bekannt.
Eine interessante Lösung kommt zur Absicherung des Netzteils zum Einsatz: Die sekundärseitigen Schutzschaltungen OPP, OVP, UVP und SCP sind in den PWM-Controller vom Typ System General SG6105 integriert. Überstromschutz und Überhitzungsschutz sind nicht vorhanden.