Sea Sonic SS-300M1U im Test: Kompakte 300 Watt mit 80Plus Gold
3/6Technik
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt unser Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Die Elektronik des Sea Sonic SS-300M1U wird von Sea Sonic selbst gefertigt und nutzt DC-DC-Spannungswandler für die Versorgung der +3,3- und der +5-Volt-Schiene. Auffällig ist der aufgrund des überschaubaren Platzangebotes dichte Aufbau samt Kühlkörpern für die wichtigsten Bauteile. Das ausgewählte Design ist in der 300-Watt-Klasse als außergewöhnlich hochwertig zu bezeichnen.
Auch der Brückengleichrichter verfügt über eine eigene Kühlfinne, um eine effiziente Kühlung zu ermöglichen. Für den notwendigen Luftstrom sorgt bei Bedarf ein 40-mm-Lüfter mit langlebigem Kugellager von Adda (Modell: AD0412XB-C71GP). Aufgrund der geringen Abstände verwendet Sea Sonic an einigen Stellen transparenten Kunststoff zur Isolation.
Die Eingangsfilterung beginnt auf einer mit einer Kupferfolie abgeschirmten Zusatzplatine und setzt sich auf der Hauptplatine fort. Die Eingangsfilterung ist vollständig und umfasst auch einen MOV als passiven Schutz vor Überspannungen.
Bei den Kondensatoren setzt Sea Sonic auf kompromisslose Qualität: Primär kommt ein 105-Grad-Elektrolytkondensator von Nippon-Chemicon mit 450 Volt Spannungsfestigkeit und 180 Mikrofarad Kapazität zum Einsatz. Auf der Sekundärseite werden Elektrolytkondensatoren der gleichen Marke sowie Rubycon sowie Polymer-Feststoffkondensatoren eingesetzt.
Der Sicherungschip vom Typ HY510N wird auf der Zusatzplatine am Rand der Hauptplatine verbaut und stellt die versprochenen Schutzschaltungen bereit. Die Lötqualität der Hauptplatine ist erstklassig.
Messungen
Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation und den kalkulierten Lasten finden sich im Anhang zu diesem Artikel.
Effizienz
Den Wirkungsgrad bestimmen wir in vier üblichen Szenarien mit 10, 20, 50 und 100 Prozent Belastung. Zunächst simulieren wir dabei einen Betrieb im nordamerikanischen 115-Volt-Stromnetz. Diese Werte sind für unsere Leser zwar wenig praxisrelevant, aber perfekt geeignet, um zu prüfen, ob ein Netzteil zu Recht das 80Plus-Zertifikat trägt. Die anschließenden Messungen mit den in Europa üblichen 230 Volt Eingangsspannung dienen der eigentlichen Bewertung des Wirkungsgrads des Probanden.
Beim Wirkungsgrad patzt das Sea Sonic SS-300M1U bei mittlerer Last und verfehlt im 115-Volt-Netz die 80Plus-Gold-Anforderung von 90 Prozent um etwa 0,8 Prozentpunkte. Bei niedriger und voller Auslastung werden die geforderten Werte hingegen erreicht.
Im 230-Volt-Netz zeigt sich ein gewisser Abstand zu anderen 80Plus-Gold-Netzteilen, vor allem bei 20 Prozent Last. Der Wirkungsgrad des Probanden kann unsere hohen Erwartungen daher nur zum Teil erfüllen. Andererseits kann sich das Sea Sonic SS-300M1U von 80Plus-Silber-Netzteilen klar abgrenzen.
Leistungsfaktorkorrektur (PFC)
Ein PC-Netzteil verhält sich im Stromnetz anders als gewöhnliche (ohmsche) Lasten wie zum Beispiel eine Glühlampe. Die Phasenverschiebung der Stromaufnahme zur Spannung bedeutet, dass neben der Wirkleistung sogenannter Blindstrom entsteht. Dies führt zum einen zu einer höheren gemessenen Scheinleistung, zum anderen zu einer Belastung für das Stromnetz. Ein Messwert von "1" an dieser Stelle würde bedeuten, dass das Netzteil sich perfekt verhält und kein Blindstrom entsteht. In der Realität werden immer geringere Ergebnisse gemessen. Verbraucher bezahlen in Deutschland übrigens in der Regel lediglich die Wirkleistung. Diese und alle folgenden Messungen werden mit 230 Volt Eingangsspannung durchgeführt.
Die Leistungsfaktorkorrektur des Probanden arbeitet problemlos.