LC-Power LC75ITX im Test: 75-Watt-Netzteil für Mini-ITX
5/6Restwelligkeit
Die Ripple-&-Noise-Messungen zeigen die Qualität der ausgegebenen Spannungen, indem nicht vollständig geglättete Wechselspannungsanteile in Spannungsspitzen sichtbar und erfasst werden. Dabei darf der Abstand zwischen dem unteren und oberen Punkt der Spannungsspitze (Peak-to-Peak) bei 12 V nicht höher als 120 mV sein. Die restlichen Spannungen müssen Werte unter 50 mV erreichen.
Wir verzichten an dieser Stelle erneut auf eine grafische Darstellung der Schienen mit +5Vsb und -12 Volt. Diese Schienen werden im Verhältnis zu den anderen Schienen nur minimal belastet. Wir prüfen daher nur, ob die Messwerte innerhalb des jeweils erlaubten Bereichs gemäß ATX-Norm liegen. Bei den 3,3-, 5- und 12-Volt-Schienen bilden wir hingegen präzise Werte ab.
Bei der Restwelligkeit kann das LC75ITX nicht überzeugen. Die gemessene Restwelligkeit auf der +5-Volt-Leitung überschreitet durchwegs den vorgesehenen Bereich. Bei asymmetrischer Belastung werden bis zu 70 statt 50 Millivolt erreicht, aber auch bei geringer Last funktioniert die Spannungsglättung auf dieser Schiene nur mangelhaft. Bei regulärer Volllast beträgt die Überschreitung 30 Prozent. Überhöhte Restwelligkeit ist auf diesem Niveau unserer Erfahrung nach zwar kaum Ursache für einen instabilen Betrieb, kann aber Komponenten auf lange Sicht schädigen.
Auch an dieser Stelle verzichten wir bei den kaum relevanten +5Vsb- und -12 Volt-Schienen auf eine detaillierte Analyse der Messwerte und stellen lediglich fest, dass die Restwelligkeit auf diesen Schienen jederzeit im erlaubten Bereich liegt.
PG-time
Das Power-Good-Signal muss gemäß der ATX-Norm beim Starten des Rechners nach mindestens 100 und maximal 500 Millisekunden gesendet werden. Es signalisiert dem Mainboard, dass das Netzteil bereit ist, alle Spannungen in Ordnung sind und der Computer gestartet werden kann. Kommt das Signal nicht innerhalb dieses Zeitraums, scheint das Netzteil defekt zu sein und muss getauscht werden.
Das LC75ITX meldet seine Dienstbereitschaft nach 300 Millisekunden – perfekt.
Stützzeit
Die Stützzeit (Hold-up-Time) gibt an, wie lange das Netzteil bei voller Belastung und einer Unterbrechung der Netzspannung weiterhin spezifikationskonforme Versorgungsspannungen liefern kann. Eine hohe Stützzeit sorgt beispielsweise dafür, dass ein Rechner bei einem kurzzeitigen Spannungseinbruch im Stromnetz (erkennbar durch Flackern von Glühlampen) weiterläuft. Die ATX-Norm sieht ein Minimum von 16 Millisekunden vor. Netzteile, die das Minimum erfüllen, können problemlos an einer unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) betrieben werden.
Kleinere Unterbrechungen bei der Spannungsversorgung steckt das Netzteil prima weg, die Stützzeit beträgt weit mehr als das Doppelte des geforderten Minimums – sehr gut!
Standby-Verbrauch
Geringe Leistungsaufnahmen im Standby-Modus werden inzwischen durch gesetzliche Energiesparrichtlinien gefordert. Wir prüfen sowohl die Leistungsaufnahme bei keiner Last (maximal 0,5 Watt zulässig) als auch den Wirkungsgrad bei 90 Milliampere Last auf der +5Vsb-Leitung (mindestens 50 %).
Beim Standby-Energieverbrauch patzt das LC75ITX, der Standby-Wirkungsgrad ist zu niedrig.
Kühlkonzept
Das LC75ITX kommt ohne aktive Belüftung aus, Drehzahlmessung des Lüfters und Lautstärkemessung entfallen daher. Stattdessen analysieren wir die Leistungsfähigkeit der Kühllösung anhand von Wärmebildern unserer Flir-i5-Wärmebildkamera und beurteilen die Belastung der Bauteile. Die Raumtemperatur für unseren 15-Minuten-Volllast-Test an der Chroma bei offenem Testaufbau lag bei 23 Grad Celsius, zur Auswertung verwenden wir das Programm Flir Quick Report.
Im Vergleich zum hitzköpfigen Streacom Nano 150 profitiert das LC75ITX von seiner größeren Fläche und der massiv niedrigeren Nennleistung. Die gemessenen Temperaturen fallen so trotz des im offenen Testaufbau nicht vorhandenen Luftstroms deutlich geringer aus: An der Spannungswandlerplatine messen wir maximal vertretbare 58,1 Grad, am externen Netzteil bis zu 50,6 Grad.
Das LC75ITX zeigt, dass im 75-Watt-Segment ohne weiteren Aufwand ähnliche Temperaturen wie bei starken ATX-Netzteilen erreicht werden können. Hätte der Hersteller für die Bestückung auf hochwertige Kondensatoren gesetzt, wäre der Aspekt Lebensdauer selbst bei fehlendem Luftstrom unproblematisch. Zur Langlebigkeit der aktuellen Elko-Serien von Nicon haben wir allerdings noch keine Erfahrungswerte. Die hohen Temperaturen könnten auf Dauer ein Problem darstellen.