Der Preisverfall bei SSDs soll weiter anhalten

Michael Günsch
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Solid State Drives (SSD) sind günstig wie nie: Endkunden zahlen derzeit weniger als 40 Cent pro Gigabyte Speicher. Transcend-Chef Peter Shu prognostizierte, dass die SSD-Preise in diesem Jahr voraussichtlich um weitere 20 bis 30 Prozent sinken. Was sagen andere Hersteller der Branche zur aktuellen und künftigen Preisentwicklung?

Crucial wollte sich auf Nachfrage nicht äußern, Toshiba hingegen schon. Larry Martinez-Palomo, Senior Marketing Manager Storage Peripherals Division bei der Toshiba Europe GmbH, geht ebenfalls davon aus, dass durch steigende Kapazitäten bei der Produktion von Flash-Speicher die Preise von SSDs weiter fallen werden.

Mit dieser Annahme ist er nicht allein. Die Marktforscher von DRAMeXchange erwarten, dass es zumindest bis ins dritte Quartal 2014 ein Überangebot an NAND-Flash geben wird. Im Februar seien die Vertragspreise für NAND-Flash allein um 14 Prozent gesunken, was sich entsprechend auch bei den SSD-Preisen bemerkbar macht.

Neuere Technologien wie TLC-Speicher sollen ebenfalls ihren Beitrag zu geringeren Preisen pro Gigabyte Speicherplatz leisten. TLC ist eine Form des MLC-Flash, bei dem drei statt zwei Bit pro Speicherzelle geschrieben werden, was die Kapazität entsprechend erhöht. Ein prominentes Beispiel für den Einsatz von TLC-Speicher ist Samsungs SSD 840 Evo.

Noch mehr Kapazität pro Speicherchip soll der sogenannte 3D-NAND-Flash bieten, der auch in Sachen Leistung Fortschritte verspricht. Neben Samsung arbeiten auch Toshiba, SK Hynix und Micron an dieser Technik.

Den allgegenwärtigen Eindruck, dass ein regelrechter Preiskampf zwischen den SSD-Herstellern entbrannt ist, bestätigt Martinez-Palomo. Die Unternehmen, die wie Toshiba, Samsung und Micron (Crucial) selbst Flash-Speicher fertigen und damit über eine sichere Quelle verfügen, sieht er dabei klar im Vorteil. Das Problem, nicht genügend NAND-Flash für die eigenen SSD-Serien aufzubringen, erfuhr beispielsweise OCZ am eigenen Leibe: Der inzwischen zu Toshiba gehörende SSD-Hersteller konnte zuletzt nicht genügend SSDs liefern, da schlichtweg der Speicher fehlte, herbe Verluste waren die Folge.

Der Blick in den Preisvergleich verrät, dass momentan vor allem Crucial und Samsung mit den SSD-Serien M500 und 840 Evo am meisten Kapazität fürs Geld bieten. Toshibas Q-Serie liegt in dieser Disziplin mit aktuell mindestens 49 Cent pro Gigabyte weit dahinter. Doch wie der Marketing-Manager verriet, ist mit neuen, günstigeren Toshiba-SSDs für Konsumenten zu rechnen – einen Termin für deren Markteinführung wollte er jedoch nicht verraten. Ob künftig der Preiskampf an der Spitze zwischen Samsung, Crucial und Toshiba ausgetragen wird, bleibt abzuwarten.

Samsung hat ComputerBase eine eigene Einschätzung der Marktsituation in Aussicht gestellt. Sobald diese vorliegt, wird die Meldung entsprechend aktualisiert.

ComputerBase: Was sind die Gründe für den starken Preisverfall?

Martinez-Palomo: Es gibt zwei Gründe: (1) Verschiebungen in Angebot & Nachfrage und (2) technologische Fortschritte.

  1. Die Hauptkomponente der SSD ist NAND-Flash Halbleiterspeicher. Die NAND-Flash-Nachfrage wächst rasant, aber auch die Produktionskapazitäten der großen Hersteller (u.a. Toshiba) werden auch ständig ausgebaut, so dass die Knappheit allmählich verringert wird.
  2. Es gibt 3 Arten von NAND-Flash, was die Speicherdichte angeht: SLC, MLC und TLC (oft auch 3-bit MLC genannt). Sehr grob gesagt, ist die physikalische Datendichte bei TLC am höchsten und bei SLC am geringsten. Die Kosten pro GB sind bei TLC dementsprechend geringer als bei SLC oder MLC, aber die Zuverlässigkeit und Lebensdauer lässt nach. Bei SSDs für den Privatmarkt wird zunehmend TLC-NAND-Flash gebraucht.

ComputerBase: Wird dieser Trend anhalten? Oder ist bald mit einer Stabilisierung der Preise zu rechnen?

Martinez-Palomo: Man kann damit rechnen, dass die NAND-Flash-Preise weiter sinken werden, somit auch SSD-Preise.

ComputerBase: Kann man von einem Preiskampf bei SSDs sprechen?

Martinez-Palomo: Auf jeden Fall. Es gibt allerdings nur eine Handvoll Hersteller von NAND-Flash, darunter zwei "Giganten" (Toshiba und Samsung). Diejenigen SSD-Hersteller, die über eine sichere Quelle an NAND-Flash verfügen, haben einen klaren Vorteil.

ComputerBase: Plant Toshiba für Konsumenten ähnlich günstige SSDs (Preis pro Gigabyte) wie Crucial und Samsung?

Martinez-Palomo: Mit der aktuellen SSD Q Series Pro bietet Toshiba eine Konsumenten-SSD der gehobenen Klasse. Sie verfügt über Toshiba-eigenen MLC NAND-Flash und auch über einen Toshiba-eigenen Controller-Chip. Das Resultat ist eine sehr schnelle SSD, vor allem für anwendungsintensive Profis wie Ingenieure, Grafikdesigner, etc., oder auch für intensive Gamer im Privatbereich. Günstigere SSD-Lösungen für den alltäglichen Privatgebrauch sind auch im Kommen, konkrete Termine können aber noch nicht veröffentlicht werden.

Das Interview im Wortlaut
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