YotaPhone 2 mit Doppel-Touchscreen ausprobiert
Alle Welt fordert Innovation im Smartphone-Bereich, Yota Devices liefert sie: Mit der zweiten Generation des YotaPhones werden die Möglichkeiten des Doppelbildschirm-Smartphones nennenswert erweitert. Auch wenn sich über Sinn und Nutzen des Gerätes streiten lässt: Clever ist das Konzept allemal.
In einem enger werdenden Markt ist es für Smartphone- und Tablet-Hersteller immer wichtiger, sich über einzelne Funktionen von der Konkurrenz abzusetzen. Dabei gehen nur sehr wenige Hersteller über Änderungen im gängigen Rahmen hinaus. Das russische Yota Devices verfolgt mit seinen YotaPhones einen umfassenderen Ansatz: Das komplette Smartphone-Paradigma wird aufgebrochen, indem die rückwärtige Schale durch einen E-Ink-Bildschirm (EPD) ersetzt wird.
Längere Laufzeiten als Ziel
Diese Konstellation soll neben einem erweiterten Nutzererlebnis vor allem dazu beitragen, dass sich die Laufzeiten verlängern, indem Informationen, die den Nutzer immer wieder zum Smartphone greifen lassen, kurzerhand auf dem stromsparenden rückwärtigen EP-Display ausgegeben werden. Benachrichtigungen, die letzten Nachrichten oder aber auch Details wie die Uhrzeit lassen sich so im Auge behalten, ohne dass der Hauptbildschirm aktiviert werden müsste.
Dieses Paradigma wird mit dem auf dem Mobile World Congress vorgestellten zweiten YotaPhone fortgesetzt. Wichtigste Neuerung ist dabei, dass das EP-Display jetzt auf Touch-Eingaben reagiert, was die Anwendungsmöglichkeiten entscheidend erweitert: War es mit der Rückseite des ersten YotaPhone bisher nur minimal möglich, in tatsächliche Interaktion zu treten, lässt sich das EPD des YotaPhone 2 nun weitgehend wie ein normales Display bedienen – der energiehungrige Hauptbildschirm wird also noch seltener gebraucht.
App-Verfügbarkeit als Flaschenhals
Begrenzt werden die Anwendungsmöglichkeiten dabei allerdings weiterhin von der App-Verfügbarkeit, die Yota Devices durch die Veröffentlichung eines SDKs anschieben möchte. Inhalte aus nicht-kompatiblen Anwendungen lassen sich zwar per Doppelfinger-Wisch auf das EP-Display legen; hierbei handelt es sich dann allerdings nur um einen statischen Screenshot. Wichtig wird in puncto Apps deswegen sein, dass die Produktentwickler in den kommenden Monaten tatsächlich wie angekündigt einen kompatiblen Browser werden anbieten können und damit eine der maßgeblichen Tätigkeiten auf dem Smartphone abdecken.
Liegen aber erst einmal entsprechend angepasste Anwendungen vor, kann man das YotaPhone 2 beispielsweise wie einen E-Ink-Reader nutzen und auf der Rückseite Bücher lesen, mit Google Maps navigieren oder aber einen QR-Code für das Flugzeug oder den Zug bereithalten. All das funktioniert mit dem noch als Prototyp klassifizierten YotaPhone 2 auf den ersten Blick gut: Unterstützt eine Anwendung das EP-Display und besitzt dazu einen kleinen In-App-Button zum Wechsel der Displays, ist der jeweilige Inhalt im Bruchteil einer Sekunde umgelegt.
Solide Hardware-Ausstattung
Und auch abseits der Touch-Funktion für das EPD hat sich etwas getan. Das 4,7-Zoll-Display des Vorgängers wurde durch ein Full-HD-AMOLED-Display mit fünf Zoll ersetzt, das bei 442 ppi mit einer scharfen Darstellung überzeugen kann. Das rückwärtige EPD ist jetzt 4,7 Zoll groß und verfügt bei einer Auflösung von 960 × 540 Bildpunkten über eine ebenfalls passable Pixeldichte von 235 ppi.
Auch das Design wurde angepasst: Bei Maßen von 144 × 69,5 × 8,9 Millimetern und einem Gewicht von rund 140 Gramm wirkt das YotaPhone 2 auch aufgrund der abgerundeten Ecken eleganter als sein Vorgänger.
Im Inneren arbeitet zeitgemäß ein Snapdragon-800-SoC (MSM8974) mit einer 2,3 GHz schnellen Quad-Core-CPU. Dem zur Seite stehen zwei Gigabyte Arbeitsspeicher. In puncto Konnektivität bietet das Smartphone LTE (Cat 4), WLAN-ac und Bluetooth 4.0. Die 8-Megapixel-Hauptkamera nimmt Videos in bis zu 1.080p auf, für Videochat-Anwendung steht eine 2-Megapixel-Frontkamera bereit.
Zusammenfassung
Völlig ausgereift ist das YotaPhone 2 noch nicht. Erstens hakt es bei der Umsetzung auf das EP-Display ab und an noch. Zweitens stellt sich die Frage, wieviel Nutzen sich aus dem Gerät schlagen lässt, wenn man die für die Präsentation vorbereiteten Anwendungsmöglichkeiten verlassen möchte. Hier wird es in den nächsten Monaten entscheidend darauf ankommen, wie das SDK angenommen wird – und wie sich somit die App-Verfügbarkeit entwickelt.
Trotzdem kann man Yota Devices ohne Abstriche bescheinigen, ein cleveres System sinnvoll zu erweitern. Während viele Hersteller sich auf minimale Neuerungen beschränken, setzt das russische Unternehmen mutig auf echte Innovation – gut so!
Das YotaPhone 2 soll spätestens zum Weihnachtsgeschäft 2014 erhältlich sein und über die dann neueste Android-Version verfügen. Einen Preis gibt es bisher noch nicht. Sollte das Gerät bis dahin über eine breite App-Basis verfügen und technisch das halten, was es bisher verspricht, könnte die Relevanz von Yota Devices binnen kürzester Zeit schlagartig zunehmen.
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