XFX Pro Series Full Wired Edition 550W im Test: Zwei Mal auffällig
Einleitung
Neben Grafikkarten und Mainboards bietet die kalifornische Marke XFX seit Jahren auch Netzteile an. Während einige davon im englischen Sprachraum des Öfteren empfohlen werden, führen die Spannungswandler in Deutschland bisher eher ein Nischendasein. Anlass genug für uns, ein XFX-Netzteil an der Chroma auf Herz und Nieren zu testen.
Wir starten mit dem XFX Pro Series Full Wired Edition in der 550-Watt-Version. Mit einem Kaufpreis von gut 50 Euro und 80Plus-Bronze-Effizienz zählt es zu den eher preiswerten Angeboten zur Versorgung eines anspruchsvollen Systems. Fünf Jahre Vertrauen des Herstellers in sein Produkt. Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis?
Lieferumfang
Das Zubehör fällt minimalistisch aus: Lediglich Schrauben, zwei Adapter von Molex auf Floppy und das Handbuch werden mitgeliefert. Doch wo ist das Netzkabel? Auf Anfrage von ComputerBase teilt XFX mit, dass die im Handel befindlichen Exemplare über ein Kaltgerätekabel im Lieferumfang verfügen und das Kabel lediglich bei unserem Testmuster fehlt.
Technische Eckpunkte
- 80Plus-Bronze-Zertifizierung
- 120-mm-Lüfter
- 160 mm Einbautiefe
Das 550-Watt-Modell der XFX Pro Series liefert 550 Watt echte Dauerleistung. Bei Bedarf kann das Netzteil bis zu 528 Watt davon, also 96 Prozent der Nennleistung, auf der einzelnen +12-Volt-Leitung bereitstellen, womit es sich perfekt für moderne Rechner eignet.
XFX setzt auf ein Single-Rail-Layout mit lediglich einer einzelnen, leistungsfähigen +12-Volt-Leitung. XFX vermarktet diese Entscheidung sehr offensiv als Vorteil, einer Einschätzung, der wir so nicht zustimmen können. Zwar werden Fehlauslösungen des Überstromschutzes (OCP) aufgrund von Designfehlern der Elektronik durch den Hersteller oder falsche Verkabelung durch den Kunden zuverlässig vermieden, andererseits liegt der Auslösewert für den Überstromschutz damit technisch bedingt deutlich höher. Der Überstromschutz ist, insbesondere bei besonders leistungsfähigen Netzteilen, weniger wirksam. Single-Rail ist aus unserer Sicht daher – abgesehen von sehr ambitionierten Übertaktungsprojekten – kein nützliches Produktmerkmal.
Auf den beiden Minor Rails +3,3 und +5 Volt kann das Netzteil bis zu 130 Watt bereitstellen – mehr als ausreichend auch für fordernde Rechnerkonfigurationen.
Intels aktuelle Haswell-Prozessorgeneration wird vom XFX Pro Series 550 Watt nicht offiziell unterstützt. Je nach verwendeter Systemkonfiguration laufen Haswell-Rechner jedoch trotzdem problemlos. Falls dennoch Probleme auftreten sollten, raten wir zum Deaktivieren der Energiesparmodi C6/C7.
XFX stattet das Pro Series 550 Watt mit einigen notwendigen Schutzschaltungen aus:
- UVP (Unterspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen Leitungen unter einen gewissen Toleranzwert fallen, schaltet sich das Netzteil automatisch ab.
- OVP (Überspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen Leitungen über einen gewissen Toleranzwert steigen, schaltet sich das Netzteil automatisch ab.
- SCP (Kurzschlusssicherung): Im Falle eines Kurzschlusses verhindert diese Sicherung eine Beschädigung der Kernkomponenten des Netzteils und der einzelnen Systemkomponenten.
- OPP (Überlastschutz): Wenn das System „überdimensioniert“ ist, also mehr Leistung vom Netzteil beansprucht wird, als es leisten kann, wird diese Sicherung ausgelöst.
Nicht vorhanden ist der Überhitzungsschutz OTP. Auch wenn der Überhitzungsschutz aus unserer Sicht in dieser Preisklasse nicht Pflicht ist, würden wir uns über eine Integration dieser Schutzfunktion freuen. Anders als vom Hersteller angegeben fehlt zudem der Überstromschutz OCP.
Garantie
Die Garantiezeit für die Netzteile der Pro Series beträgt fünf Jahre. XFX setzt in der 50-Euro-Klasse damit derzeit den Maßstab und zeigt großes Vertrauen in die Langlebigkeit der eigenen Produkte. Den Komfort für den deutschen Kunden hat der Hersteller dabei jedoch weniger im Blick.
Um in den Genuss der erweiterten Garantie zu kommen, muss der Käufer das Produkt innerhalb von 30 Tagen nach Erwerb bei XFX registrieren – derartige Regelungen sind alles andere als verbraucherfreundlich. Auch die vorgesehene Garantieabwicklung begrenzt den Wert des Garantieversprechens massiv: Der Kunde muss das Netzteil auf eigene Kosten (derzeit zum Beispiel 34 Euro via DHL) zu XFX in die Vereinigten Staaten senden – das sind gut 70 Prozent des Anschaffungspreises.
Ob der Händler auch nach Ablauf der Sachmängelhaftung die Garantieabwicklung durchführt, kommt auf den jeweiligen Händler an; viele Onlineshops verweisen hier auf eine fehlende rechtliche Verpflichtung.
Nachtrag vom 27.01.2014: XFX hat unsere Kritik an der vorgesehenen Garantieabwicklung berücksichtigt und die Garantiebedingungen im Anschluss an unseren Testbericht verändert. Die Produktregistrierung ist nicht mehr erforderlich. Im Regelfall werden Garantiefälle inzwischen über den Handel abgewickelt, alternativ ist ein Austausch über die Niederlassung in den Niederlanden möglich. Im Vergleich zum Versand in die USA ist dies eine deutliche Verbesserung.