YouTube zertifiziert Provider
Internet Service Provider (ISP) könnten zukünftig auch in Deutschland anhand ihrer Fähigkeiten zertifiziert werden, YouTube-Videos ruckelfrei in verschiedenen Qualitätsstufen abzuspielen. In Kanada hat YouTube damit begonnen, Provider nach der Abspielfähigkeit von Videos in HD, SD und schlechterer Qualität zu bewerten.
YouTube sieht in den meisten Fällen die Internet Service Provider als Flaschenhals und Grund für Probleme beim Abspielen von Videos in hoher Qualität. Das Unternehmen erklärt, dass YouTube nach dem Drücken der Play-Taste Daten auf dem effizientesten Weg aus dem eigenen System zum Provider führt. Danach sei es die sehr wichtige Aufgabe des Anbieters, die Daten zuverlässig bis zum Endanwender zu transportieren. Unter außergewöhnlichen Umständen müsse aber auch YouTube manchmal einen weniger direkten Weg wählen, so das Unternehmen.
Nicht nur in den Backbones der Provider müsse es ausreichend Kapazitäten für einen reibungslosen Ablauf geben, auch die letzte Meile zum Nutzer sowie dessen eigenes Netzwerk und die Anzahl der Endgeräte sind für das ruckelfreie Abspielen entscheidend. Durch adaptive Bitraten, moderne Formate wie WebM, Videokompression, Servern innerhalb der Netzwerke der Provider und dem stetigen Ausbau der Infrastruktur möchte YouTube potenziellen Problemen entgegenwirken. Das Unternehmen spricht von Milliarden von Dollar, die man investiert hat, um YouTube näher zum Provider des Nutzers zu bringen. Außerdem biete man kostenloses Peering an, um über 70 Knotenpunkte weltweit direkten Kontakt mit den Anbietern aufzunehmen. Als Schlussfolgerung kann daraus gezogen werden, dass für verbleibende Probleme die Schuld bei den Providern zu suchen ist, die YouTube mit Blick auf die Nutzer zertifizieren möchte.
Drei verschiedene Zertifizierungen wird YouTube an die Provider vergeben: „YouTube HD Verified“ gewährleistet das Abspielen von mindestens HD-Material in 720p mit schnellen Ladezeiten. „Standard Definition“ erlaubt das Abspielen von Material in mindestens 360p mit mittleren Ladezeiten. Die niedrigste Stufe „Lower Definition“ ist für Videos vorgesehen, die schlechter als in 360p abgespielt werden und zugleich langsam laden oder mit Aussetzern zu kämpfen haben.
Um den Datendurchsatz zu messen, wird für jede Anfrage die Zeit, das zugreifende Netzwerk und der ungefähre Standort anhand von IP-Adresse und User Agent ermittelt. Des Weiteren wird die Anzahl der vom Server zum Client übertragenen Bytes inklusive Header sowie die Zeit zur Abarbeitung der Anfrage gemessen. Die finale Wertung des Anbieters wird von den gemessenen und relevanten Datendurchsätzen (Goodput) abgeleitet und kann für verschiedene Stunden des Tages oder Tage der Woche sowie auf verschiedene Regionen wie Land oder Stadt angewendet werden.
Für die Bewertung werden Proben mit T (Zeit), L (Standort) und P (Provider) zusammengeführt und anhand von Schwellen für den Datendurchsatz in die drei Kategorien HD, SD und schlechter verteilt. Die Schwellen liegen bei mindestens 2,5 Mbit/s für HD-, 0,7 bis 2,5 Mbit/s für SD- und weniger als 0,7 Mbit/s für noch schlechteres Material. Da YouTube verlässliche Zahlen und Bewertungen zur Verfügung stellen möchte, basieren diese nicht auf der durchschnittlichen Leistungsfähigkeit der Provider, sondern auf der kontinuierlichen Leistungsfähigkeit. Stufen der Zuverlässigkeit werden in GAT-90 (Goodput Above Threshold), GAT-95 und GAT-99 unterteilt. Aktuelle Berechnungen basieren auf GAT-90, wobei die Messlatte mit der steigenden Leistungsfähigkeit von Netzwerken nach oben angepasst wird.
Dies bedeutet abschließend, dass ein Internet Service Provider 90 Prozent der Anfragen problemfrei abarbeiten beziehungsweise in neun von zehn Fällen störungsfrei HD wiedergeben muss, um die Bewertung „YouTube HD Verified“ zu erhalten. Dies gilt mit entsprechend angepassten Bedingungen auch für die Stufe SD. Werden diese Voraussetzungen nicht erfüllt, rutscht der Anbieter in die letzte Kaste und bietet somit ein unzuverlässiges Netzwerk für das Abspielen von YouTube-Videos. Kanadische Anbieter machen bei diesen Messungen den Anfang und agieren dabei derart gut, dass Google mit Kanada bereits das erste „YouTube HD Verified“-Land in Aussicht stellt.