Nokia Lumia 1520 im Test: Windows Phone 8 neu entdeckt
3/4Kamera & Multimedia
Das Lumia 1520 ist laut Nokia mit der derzeit zweitbesten Kamera des Unternehmens ausgestattet. Mit 20-Megapixel-Sensor, Zeiss-Objektiv mit sechs Linsen, optischem Bildstabilisator und Dual-LED-Blitz gehört das Lumia 1520 zur Familie der PureView-Telefone. Das Lumia 1020 mit 41-MP-Sensor ist weiterhin das Flaggschiff in dieser Kategorie. Am Funktionsumfang ändert sich aber kaum etwas, weil Fotos auch auf dem Lumia 1520 in 4:3 oder 16:9 aufgenommen und als JPEG mit voller sowie reduzierter Auflösung erfasst werden können. Im 4:3-Modus sind es fünf Megapixel für das kleine Format und 19 Megapixel bei voller Auflösung. Standardmäßig nutzt das Lumia 1520 aber den 16:9-Modus mit fünf und 16 Megapixel. Die Einstellungen der Nokia Camera erlauben es, neben dem JPEG-Format das von Adobe entwickelte Rohdatenformat DNG (Digital Negative) für die Bilder mit voller Auflösung zu nutzen.
Die Kamera-App „Nokia Camera“ bietet plattformunabhängig die derzeit beste, weil intuitiv und einfach zu bedienende Oberfläche auf Smartphones. Alle Veränderungen, die in den jeweiligen Ringen rund um den Auslöser vorgenommen werden, haben sofort Einfluss auf die Vorschau. So lässt sich spielend einfach mit ISO-Werten, der Belichtungszeit, dem Fokus, Blitz und weiteren Einstellungen hantieren. Und trotz vieler Modifikatoren wirkt die Nokia Camera nicht unübersichtlich. Werden die Optionen nicht benötigt, verschwinden diese einfach „hinter“ dem Auslöser, der wiederum den Wechsel zwischen Fotos, Videos und Serienaufnahmen ermöglicht. Ein hinter drei Punkten verstecktes Menü ermöglicht den Zugriff auf Nokias Foto-Apps, die Galerie sitzt in der linken Ecke. Für den Test vertrauen wir auf den Automatikmodus, weil dieser im Alltag am häufigsten genutzt werden dürfte.
Zu dieser Jahreszeit, wenn der Tag gefühlt zur Nacht und das Land von dichtem Nebel überzogen wird, kann auch ein Lumia 1520 nicht sein volles Potenzial ausspielen. Grob zusammengefasst zeichnen sich die aufgenommenen Fotos durch ihre sehr hohe Auflösung und den entsprechend hohen Detailgrad, kräftige Farben und hohen Kontrast aus. Leichtes Bildrauschen zeigt sich erst, wenn die Bilder stark vergrößert werden. Der Automatikmodus gefällt uns aber auch, weil er Bilder den tatsächlichen Bedingungen entsprechend einfängt. Hier wirkt nichts dunkler oder heller als es in Wirklichkeit war. Das ist vor allem bei Nachtaufnahmen sichtbar, auf denen die Szenerie angenehm dunkel bleibt und leuchtende Details gut zur Geltung kommen. Komplett rauschfrei arbeitet das Lumia 1520 zwar auch hier nicht, die Ergebnisse sind aber allesamt sehr stimmig.
Nokia Refocus ist zwar nicht exklusiv auf dem Lumia 1520 verfügbar, doch stellte sich die App im Alltag als durchaus nettes Spielzeug heraus. Refocus ist eine eigenständige App und kein Modus der Nokia Camera, die Aufnahmen mit fünf Megapixeln schießt und deren scharfer Bereich anschließend auf den Vorder- oder Hintergrund gelegt werden kann. Im Bildvergleich ist zudem der Unterschied zwischen 16:9-Aufnahmen der Nokia Camera mit 5 und 16 Megapixeln zu sehen. Im Detail wirken die kleineren Fotos etwas ausgefranst und leicht dunkler. Die Bilder sind aber weiterhin scharf und können je nach Ausschnitt mit dem Original mithalten. Im rechten Vergleich wirkt sogar das niedriger auflösende Bild etwas schärfer, aber gleichzeitig erneut etwas dunkler.
Der Videomodus kommt mit weniger Finessen daher. Die maximale Auflösung liegt bei 1.920 × 1.080 Bildpunkten mit 30 Bildern pro Sekunde. Ein 4K- oder Zeitlupenmodus lässt sich in den Einstellungen nicht finden. Auch Full-HD-Videos mit flüssigeren 60 Bildern, wie sie etwa das LG G2 beherrscht, sind auf dem Lumia 1520 nicht möglich. Positiv sind die wie im Fotomodus kräftigen Farben und der weitestgehend gute Detailgrad. Der Kontrast wirkt aber etwas zu hoch und leichtes Rauschen ist dauerhaft präsent. Die Tonspur weiß dann aber wieder zu gefallen, denn gleich vier Mikrofone kümmern sich um die Aufnahme. Alles in allem wirkt der Videomodus aber leicht vernachlässigt, hier bieten andere Hersteller mehr.
Nokia Storyteller & Nokia Beamer
Teil des Nokia „Black“-Updates sind neben der Nokia Camera auch Storyteller und Beamer. Storyteller hinterließ dabei einen besonders guten Eindruck, obwohl es sich aktuell noch um eine Beta-Version handelt. Die App verknüpft Aufnahmen mit Datum und Orten und stellt diese in einem Zeitstrahl oder auf einer Karte dar. Die Aufmachung von Storyteller gefällt, denn bei jedem Bild kann aus einer Art Galerie-Ansicht sofort per Herauszoomen zur HERE-Karte gewechselt werden, um die nähere Umgebung zu erkunden. Auf einer großen Weltkarte zeigt Storyteller auch grob die Standorte von im Ausland geschossenen Fotos an. Anschließendes Zoomen führt wieder zur Detailansicht.
Nokia Beamer wiederum ermöglicht das Teilen des Smartphone-Bildschirms auf andere Geräte respektive Monitore oder Projektoren, wenn diese an das Internet angebunden sind. Denn das Ausgabegerät wird per QR-Code über die Seite beam.nokia.com definiert. Nach Schütteln des Lumia wird ein Screenshot an das Ausgabegerät übertragen, ein echter Live-Feed ist nicht möglich. Die Daten werden laut Nokia nur für den Zeitraum der Session auf den Servern gespeichert und anschließend wieder gelöscht. Nokia Beamer ist nicht auf ein Ausgabegerät beschränkt, es besteht neben dem QR-Code die Möglichkeit, einen Link zum Teilen an mehrere Personen zu schicken, die dann alle den Inhalt des Smartphones beziehungsweise die Screenshots sehen. Beamer ist interessant, doch fehlt der angesprochene Live-Feed.
Konnektivität
Auf den LTE-Zug ist Nokia bereits relativ früh aufgesprungen, sodass die Evolution hin zur Ausbaustufe mit 150 Mbit/s einen logischen Schritt für das Unternehmen darstellt, wenngleich diese Bandbreiten im Alltag bisher nur zu sehr hohen Preisen realisierbar sind. Zügig unterwegs ist man auf dem Lumia 1520 aber auch im UMTS-Netz, das bis zu 42 Mbit/s möglich macht. Die Sprachqualität lag im Berliner Netz von O2 den gesamten Test über auf einem hohen Niveau. Anrufer waren stets sehr gut verständlich, die eigene Stimme kam weitestgehend frei von Störgeräuschen beim Gegenüber an.
Die neue Hardware-Plattform des Lumia 1520 ermöglicht aber auch WLAN nach neuem ac-Standard, der bis zu 1.300 Mbit/s verspricht. In der Praxis konnten wir das Smartphone maximal nach n-Standard mit einer FRITZ!Box 6360 nutzen, was sowohl zuverlässig und stabil als auch schnell funktionierte. Auch der Verbindungsaufbau selbst geschieht sehr zügig mit dem Lumia 1520.
Neben dem neuen WLAN-Standard stellt nun nicht länger Bluetooth 3.0 das Maximum dar. Bluetooth 4.0 profitiert vor allem durch den Protokollstapel „Low Energy“, der dem Namen entsprechend weniger Strom verbraucht und gleichzeitig schneller Verbindungen aufbaut. Verbindungen werden in der Tat schnell aufgebaut; ein Headset von Plantronics und auch die Übertragung von Daten funktionierte problemlos. Schnell und genau arbeitet auch das verbaute A-GPS/GLONASS, denn unter HERE Maps oder HERE Drive+ musste auf die Positionsbestimmung nur wenige Momente gewartet werden.
Laufzeiten
Das Samsung Galaxy S4 mini mit AMOLED-Display durfte fünf Monate den Titel des am längsten durchhaltenden Smartphones im Video-Dauertest tragen. Mit dem Lumia 1520 und einer Abspielzeit von fast dreizehneinhalb Stunden steht nun der neue Primus fest. Den Browser-Dauertest wollte das Smartphone nicht ohne Abbrüche über sich ergehen lassen, doch zeigt bereits der erste Test, wohin der Hase läuft. Denn in der Praxis bestätigen sich die gesammelten Eindrücke. Zwei volle Tage mit vier E-Mail-Accounts, WhatsApp, Spielen in der S-Bahn und Surfen im Internet? Kein Problem auf dem Lumia 1520. Der 3.400 mAh (12,92 Wh) starke Akku stellte sich im Testzeitraum als klarer Pluspunkt des Lumia 1520 heraus.