Tschüs, Diablo-3-Auktionshaus!: Ein hoffnungsvoller Kommentar
2/2Ein Blick nach vorn
Heute zieht Blizzard die Notbremse. Der Versuch, eine gleichwertige Koexistenz zwischen dem Spiel und der Wirtschaftsimulation Diablo 3 zu schaffen, ist gescheitert. Ohne Ersatz wird der Spieler allerdings nicht zurück gelassen. Der seit Kurzem erhältliche Patch auf Version 2.0, der auch auf das Addon Reaper of Souls vorbereitet, aber bereits selbstständig für viele Neuerungen sorgt, schafft stattdessen einen Ausgleich: Loot 2.0. Endlich haben Diablo-3-Spieler eine realistische Chance gute Gegenstände zu finden, die sie voranbringen. Gelegentliche „Smart Drops“ und ein deutlich größerer Pool wirklich legendärer Gegenstände sorgen für eine engagiertere Suche nach Gegenständen und eine größere Freude beim Fund.
Leider scheint Blizzard zu glauben, dass nun alles besser wird, weil Diablo 3 eine 180°-Drehung in puncto Lootsystem hinlegt. Das stimmt aber nicht. Mit Loot 2.0 will Blizzard die Spieler regelrecht umerziehen. Es reicht nicht, dass das Auktionshaus gestrichen wird. Beinahe alle potenziell guten Gegenstände (Legendäre Items sowie selbst hergestellte Gegenstände) sind an den Spieleraccount gebunden. Sie können gar nicht oder nur für eine begrenzte Zeit mit denjenigen Spielern gehandelt werden, die beim Finden mit in derselben Spielpartie waren. Im günstigsten Fall – bei einer 4-Spieler-Gemeinschaft in einer Partie – können Gegenstände also an drei Freunde abgegeben werden. Zwei Stunden lang. Danach sind sie an den Finderaccount gebunden. Wer will, kann darin die Ermunterung sehen, öfter in einer Gruppe zu spielen. Tatsächlich werden Spieler aber nicht dafür belohnt, gemeinsam zu spielen, sondern dafür bestraft, wenn sie es nicht tun.
Noch fällt diese Einschränkung nicht zu sehr ins Gewicht. Reaper of Souls erscheint in einer Woche und die Flut neuer Eindrücke, Spielmöglichkeiten und Gegenstände wird über die Handelseinschränkungen hinweghelfen. Dauerhaft funktioniert das allerdings nicht. Schließt Blizzard die Möglichkeit zum Handel permanent aus, geht auch ein Spielement von Diablo verloren, das nicht nur schon immer dazugehörte, sondern auch für Freude sorgen kann. Der Handel mit Gegenständen war nie das Problem. Problematisch war, dass es die effizienteste Möglichkeit war, sich auszustatten und das Spielen in den Hintergrund rückte.
Ich glaube allerdings, dass Blizzard auch zu dieser Erkenntnis kommen und einlenken wird, wenn das nicht ohnehin der Plan ist: Die Spieler sollen in einer Übergangsphase wieder stärker daran gewöhnt werden, was es heißt, Gegenstände zu finden. Wenn sie den ursprünglichen Reiz von Diablo 3 dann erkannt haben und die Masse gerne spielt und zwar für sich selbst und nicht, um Tauschbares zu ergattern, wird es auch wieder vermehrt möglich sein mit anderen Spielern zu handeln. Vielleicht kann man nicht alles handeln und sicherlich auch nicht mehr in einem Auktionshaus. Aber dazwischen wird es einen Kompromiss geben, den Blizzard aktuell auslotet. Das Ziehen zweier Grenzen – einer unmöglichen Ober- und einer genauso übertriebenen Untergrenze – ist immerhin das bewährte Vorgehen bei der Entwicklung des Addons. Ganz so, wie Blizzard es beispielsweise bei den Legendary Drops schon gemacht hat:
As to whether the drop rates for legendary items are right, time and data will tell. We know they were absolutely too high in the previous beta so we brought them down considerably to something that was within the realm of sanity. Again as part of a beta testing cycle we took them down to a place that is probably too low, but to find the right resting place we have to find where the bounds are, we were far too high, if this beta cycle is "far too low" than we have dramatically narrowed in on our ability to find "just right".
Game Designer Travis Day zur Auslotung des richtigen Maßes
Nach zwei Jahren Diablo 3 bin ich daher guter Hoffnung, dass Blizzard endlich die Handbremse löst und das Spiel seinem Potenzial gerecht wird. Das Auktionshaus ist gescheitert, auch wenn das nicht hätte sein müssen. Sein Ende ist gut für das Spiel und Diablo 3 verdient sich damit bei vielen Spielern eine zweite Chance. Nutze sie, Blizzard!
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