Banished im Test: Ein Spiel als Ein-Mann-Projekt

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Andreas Schnäpp
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Fazit

Banished schafft es in mehrfacher Hinsicht, einen Spagat hinzulegen. Es ist komplex, aber nicht unnötig kompliziert. Es ist fordernd, aber nicht überfordernd. Der Schwierigkeitsgrad, besonders zu Beginn, angenehm knackig, aber nicht frustrierend. Wir sahen mehreren Dörfern gefesselt zu, wie sie zuerst aufblühten und danach so manches Mal langsam verdorrten – doch stets mit einer Idee im Hinterkopf, wie es beim nächsten Versuch besser gemacht werden könnte.

In dieser Hinsicht ist Banished kein Spiel für jedermann: Freunde gediegener Aufbaussimulationen könnten sich am Schwierigkeitsgrad und der Notwendigkeit, so manche Siedlung nach Stunden des Spielens aufgeben zu müssen, eventuell stören. Eine abschließende Empfehlung für die ambitionierte Genremischung lässt sich ferner nur mit Einschränkungen aussprechen: Interessierte Spieler, die auf Szenario- oder Story-Missionen oder einen Mehrspielermodus spekulieren, werden mit Banished nicht bedient.

Banished im Test

Es liegt in der Natur des Projekts, dass Banished dabei nicht ansatzweise die visuelle Qualität der großen Genrebrüder erreicht, doch das muss es auch nicht, solange das Gameplay Spaß bereitet – und das tut es. Sofern Spieler sich mit der Idee anfreunden können, gezielt auf die 36 Errungenschaften des Spiels hinzuarbeiten, sollte genügend Langzeitmotivation für zig Stunden Sandbox-Unterhaltung im zweistelligen Bereich gegeben sein. Ohne die Achievement-Motivation ist davon auszugehen, dass sich bei vielen Spielern jedoch nach 15 bis 20 Stunden Spielzeit ein Sättigungsgefühl einstellt.

So verblüffend es auch ist, was ein einziger Entwickler da auf die Beine gestellt hat, so hartnäckig hält sich die Frage, was erst mit etwas zusätzlicher Unterstützung möglich gewesen wäre. Luke Hodorowicz hat mit seinem Spiel etwas geschaffen, das sich im Spektrum der Strategiespiele am ehesten in einer Nische irgendwo zwischen Aufbausimulationen im Stil von Die Siedler und Sandbox-Titeln wie Dwarf Fortress oder Gnomoria einordnen lässt. Eine Verbeugung vor dem Genre und eine Herausforderung Alteingesessener zugleich.

Wenn ein einzelner Entwickler eine solch solide Simulation stemmen kann, wie viel Luft nach oben bliebe dann für große Entwicklerstudios, wenn sich diese nicht mit Miniaturisierungs- und Online-Zwängen selbst am Boden festketten würden?

Hodorowicz zeigte sich per Twitter inzwischen begeistert von der Resonanz zu seinem Spiel – und hat ein erstes Update mit unzähligen Fehlerbehebungen in Aussicht gestellt.

Kopier- und Jugenschutz

Banished wird sowohl DRM-frei über die Webseite des Entwicklers als auch über Steam vertrieben. Im Falle des Erwerbs über die Webseite des Entwicklers erhält der Käufer beide Bezugsmöglichkeiten: Als direkten Download sowie als Aktivierungsschlüssel für die Eingabe in Steam.

In Sachen Jugenschutz gilt es zu erwähnen, dass das Spiel von der USK noch keine Einstufung erhalten hat.

Ausblick

Laut der FAQ-Sektion auf der offiziellen Webseite zum Spiel befindet sich ein Mod-Kit in der Entwicklung. Damit sollen Spieler in Zukunft die Möglichkeit haben, das Spiel selbst zu erweitern und gegebenenfalls auch eigene Lokalisationen zu implementieren. Zum aktuellen Zeitpunkt ist Banished ausschließlich in englischer Sprache spielbar und wurde noch nicht für den deutschen Sprachraum lokalisiert. Portierungen für Mac-OS-, Linux- und SteamOS-Systeme sind ebenfalls für die Zukunft angedacht.

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