Enermax Passiv-Digital-Netzteil aufgeschraubt
Wir konnten die neue Digital-Generation von Enermax direkt am Stand ausprobieren. Mit unserem mitgebrachten Schraubendreher, einem Watt-Meter und einem kompakten Infrarotthermometer überprüfen wir das Vorserienmodell des Digifanless.
Der Praxistest auf der Messe mit einem Oberklasse-Spielerechner kann sicher keinen detaillierten Chroma-Test ersetzen, dennoch wollten wir einige Features ausprobieren. Unser erster Blick galt dabei der verwendeten Software für das Auslesen von Messwerten und der Ansteuerung des Netzteils. Bereits die aktuelle Software-Version präsentiert unter Windows die wichtigsten Daten wie Leistungsausgabe, die anliegenden Spannungen, zwei Temperaturmesswerte und den Wirkungsgrad. Zudem können Nutzer frei zwischen Multi- und Single-Rail-Konfiguration sowie eigene Schwellenwerte für den Überstromschutz wählen. Die Spannungswerte werden ebenfalls ausgelesen.
Die technisch vorgesehene Möglichkeit zur Beeinflussung der Spannungen wird die Software-Variante für Endkunden aus Sicherheitsgründen nicht erhalten, um eine Beschädigung von Hardware durch fehlerhafte Eingaben zu vermeiden.
Wie gut die Ermittlung der Werte funktioniert, konnten wir bereits ausprobieren: Die Genauigkeit der Messung der Leistungsabgabe an die Komponenten genügt dabei zumindest Heimanforderungen, die ausgegebenen Werte entsprechen unter Berücksichtigung des Wirkungsgrades mit geringer Abweichung denen unseres Wattmeters vom Typ KD302. Auch die Temperaturwerte von unter 40 Grad entsprechen der Realität: Bei Messungen mit unserem Infrarotthermometer von außen durch das einen Teil der Wärmestrahlung abschirmende Gitter messen wir mit knapp unter 30 Grad niedrigere Werte. Auch die Spannungsmessung funktioniert bereits, während die Einstellmöglichkeiten für den Überspannungsschutz noch Probleme bereiten.
Nach unserem Kurztest haben wir das Vorserienmodell zudem kurzerhand aufgeschraubt, um einen Blick auf die verwendete Technik zu werfen. Den auf den Abbildungen verdeckten Bereich durften wir in Augenschein nehmen, dürfen ihn aber nicht öffentlich zeigen. Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass die Elektronik sich von allen bisherigen Plattformen des Herstellers unterscheidet. Die Platine wird von Enermax selbst gefertigt und nutzt LLC-Resonanzwandlung sowie DC-DC-Spannungsregulation.
Die Kühlkörper sind deutlich größer als bei den aktiv gekühlten Platimax-Modellen. Daneben nutzt Enermax einige bekannte Tricks, um Netzteile ohne Lüfter zu betreiben. Die beiden verwendeten Gleichrichterbrücken sind bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit weit übertrieben für ein 550-Watt-Netzteil, arbeiten so aber effizienter und können in problemlosen Temperaturbereichen betrieben werden. Die Spannungsregulationsmodule für die +3,3 und +5 Volt sind in die Platine für das modulare Kabelmanagement integriert, welche mit der Hauptplatine über verlötete Brücken und Kabel verbunden ist. Diese Lösung ist von Sea Sonic patentiert, Enermax geht jedoch davon aus, auch ohne Lizenzzahlung keine Schutzrechte zu verletzen. Die Schutzschaltungen sind in einen digitalen Steuerungschip aus dem Hause PIC integriert.
Das Enermax Digifanless soll im dritten Quartal in den Handel kommen; zudem arbeitet der Hersteller an einer Digital-Version des aktiv gekühlten Platimax, um den über dem Digifanless liegenden Wattbereich zu bedienen.