110 Konfigurationen verglichen: Sechs Grafikkarten in fünf Gehäusen im Test

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Wolfgang Andermahr (+1)
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Das Fazit

Im Allgemeinen

Wie sich die frisch erworbene High-End-Grafikkarte in den eigenen vier Wänden in Bezug auf Lautstärke und Taktraten verhält, hängt sowohl vom Kühlsystem der Grafikkarte als auch vom Gehäuse ab. Dabei zeigen sich einige Grafikkarten robuster im Auftritt, andere schwanken zwischen einem Spitzenplatz und der roten Laterne. Dass das Verhalten von Grafikkarte A in Gehäuse B keinen sicheren Schluss auf das Verhalten in Gehäuse C zulässt, ist eine wesentliche Erkenntnis dieses einmaligen Tests. Es bedarf einer breiteren Basis, um eine fachkundige Aussage zu treffen.

Dass die Drehzahl der Gehäuselüftung weitestgehend irrelevant für die Lautstärke des Gesamtsystems und dessen Leistung ist, ist eine zweite. Solange die mitgelieferten Lüfter den Geräuschpegel der Grafikkarte nicht deutlich überschreiten, bringt eine zielgerichtete Drosselung ihrer Drehzahl in unserem Test weder negative noch positive Konsequenzen unter Last mit sich. Vor dem Hintergrund eines leisen Betriebsgeräusches im Leerlauf sollten Anwender diesen Schritt also wagen.

Beweise dafür, dass ein ungedämmtes Gesamtsystem aus Grafikkarte und Gehäuse leiser zu Werke gehen kann als die Grafikkarte im offenen Aufbau allein, hat dieser Artikel nicht geliefert. In der Regel lag der Geräuschpegel des Gesamtsystems spürbar bis sehr deutlich höher. Damit haben sich die im offenen Aufbau ermittelten Lärmpegel nicht als repräsentativ für den Geräuschpegel im geschlossenen Einsatz erwiesen. Und auch die Reihenfolge der Grafikkarten im offenen Aufbau bezogen auf die Lautstärke findet sich höchstens in der Tendenz im geschlossenen Betrieb wieder.

Auch in Bezug auf die tatsächlich erzielten Taktraten der Grafikkarten, die aufgrund von Nvidias GPU-Boost 2.0 und AMDs PowerTune 2.0 stark von der Temperatur und somit der Leistungsfähigkeit des Kühlsystems abhängig sind, hat sich gezeigt, dass ein offener Testaufbau keinen Schluss auf das reale Taktverhalten der Grafikkarte beim Endanwender in einem Gehäuse zulässt. Lediglich zwei unserer zehn Grafikkarten-Konfigurationen schaffen es in jedem Gehäuse dauerhaft den maximalen Takt zu halten – bei einer davon handelt es sich allerdings um den Uber-Modus.

Im Speziellen

Werden Lautstärke und Taktverhalten gemeinsam betrachtet, hinterlässt die Gigabyte GeForce GTX 780 Ti WindForce OC auch in diesem Test den besten Eindruck. Die Grafikkarte arbeitet unabhängig vom Gehäuse leise und taktet sich im Schnitt nur minimal herunter. Für die AMD-Riege erringt die Sapphire Radeon R9 290X Tri-X den Sieg – auch in diesem Punkt bestätigen sich unsere bisherigen Test. Die Grafikkarte ist im Schnitt die leiseste Radeon R9 290X ohne Ausreißer und schafft es in jeder Lebenslage, den maximalen Takt zu halten.

4 x Radeon R9 290X und 2 x GeForce GTX 780 Ti
4 x Radeon R9 290X und 2 x GeForce GTX 780 Ti

Die Asus Radeon R9 290X DirectCU II erreicht bei der Lautstärke im Quiet-Modus zwar in vielen Fällen ein besseres Ergebnis als die Sapphire-Konkurrenz, kämpft allerdings mit zwei Einschränkungen: Die Grafikkarte taktet im Quiet-Modus um bis zu zehn Prozent herunter und mit dem Define R4 zeigt sich ein Gehäuse, in dem das Kühlsystem plötzlich versagt. Aus der leisesten Grafikkarte wird dann plötzlich die zweitlauteste.

An die Kombination aus Lautstärke und Takt, wie sie die Gigabyte GeForce GTX 780 Ti WindForce OC im Schnitt an den Tag legt, kam keine der Konkurrenten mit „Hawaii“-GPU heran.

Bei den Gehäusen macht unterm Strich das Cooler Master 690 III den besten Eindruck. Direkt dahinter liegt das Phantek Enthoo Primo, sofern der Käufer die Drehzahl der Lüfter herunterregelt. Das Fractal Design Define R4 arbeitet zwar genauso leise, die tatsächlichen Taktraten der Grafikkarten liegen allerdings deutlich darunter.

Die Zukunft

Wir haben diesen Test durchgeführt, um eine tief klaffende Lücke in der Berichterstattung zu modernen Grafikkarten mit temperaturabhängigen Taktraten zu schließen. Um unsere Leser zu informieren und um selbst die notwendigen Fakten zur Hand zu haben, um zu entscheiden, wie wir bei unseren Grafikkartentests in Zukunft verfahren werden. Zwei Schlussfolgerungen ziehen wir am Ende dieses Tests:

  1. ComputerBase wird Grafikkarten schwerpunktmäßig auch in Zukunft in einem Gehäuse testen. Sowohl in Bezug auf das Lautstärkeniveau als auch auf die Rangfolge der Kühlsysteme beim Einsatz in einem Gehäuse hat sich der offene Aufbau in diesem Test nicht als valider Schätzer ergeben. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Alltagsprobleme bei der tatsächlichen Anwendung zu Hause durch einen offenen Aufbau in der Redaktion nie abgebildet werden können. Dafür sind viele Kühlsysteme „offen“ zu weit vom Betriebszustand im geschlossenen Aufbau entfernt.

    Dass wir in Zukunft als Zusatzinformation auch Messwerte eines offenen Aufbaus liefern, schließt diese Entscheidung nicht aus.

  2. Wir werden der Tatsache, dass das Kühlsystem einer Grafikkarte in verschiedenen Gehäusen teils drastisch unterschiedliche Ergebnisse liefern kann, Rechnung tragen. In Zukunft werden wir Grafikkartentests, wann immer möglich, in zwei verschiedenen Gehäusen durchführen, die das in diesem Test aufgezeigte Spektrum abbilden. Wir haben bereits ein Duo im Blick, möchten allerdings noch die Rückmeldungen unserer Leser auf diesen Artikel abwarten.

Rückmeldungen und Anregungen unserer Leser zu diesem Artikel und dem zukünftigen Vorgehen sind in den Kommentaren willkommen.

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