Verbindliche Effizienzanforderungen für Netzteile in der EU
Mit einer neuen Verordnung legt die EU-Kommission verbindliche Anforderungen an den Wirkungsgrad von PC-Netzteilen fest. Bei 50 Prozent Last müssen 85 Prozent, bei Volllast 82 Prozent Wirkungsgrad erreicht werden.
Ab dem 1. Juli 2014 müssen Hersteller von Komplett-Systemen auf den Wirkungsgrad des verbauten Spannungswandlers achten und potentielle Käufer über die Leistungsaufnahme ihrer Produkte informieren. Damit soll die Energieaufnahme von Rechnern in der Europäischen Union auf zwei Wege gesenkt werden: Einerseits werden Energieverschwender unter den Netzteilen vom europäischen Binnenmarkt ausgeschlossen, andererseits können Verbraucher anhand der Kennzeichnung der Leistungsaufnahme aller Komplettrechner diese bei ihrer Kaufentscheidung berücksichtigen.
Anders als bisherige Initiativen, den Wirkungsgrad zu steigern, wie zum Beispiel durch das 80Plus-Programm, gibt es zwei bedeutende Unterschiede: Zum einen ist eine EU-Verordnung eine verbindliche Vorgabe und kein optionales Gütesiegel, das von einem gewinnorientierten Unternehmen angeboten wird. Zum anderen wird zur Bestimmung des Wirkungsgrads die in Europa übliche Netzspannung von 230 Volt als Eingangsspannung verwendet.
Insgesamt liegen die Anforderungen im Bereich zwischen 80Plus und 80Plus-Bronze. So werden zwar bei mittlerer Last und Volllast 85 respektive 82 Prozent Wirkungsgrad verlangt, allerdings arbeiten viele Netzteile in diesem Lastbereich durch die im Vergleich zu den 80Plus-Messungen bei 115 Volt höhere Eingangsspannung bereits etwa ein bis zwei Prozentpunkte sparsamer. Die neuen EU-Vorgaben sind daher weit leichter zu erfüllen als der 80Plus-Bronze-Standard.
Aus technischer Sicht fragwürdig ist die Entscheidung, geringe Lasten nicht zu berücksichtigen. Moderne Computer arbeiten dank ausgeklügelter Stromsparmechanismen oft sehr sparsam und lasten das Netzteil dann nur zu 10 oder 20 Prozent aus. Zudem gibt es derzeit keine konkreten Vorgaben zur Messmethodik, kreativen Lastkalkulationen sind daher keine Grenzen gesetzt. Immerhin gibt es mit den Effizienzanforderungen und dem minimalen Leistungsfaktor von 90 Prozent seit der Einführung der Begrenzung der Standby-Leistungsaufnahme wieder Anstrengungen, den Energieverbrauch von Rechnern zu senken. Ob Netzteile, die die Anforderungen nicht erfüllen, tatsächlich vom Markt verschwinden, bleibt nach unseren bisherigen Erfahrungen mit der Ehrlichkeit und Qualitätskontrolle einiger Netzteilhersteller stark zu bezweifeln.