Sea Sonic SSP-350GT im Test: Die OEM-Version der G-Series
3/6Technik
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt unser Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Die Elektronik des SSP-350GT wird von Sea Sonic selbst gefertigt. Die verwendete Plattform entspricht der des G-Series G-360, wird aber zum Teil anders bestückt. Für die notwendige Kühlung sorgt, wie bei Sea Sonic in dieser Preisklasse üblich, ein doppelt kugelgelagerter Lüfter von Adda (Modell AD1212MB-A70GL, max. Leistungsaufnahme 0,33 Ampere bei 12 Volt).
Die Eingangsfilterung beginnt mit zwei Paaren Y-Kondensatoren, einer Spule und einem X-Kondensator auf einer mit einer Kupferfolie abgeschirmten Zusatzplatine. Auf der Hauptplatine wird die Eingangsfilterung dann mit zwei weiteren Y-Kondensatoren, einem X-Kondensator und einer weiteren Spule fortgesetzt. Auch ein passiver Überspannungsschutz (MOV) ist vorhanden. Die Eingangsfilterung ist also großzügig dimensioniert.
Bei der Bestückung setzt Sea Sonic auf eine Mischung aus überwiegend hochwertigen japanischen Kondensatoren und zwei Exemplaren von Teapo. So ist der Primärkondensator als 105-Grad-Modell von Rubycon mit 420 Volt Spannungsfestigkeit ausgeführt. Sekundärseitig kommen Polymer-Feststoffkondensatoren und 105-Grad-Elkos von Nippon-Chemicon und Teapo zum Einsatz. Die Kondensatorenauswahl ist damit überdurchschnittlich – mehr aber auch nicht.
Zur Absicherung kommt der HY510N auf der Zusatzplatine an der Gehäuserückseite zum Einsatz, der OVP, UVP und SCP bereitstellt. Der Überlastschutz OPP wird primärseitig realisiert. Bei der Platinenrückseite fällt auf, dass die Leiterbahnen nicht mit Lötzinn nachgezogen wurden. Das ist in dieser Leistungsklasse aber auch nicht notwendig. Die Lötqualität ist insgesamt gut, die vom Typenschild angegebene Aufteilung der +12-Volt-Leitung existiert physisch jedoch nicht. Das SSP-350GT verfügt nur über eine einzelne +12-Volt-Schiene.
Messungen
Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation und den kalkulierten Lasten finden sich im Anhang zu diesem Artikel.
Effizienz
Den Wirkungsgrad bestimmen wir in vier üblichen Szenarien mit 10, 20, 50 und 100 Prozent Belastung. Zunächst simulieren wir dabei einen Betrieb im nordamerikanischen 115-Volt-Stromnetz. Diese Werte sind für unsere Leser zwar wenig praxisrelevant, aber perfekt geeignet, um zu prüfen, ob ein Netzteil zu Recht das 80Plus-Zertifikat trägt. Die anschließenden Messungen mit den in Europa üblichen 230 Volt Eingangsspannung dienen der eigentlichen Bewertung des Wirkungsgrads des Probanden.
Beim Wirkungsgrad patzt das erste Muster des Sea Sonic SSP-350GT deutlich. Das Gerät verfehlt die 80Plus-Gold-Linie in allen drei relevanten Lastzuständen. Während die Abweichung bei 20 und 100 Prozent Last gering bleibt und daher durch die Messungenauigkeit gerechtfertigt werden kann, unterschreitet der Wirkungsgrad bei mittlerer Last die Anforderungen um einen ganzen Prozentpunkt. Auch im deutschen 230-Volt-Netz liegt die Effizienz minimal unter anderen Gold-Spannungswandlern. Wir sind daher vom Wirkungsgrad des ersten Testmusters etwas enttäuscht und haben ein Vergleichsexemplar geordert. Das zweite Muster erfüllt die Anforderungen von 80Plus-Gold besser. Bei mittlerer Last beträgt die Abweichung trotzdem 0,8 Prozentpunkte. Im 230-Volt-Netz liegt unser Vergleichsgerät hingegen nicht im Vorteil.
Unser Zweitexemplar ist neuer, möglicherweise wurden Anfangsschwierigkeiten der Produktion rechtzeitig bis zum Nachtest behoben.
Leistungsfaktorkorrektur (PFC)
Ein PC-Netzteil verhält sich im Stromnetz anders als gewöhnliche (ohmsche) Lasten wie zum Beispiel eine Glühlampe. Die Phasenverschiebung der Stromaufnahme zur Spannung bedeutet, dass neben der Wirkleistung sogenannter Blindstrom entsteht. Dies führt zum einen zu einer höheren gemessenen Scheinleistung, zum anderen zu einer Belastung für das Stromnetz. Ein Messwert von "1" an dieser Stelle würde bedeuten, dass das Netzteil sich perfekt verhält und kein Blindstrom entsteht. In der Realität werden immer geringere Ergebnisse gemessen. Verbraucher bezahlen in Deutschland übrigens in der Regel lediglich die Wirkleistung. Diese und alle folgenden Messungen werden mit 230 Volt Eingangsspannung durchgeführt.
Die Leistungsfaktorkorrektur des Probanden arbeitet zufriedenstellend, bei Volllast wird die magische 99-Prozent-Marke übertroffen.