6 × Musik-Streaming im Test: Deezer, Google, Napster, Spotify und Co.
4/5Den Horizont erweitern
Alle Anbieter geben sich große Mühe, Nutzer an neue Musik heranzuführen. Eine Genreunterteilung bieten alle Anbieter, zum Teil sogar mit breit unterteilten Subgenres. Spotify bietet diese nur über Umwege an: Über die Eingabe genre:“soul“ (z.B. „Soul“) in der Suche kann der Nutzer auf unzählige Genres zurückgreifen. Das Ergebnis wird jedoch nicht so übersichtlich wie bei den anderen Anbietern angezeigt. Der Vorteil wiederum liegt in der mit über 900 möglichen Genres größten Unterteilung im Testfeld (komplette Liste der Genres). Napster hingegen bietet sogar eine Bestenliste der meistgehörten Titeln und Alben eines jeden Genres und Untergenres.
Bis auf Google und Simfy bieten alle Dienste redaktionell betreute Vorschläge an, Vorschläge auf Basis von ähnlichen Künstlern sind wiederum bei allen Anbietern vorhanden. Auch wenn die Vorschläge nicht selten für Stirnrunzeln sorgen, fördern sie auch einige unbekannte Perlen zutage. Spotify ermöglicht zudem das Blättern in den Playlisten der Spotify-Freunde, soweit diese für andere Nutzer freigegeben wurden. WiMP geht sogar noch einen Schritt weiter, indem es im Bereich „Kritikerlieblinge“ rezensierte Alben von namhaften Magazinen wie unter anderem Laut, Rolling Stone oder dem Metal Hammer vorstellt. Bei seiner Desktop-Variante bietet der Anbieter zudem den zugehörigen Soundtrack zu aktuellen Magazin-Ausgaben wie zum Beispiel Spex, Huice oder Rolling Stone.
Deezer und Spotify bieten des Weiteren die Möglichkeit, die Anwendungen mit zusätzlichen Applikationen zu erweitern, über die der Hörer ebenfalls neue Musikimpulse erhalten kann. Die Möglichkeiten sind hierbei so breitgefächert, dass mit Garantie für jeden Geschmack etwas dabei ist. Zudem kann das eigene Musikwissen über das eine oder andere Musikquiz geprüft werden. Spotify beschränkt sich bei seinen Erweiterungen jedoch nur auf seine Desktop-Software.
Des Weiteren bieten alle Anbieter eine Radio-Funktion, welche Stücke eines Künstlers, ähnliche Interpreten oder nach einem gewählten Genre abspielen. Jedoch sind die Ergebnisse nicht immer treffend, so suchten wir nach Entspannungsmusik, gespielt wurde Kerkelings X-Mas-Rap. Bis auf Napster können sich zudem alle Dienste mit dem Scrobble-Dienst Last.FM verbinden.
Google Music | Napster | Spotify | WiMP | Simfy | Deezer | |
---|---|---|---|---|---|---|
Autovervollständigung | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Genreunterteilung | ✓ | ✓ | ✓*/** | ✓ | ✓ | ✓ |
Vorschläge (redaktionell) | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ||
Vorschläge (Höhrgewohnheiten ) | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Channels | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ||
Radio | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Externe Playlisten | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | |
Zusätzliche Apps | ✓ | ✓ | ||||
Last.FM-Integration | ✓*** | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | |
* Genreunterteilung per Desktop nur über spezielle Suchanfrage ** direkt nur über mobile Applikation *** nur per Plugin |
Der Klang
Bis auf WiMP verwenden alle Aspiranten ausschließlich verlustbehaftete Formate, wobei die verwendete Technik und die Qualitätsstufen unterschiedlich ausfallen. So greifen sowohl Napster, WiMP als auch Simfy bei den mobilen Endgeräten auf AAC beziehungsweise AAC+ zurück, Spotify auf Ogg Vorbis, Deezer, Google wie auch Simfy's Desktop-Variante setzen hingegen auf MP3. Die verwendeten Bitraten reichen im Desktop-Bereich bei den meisten Anbietern bis hin zu 320 kBit/s oder vergleichbarem. Lediglich Napster limitiert auf 192 kBit/s, bei der Wiedergabe im Browser muss der Nutzer sich sogar mit 128 kBit/s zufrieden geben – für die heutige Zeit deutlich zu wenig.
Google Music | Napster | Spotify | |
---|---|---|---|
Qualität stationär | MP3 bis zu 320 kBit/s | AAC 64 kBit/s – 192 kBit/s (Browser MP3 128 kBit/s) |
Ogg Vorbis q5 (~160 kBit/s) Ogg Vorbis q9 (~320 kBit/s) |
Qualität mobil | MP3 bis zu 320 kBit/s | AAC 64 kBit/s – 192 kBit/s |
Ogg Vorbis q3 (~ 96 kBit/s) Ogg Vorbis q5 (~160 kBit/s) Ogg Vorbis q9 (~320 kBit/s) |
WiMP | Simfy | Deezer | |
Qualität stationär | AAC+ 128 kBit/s AAC 320 kBit/s FLAC / ALAC (kein Desktop) |
MP3 192 kBit/s – 320 kBit/s | MP3 128 kBit/s – 320 kBit/s |
Qualität mobil | AAC+ 128 kBit/s AAC 320 kBit/s FLAC / ALAC (nur Android und iOS) |
AAC HE V2 64 kBit/s (nur Android und iOS) MP3 192 kBit/s – 320 kBit/s |
MP3 128 kBit/s – 320 kBit/s |
Für den stationären Klangvergleich verwendeten wir als Zuspieler zwei Sonos Zone Player, welche wir an einen Verstärker Typ HK 6250 von Harman Kardon anschlossen, als Kopfhörer kam ein Sennheiser HD 560 Ovation II zum Einsatz. Als mobile Teststation entschieden wir uns für ein Galaxy Nexus und ein Galaxy S. Das Galaxy S stellt trotz des betagten Alters aufgrund seines Wolfsons WM8994 DAC immer noch einen sehr guten Mediaplayer dar. Als Kopfhörer verwendeten wir dabei einen Koss Porta Pro. Bei den Teststücken fiel unsere Wahl auf Antonin Dvořáks „Largo“ (Zweiter Satz Symphonie No. 9 e-moll op.95 „Aus der neuen Welt“), „Sailing To Philadelphia“ aus dem gleichnamigen Album von Mark Knopfler und „Harbinger“ aus „Music Of The Spheres“ von Mike Oldfield. Die abgespielten Stücke wurden anschließend im Test mit der Original-CD verglichen. Bei beiden Tests verwendeten wir die jeweils höchsten Klangeinstellungen, bei WiMP neben der HiFi-Variante auch die höchste verlustbehaftete Qualitätsstufe.
Im Vergleich der Desktop-Angebote weisen die über WiMP-Hifi abgespielten Stücke keinerlei Unterschiede zur jeweiligen CD-Versionen auf. Das war zu erwarten. Die verlustbehafteten Formaten hingegen klingen im Vergleich zum Original stets ein wenig heller und weisen ein geringeres Fundament der tiefen Frequenzen auf. Hier konnte sich WiMP ebenfalls den Spitzenplatz sichern, auch wenn dieser mit Spotify geteilt werden muss. Beide Anbieter gaben alle Musikstücke sehr detailliert wieder und lagen auch räumlich nur knapp hinter dem Original. Dahinter folgen Deezer, Simfy und Google, bei welchen die Differenzierung der einzelnen Instrumente in Dvořáks „Largo“ schon merklich abnahm, zudem klangen diese im Vergleich teilweise recht grell und weniger druckvoll. Das Schlusslicht bildet Napster, bei welchem der verwendete Codec und die geringe Bitrate vor allem mit „Zischlauten“ so ihre Probleme haben, auch wirkt das Orchester im „Largo“ deutlich kleiner als bei den anderen Anbietern. Bis auf Napster kann aber allen Formaten grundsätzlich ein guter Klang attestiert werden, die von uns angemerkten Unterschiede waren oftmals auch nur im direkten Vergleich zum Original erkennbar.
Genauso verhält es sich bei den mobilen Angeboten: Auch hier führt WiMP mit den verlustfreien Format die Wertung an, Dvořáks „Largo“ klingt auch hier in HiFi-Qualität sehr räumlich und angenehm und lässt ebenfalls keinen Unterschied zum Original erkennen, welches wir zum Vergleich als Wav-Datei auf das jeweilige Gerät gespielt hatten. Der Unterschied zwischen dem Original und der verlustbehafteten hohen Qualität ist im direkten Vergleich hingegen frappierend, büßt Letzteres deutlich an Volumen ein. Trotzdem kann sich WiMP hier ebenfalls behaupten, genauso wie Spotify mit seiner Klangqualität mehr als überzeugen kann, auch wenn der Dienst sich hier WiMP knapp geschlagen geben muss. Dahinter folgen Simfy und Google, Deezer hört sich im Vergleich etwas dünn an und lässt gegenüber den anderen Anbietern deutlich an Fundament vermissen. Das Schlusslicht bildet auch hier Napster, bei welchem unser Teststück sehr grell, steril und flach klingt – auch hier rächt sich die geringe Bitrate.