Tschüs, Diablo-3-Auktionshaus!: Ein hoffnungsvoller Kommentar

Jirko Alex
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Tschüs, Diablo-3-Auktionshaus!: Ein hoffnungsvoller Kommentar
Jirko Alex

Ein Blick zurück

Die Auktionshäuser von Diablo 3 werden heute abgeschaltet. Dies geschieht nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung des Patches auf Version 2.0 (inklusive Loot 2.0 und Paragon 2.0) und kurz vor dem Verkaufsstart des Addons Reaper of Souls. Blizzard entledigt sich damit einer Last, die seit der Bekanntgabe der Auktionshaus-Integration in Diablo 3 die Spielerschaft gespalten hat.

Eigentlich hätte das Auktionshaus eine praktische Funktion erfüllen können. Den Handel mit virtuellen Gütern gab es schon vor Diablo 3, insbesondere auch im direkten Vorgänger des Höllengemetzels. Damals war es allerdings unkomfortabel, unsicher und langwierig, Gegenstände zu tauschen. Ob in speziell dafür eröffneten Spielen oder über eigens eingerichtete Internetseiten – die Handelsmöglichkeiten waren nicht zufriedenstellend und wurden nur von den engagiertesten Spielern genutzt.

Als Diablo 3 dann ein integriertes Auktionshaus anbot – zuerst nur gegen Gold, später auch gegen Echtgeld –, hätte das gefallen müssen. Es behob mit einem Handstreich die eklatanten Mängel des Vorgängers. Jeder konnte so viel oder so wenig handeln wie er wollte. Für einen selbst Unnützes konnte verkauft, der sehnlich herbei gewünschte Gegenstand erworben werden. Und das alles ohne die Gefahr, von betrügerischen Mitspielern gelinkt zu werden. Eigentlich also eine tolle Sache.

Auktionshaus in Diablo 3
Auktionshaus in Diablo 3

Dass es nicht so kam, lag an Blizzards Unfähigkeit, die tiefe Verzahnung des Auktionshauses mit dem Rest des Spiels aufzubrechen. Dabei sind drei Phasen zu unterscheiden, in denen das Auktionshaus unterschiedlich auf Diablo 3 wirkte:

(1) – Die infernale Anfangsphase

Diablo 3 war in der ersten Zeit nach der Veröffentlichung teilweise unspielbar schwer. Das klingt wie ein subjektiver Vorwurf, doch behauptet kaum jemand, der sich damals ab Akt 2 Inferno durchstarb, ernsthaft etwas anderes. Die „Schwierigkeit“ ist in einem Hack'n'Slay-Titel allerdings mit einem „Gearcheck“ gleichzusetzen, also der Überprüfung der Eignung der ausgerüsteten Spielgegenstände für die aktuelle Spielsituation. Gute Ausrüstung führt zum Spielerfolg. Mit schlechter Ausrüstung saß der Spieler fest. Das ist ein Problem, das die Spielbalance betrifft.

Schnell rutschte aber auch das Auktionshaus auf die Anklagebank. Ihm wurden vor allem zwei Dinge vorgeworfen: Zum Ersten bevorzuge es diejenigen, die – wie auch immer – an viel Gold gekommen sind, um sich entsprechend auszurüsten. Und es verlockt zum Zweiten zu der Annahme, dass Blizzard Diablo 3 gerade deshalb so schwer gemacht hat, damit der Spieler einkauft. Ohne das Auktionshaus wäre das Spiel leichter, also spielbarer gewesen, so der Vorwurf. Im Umkehrschluss arbeite Blizzard also gegen die Spieler, die einfach nur spielen wollen und nicht recht vorankamen. Das Auktionshaus war dabei der Fuß auf der Bremse.

(2) – Arbeiten für Katalogbestellungen

Nach der ersten Welle von Patches, die den Schwierigkeitsgrad erheblich anpassten, verschob sich auch die Wahrnehmung. Zwar konnte jeder Diablo 3 jetzt auch mit einem realistischen Aufwand durchspielen. Das Hack & Slay endet jedoch nicht nach dem Tod des letzten Bossgegners. Vielmehr besteht das Spielprinzip darin, seinen Charakter ständig zu verbessern. Hierbei zeigte sich das nächste Problem: Das Zufallsbeutesystem von Diablo 3 spuckte viele unnütze Gegenstände aus und knauserte mit den brauchbaren oder gar guten Items so sehr, dass die Spieler erneut Frust aufbauten. Abermals hätte dies eigentlich ein Problem der Spielbalance sein müssen.

Erneut war es aber das Auktionshaus, das als Verstärker die negativen Emotionen anpeitschte. Dort war nämlich für jeden offen zu sehen, dass es gute Gegenstände in Hülle und Fülle gab. Nur mussten Spieler diese kaufen, wenn sie sich nicht der irrwitzig kleinen Chance hingeben wollten, diese selbst zu finden. Farmen, farmen, farmen – verkaufen, verkaufen verkaufen. Ganz am Ende dieser Kette kann der fleißige Spieler dann mit Glück den einen Gegenstand ersteigern, auf den er es abgesehen hat. Dabei bereitet dieser Ablauf viel Mühe und das Glücksgefühl währt nur kurz, weil der Spieler den Gegenstand ja nicht während der Monsterhatz selbst gefunden hat.

Obwohl das Auktionshaus in dieser Phase also Wünsche erfüllte, konnte es nicht über den Eindruck hinwegtäuschen, dass in Diablo 3 nicht gespielt sondern gearbeitet wird, um sich dann passende Ausrüstung im Katalog bestellen zu können.

(3) – Hyperinflation und Hyperdeflation – gleichzeitig

Während der Blütezeit des Diablo-3-Auktionshauses wurde es selbst für diejenigen knifflig, die bis dahin gut mit ihm auskamen. Das lag daran, dass sehr gute Gegenstände immer teurer wurden, bis das Auktionslimit im Goldauktionshaus nicht mehr ausreichte (läppische 2 Milliarden Goldstücke). Gleichzeitig wurden gute Gegenstände aber immer günstiger. Für Spieler bedeutete das, dass sie gänzlich aufhören konnten zu spielen, wenn es Ihnen darum ging, ihre Ausrüstung zu verbessern. Gute „Mainstream“-Items konnten sie sich irgendwann nämlich viel zu leicht im Auktionshaus kaufen und bessere „Highend“-Gegenstände waren unbezahlbar. Dazwischen klaffte eine riesige Preislücke, die nur schwer zu überbrücken war – jedenfalls nicht mit Farmruns im Spiel.

Die besten Gegenstände konnten nur noch mit Echtgeld oder von Spekulanten gekauft werden, die ihr Geld mit dem An- und Verkauf von Gegenständen im Diablo-3-Wirtschaftssystem verdienten. Für zahlreiche Spieler machte das am Ende tatsächlich den Reiz aus. Für sich genommen ist das auch gar nicht zu verurteilen. Nur stand das Auktionshaus eben nicht für sich allein, sondern in ständiger Wechselwirkung mit den spielerischen Komponenten von Diablo 3. Die besten Diablo-3-Kämpfer waren am Ende nicht die fleißigsten Spieler, sondern die geschicktesten Händler.

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