XFX Pro Series Full Wired Edition 550W im Test: Zwei Mal auffällig
3/7Technik
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt unser Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Die Elektronik des XFX Pro 550 Watt ist für Netzteil-Interessierte ein alter Bekannter: Die Technik wird von Sea Sonic hergestellt und verwendet die klassische, gruppenregulierte S12II-Bronze-Plattform. Für die notwendige Kühlung sorgt ein 120-mm-Lüfter mit doppeltem Kugellager von Adda.
Die Eingangsfilterung beginnt auf einer Zusatzplatine direkt an der Eingangsbuchse mit einem X- und vier Y-Kondensatoren sowie einer Spule. Auf der Hauptplatine folgen ein weiterer X-Kondensator, zwei Spulen sowie der MOV als passiver Überspannungsschutz. Bei der Bestückung setzt XFX auf Qualität: Sowohl der 105-Grad-Primärkondensator (400 Volt Spannungsfestigkeit, 470 Mikrofarad Kapazität) als auch die 105-Grad-Sekundärkondensatoren stammen vom japanischen Hersteller Nippon-Chemicon und sind eine sehr hochwertige Wahl.
Der Sicherungschip vom Typ HY510N stellt OVP, UVP und SCP zur Verfügung, der Überlastschutz OPP wird primärseitig im PFC-Controller realisiert. Der versprochene Überstromschutz OCP fehlt. Die Lötqualität fällt – typisch für Sea Sonic – gut aus, auch die Kabelenden sind zufriedenstellend gekürzt.
Messungen
Details zur Testmethodik, der eingesetzten Teststation und der kalkulierten Lasten finden sich im Anhang zu diesem Artikel.
Effizienz
Den Wirkungsgrad bestimmen wir in vier üblichen Szenarien mit 10, 20, 50 und 100 Prozent Belastung. Zunächst simulieren wir dabei einen Betrieb im nordamerikanischen 115-Volt-Stromnetz. Diese Werte sind für unsere Leser zwar wenig praxisrelevant, aber perfekt geeignet, um zu prüfen, ob ein Netzteil zu Recht das 80Plus-Zertifikat trägt. Die anschließenden Messungen mit den in Europa üblichen 230 Volt Eingangsspannung dienen der eigentlichen Bewertung des Wirkungsgrads des Probanden.
Beim Wirkungsgrad kann das XFX Pro Series, abgesehen von einem kleinen Patzer, überzeugen. Ja, bei Volllast wird in unseren Messungen bei 115 Volt Eingangsspannung mit 81,77 Prozent Effizienz die Zielmarke leicht verfehlt, allerdings ist die Unterschreitung sehr gering und kann zumindest teilweise durch die Messgenauigkeit erklärt werden.
Bei unserem als Folge der Spannungsmessung im Handel erworbenen Vergleichsexemplar werden nur 81,01 Prozent Wirkungsgrad erreicht und 80Plus-Bronze somit verfehlt. Der Wirkungsgrad scheint in der Serienfertigung die geforderten Werte daher nicht immer zu erreichen.
Leistungsfaktorkorrektur (PFC)
Ein PC-Netzteil verhält sich im Stromnetz anders als gewöhnliche (ohmsche) Lasten wie zum Beispiel eine Glühlampe. Die Phasenverschiebung der Stromaufnahme zur Spannung bedeutet, dass neben der Wirkleistung sogenannter Blindstrom entsteht. Dies führt zum einen zu einer höheren gemessenen Scheinleistung, zum anderen zu einer Belastung für das Stromnetz. Ein Messwert von "1" an dieser Stelle würde bedeuten, dass das Netzteil sich perfekt verhält und kein Blindstrom entsteht. In der Realität werden immer geringere Ergebnisse gemessen. Verbraucher bezahlen in Deutschland übrigens in der Regel lediglich die Wirkleistung. Diese und alle folgenden Messungen werden mit 230 Volt Eingangsspannung durchgeführt.
Die Leistungsfaktorkorrektur des Probanden arbeitet hervorragend. Bereits bei geringer Last werden die 95-Prozent-Leistungsfaktor deutlich übertroffen, bei Volllast nähert sich das Netzteil der Ideallinie.