LG G Flex im Test: Keine runde Sache
Vorwort
Gebogen oder gekrümmt muss es 2014 sein, am besten sogar flexibel. Das LG G Flex ist gebogen und im Notfall auch flexibel. Dabei hat sich LG für die Form einer Banane entschieden, während Samsung mit dem Galaxy Round die Form des Oberschenkels nachempfindet.
LG begründet diesen Schritt in drei Punkten: Bereits klassische Telefone mit Wählscheibe oder ältere Mobiltelefone waren leicht gebogen, ein gebogenes Smartphone ermöglicht eine bessere Sprachqualität, und ähnlich einem gebogenen Fernseher oder einer Kinoleinwand lassen sich Filme und Fotos besser betrachten.
Drei Punkte, die zusammenfassen, dass wir mit dem G Flex das erste in Deutschland erhältliche gebogene Smartphone vor uns haben.
Diese Eigenschaft sorgt für Aufsehen und interessierte Blicke in Fußgängerzonen sowie S- und U-Bahnen. Jeder möchte wissen, was der Redakteur da in der Hand hält und wer der Hersteller ist. Gleichzeitig mischt sich unter die Neugier eine gewisse Portion Skepsis, die den Alltagsnutzen hinterfragt.
Die Frage lautet also: Smartphone für den Alltag oder reine Machbarkeitsstudie? Antworten liefern aufgrund von Display-Problemen gleich zwei Testgeräte.
Spezifikationen
Zuerst einmal ist das G Flex groß und erst danach gebogen. Denn im Gegensatz zur verbauten Technik, die fast vollständig der des LG G2 entspricht, wächst die Display-Diagonale um zwei Zentimeter auf nunmehr sechs Zoll, was gleichzeitig ein etwa 10 Millimeter breiteres und 20 Millimeter höheres Gehäuse zur Folge hat. Mit 177 Gramm ist das G Flex zudem knapp 40 Gramm schwerer als das G2.
LG G Flex | LG G2 (32 GB) | Samsung Galaxy Round | |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 4.2 | Android 4.3 | |
Display: | 6,00 Zoll, 720 × 1.280 244 ppi POLED, Gorilla Glass 2 |
5,20 Zoll, 1.080 × 1.920 424 ppi IPS, Gorilla Glass 2 |
5,70 Zoll, 1.080 × 1.920 386 ppi Full HD Super AMOLED |
Bedienung: | Touch, Status-LED | ||
SoC: | Qualcomm Snapdragon 800 4 × Krait 400, 2,26 GHz 28 nm, 32-Bit |
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GPU: | Adreno 330 450 MHz |
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RAM: | 2.048 MB LPDDR3 |
3.072 MB LPDDR3 |
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Speicher: | 32 GB | 32 GB (erweiterbar) | |
1. Kamera: | 13,0 MP, 2160p LED, f/2,40, AF |
13,0 MP, 1080p LED, f/2,40, AF, OIS |
13,0 MP, 1080p LED, AF |
2. Kamera: | Nein | ||
3. Kamera: | Nein | ||
4. Kamera: | Nein | ||
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | 2,1 MP, 1080p AF |
2,0 MP, 1080p AF |
|
2. Frontkamera: | Nein | ||
GSM: | GPRS + EDGE | ||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
Ja ↓150 ↑50 Mbit/s |
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5G: | Nein | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
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Bluetooth: | 4.0 | 4.0 LE | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS | ||
Weitere Standards: | Micro-USB 2.0, MHL, NFC, Infrarot | Micro-USB 3.0, MHL, NFC, Infrarot | |
SIM-Karte: | Micro-SIM | ||
Akku: | 3.500 mAh (13,30 Wh) fest verbaut |
3.000 mAh (11,40 Wh) fest verbaut |
2.800 mAh austauschbar |
Größe (B×H×T): | 81,6 × 160,5 × 8,70 mm | 70,9 × 138,5 × 8,99 mm | 79,6 × 151,1 × 7,90 mm |
Schutzart: | – | ||
Gewicht: | 177 g | 140 g | 154 g |
Preis: | 799 € | 649 € | – |
Design & Verarbeitung
Trotzdem liegt auch das G Flex bequem in der Hand, es lässt sich aber nur mit einer zweiten Hand vollständig bedienen. Das wiederum klappt ausgesprochen gut, weil sich das gebogenen Display vor allem beim Scrollen durch lange Listen angenehm anfühlt.
Weniger angenehm fühlt sich das G Flex in der vorderen Tasche einer Jeans an. Die Krümmung des Smartphones schmiegt sich nicht der Anatomie des Oberschenkels an, sodass das G Flex je nach Träger besser in der Gesäßtasche aufgehoben ist. Bis zu 100 Kilogramm soll es dort verkraften können. Mehr als 85 Kilogramm wollten wir dem G Flex nicht antun, doch diesen Wert hat das Testgerät trotz Sorge überstanden. Wohl fühlt man sich beim Setzen auf das Smartphone aber nicht, sodass das G Flex am besten in der Jackentasche reist.
An das Gesicht gehalten geht das Konzept des G Flex teilweise auf. Durch die leicht gebogene Form folgt zumindest die untere Hälfte des Smartphones besser den Linien des menschlichen Kopfes. Der Unterschied zu einem geraden Smartphone ist im Endeffekt aber so gering, dass die Sprachqualität zwar gut, aber nicht besser als bei bisherigen Telefonen ist. Man fühlt sich nur subjektiv näher am Gespräch.
Teilweise ist auch das Stichwort für die selbstheilende Rückseite des G Flex. Magisches kann diese nicht bewirken, denn ein mit einem Schlüssel verursachter Kratzer ist auch nach Tagen noch sichtbar. Mikrokratzer sind aber tatsächlich nach kurzer Zeit weniger sichtbar. Während der Hauptteil des Kratzers noch zu sehen ist, werden die Ausläufer langsam durch die weiche Nano-Keramik-Schicht aufgefüllt. Allerdings ist die Rückseite bereits ab Werk mit einem Querschliff versehen, was kleinere Kratzer kaschiert. Fingerabdrücke zieht die Rückseite indes magisch an.
Display
Näher dran ist auch einer der Gründe für das gebogene Display. LG argumentiert, dass der Abstand von Augen zu Display beim G Flex gleichbleibend ist und sich nicht wie bei einem geraden Display zum Rand hin vergrößert. Das auf Plastik- statt Glassubstrat setzende POLED-Display (plastic organic light-emitting diode) lässt tatsächlich ein gewisses Kinofeeling im Kleinformat aufkommen, der versprochene IMAX-Effekt entsteht aber nur im Ansatz. Dazu ist selbst ein sechs Zoll großes Smartphone-Display nicht in der Lage. Die OLED-Technik sorgt aber dafür, dass Filme mit annähernd perfektem Kontrast und lebendigen Farben wiedergegeben werden.
Die Display-Auflösung des G Flex kann nicht mit dem G2 oder Flaggschiffen anderer Hersteller mithalten. Während sich dort die Full-HD-Auflösung etabliert hat, bietet das G Flex nur 1.280 × 720 Bildpunkte, was auf sechs Zoll Diagonale trotz RGB-Panel für sichtbare Pixel sorgt. Gemessen am Preis von 800 Euro ist das zu wenig.
Darstellungsfehler je nach Software-Version
Dieser Test hätte ursprünglich am 30. Januar online gehen sollen, doch Probleme mit dem Display des Testgeräts machten uns einen Strich durch die Rechnung. Das erste an die Presse verliehene G Flex hatte mit starkem Banding und Ghosting zu kämpfen. So ähnelt die eigentlich einfarbig und ohne Farbverlauf in Grau gehaltene Statusleiste auf dem Gerät mit Software-Version „D95510a-262-02“ dem Hintergrund von Ordnern in iOS 6. Was das Ghosting betrifft, so ist die Uhr des Lockscreens auch nach dem Entsperren noch auf dem Homescreen sichtbar. Auch andere helle Menüelemente leuchten beim Wechsel von Ansichten spürbar nach.
Insgesamt wirkt das Display sehr körnig und falsch kalibriert. Auf einer Presseveranstaltung von LG hieß es hierzu, dass ein Software-Update das Problem bei den Geräten für den Einzelhandel abstellen wird.
Am 7. Februar traf das sehnsüchtig erwartete zweite Testgerät ein. Es ist von LG mit Software-Version „D95510b-EUR-XX“ bespielt worden, die für eine im direkten Vergleich bessere Darstellung sorgt. Das auf dem Startbildschirm sichtbare Banding ist zwar weiterhin leicht vorhanden, aber geringer als noch mit der alten Software. Zudem wirkt die gesamte Darstellung feiner und vor allem der Farbverlauf in der Statusleiste weniger grobkörnig. Das Ghosting konnte mit der neuen Software indes nicht ausgemerzt werden. Menüs sind auch nach dem Schließen für mehrere Sekunden sichtbar. Des Weiteren fällt die maximale Helligkeit beim zweiten Modell rund zehn Prozent niedriger raus. Das Display ist besser, aber weiterhin noch kein echter Hingucker.
Ob die Geräte im Einzelhandel bereits mit der neuen Software ausgestattet sind, oder ob in den kommen Tagen ein Update folgen wird, möchte LG noch bis zum Wochenende klären. Der Aussteller im Vodafone Premium Store auf der Berliner Friedrichstraße war noch mit der alten Software ausgestattet. Wir werden den Artikel an dieser Stelle zu gegebenem Zeitpunkt aktualisieren.