SilverStone Strider Gold Series 550W im Test: Vollmodular und kompakt
3/6Technik
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt unser Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Die Elektronik des Strider Gold wird von Enhance gefertigt und nutzt eine Schaltung auf Basis von LLC-Resonanzwandlung und unabhängig regulierter DC-DC-Spannungswandlung. Für den Luftstrom sorgt ein Gleitlagerlüfter im 120-mm-Format von Adda (Modell AD1212MS-A71GL, maximale Stromaufnahme 0,34 Ampere bei 12 Volt). Auffällig sind die für Enhance typischen großen, gebogenen Kühlfinnen.
Die Eingangsfilterung beginnt auf einer Zusatzplatine an der Netzbuchse mit zwei Y- und X-Kondensatoren sowie einer Spule. Auf der Hauptplatine folgen ein weiteres Paar X- und Y-Filter, eine Spule und der MOV als passiver Überspannungsschutz. Die Eingangsfilterung ist damit großzügig dimensioniert. Als Primärkondensator kommt mit einem Panasonic-105-Grad-Elektrolytkondensator mit 420 Volt Spannungsfestigkeit und 470 Mikrofarad Kapazität ein Modell der Luxusklasse zum Einsatz. Auf der Sekundärseite setzt SilverStone auf Mittelklassebestückung in Form von 105-Grad-Elektrolytkondensatoren von Taicon sowie Polymer-Feststoffkondensatoren.
Der verbaute Sicherungschip vom Typ Siti PS223 unterstützt die versprochenen Schutzschaltungen, auch der Überhitzungsschutz ist korrekt integriert. Die beiden Temperaturfühler für Lüftersteuerung und Sicherung sind an den Finnen des Sekundärkühlkörpers klar erkennbar. Die verwendete Hauptplatine unterstützt übrigens ebenso wie der Sicherungs-Chip zwei getrennt gesicherte +12-Volt-Schienen, die SilverStone jedoch zur Herstellung eines Single-Rail-Netzteils kurzerhand zusammenlöten lässt. Zudem sind die +12-Volt-Ausgänge an der Platine des modularen Kabelmanagements, auf der sich zur Filterung weitere Elkos der Marke Suncon befinden, ebenfalls verbunden.
Die Lötqualität ist brauchbar, aber nicht perfekt. Wir erkennen einige unsauber gearbeitete Stellen.
Messungen
Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation und den kalkulierten Lasten finden sich im Anhang zu diesem Artikel.
Effizienz
Den Wirkungsgrad bestimmen wir in vier üblichen Szenarien mit 10, 20, 50 und 100 Prozent Belastung. Zunächst simulieren wir dabei einen Betrieb im nordamerikanischen 115-Volt-Stromnetz. Diese Werte sind für unsere Leser zwar wenig praxisrelevant, aber perfekt geeignet, um zu prüfen, ob ein Netzteil zu Recht das 80Plus-Zertifikat trägt. Die anschließenden Messungen mit den in Europa üblichen 230 Volt Eingangsspannung dienen der eigentlichen Bewertung des Wirkungsgrads des Probanden.
In unseren Messungen mit 115 Volt Eingangsspannung verfehlt das Strider Gold bei Volllast das 80Plus-Gold-Niveau um über einen Prozentpunkt. Die Abweichung lässt sich nicht bequem durch Messungenauigkeit erklären. Auch im 230-Volt-Netz liegt das Strider Gold bei Volllast etwas gegenüber anderen Gold-Netzteilen zurück. So muss es sich sogar dem nur mit Silber zertifizierten be quiet! System Power 7 450 Watt knapp geschlagen geben. Im unteren Lastbereich kann das Netzteil hingegen die Anforderungen erfüllen.
Leistungsfaktorkorrektur (PFC)
Ein PC-Netzteil verhält sich im Stromnetz anders als gewöhnliche (ohmsche) Lasten wie zum Beispiel eine Glühlampe. Die Phasenverschiebung der Stromaufnahme zur Spannung bedeutet, dass neben der Wirkleistung sogenannter Blindstrom entsteht. Dies führt zum einen zu einer höheren gemessenen Scheinleistung, zum anderen zu einer Belastung für das Stromnetz. Ein Messwert von "1" an dieser Stelle würde bedeuten, dass das Netzteil sich perfekt verhält und kein Blindstrom entsteht. In der Realität werden immer geringere Ergebnisse gemessen. Verbraucher bezahlen in Deutschland übrigens in der Regel lediglich die Wirkleistung. Diese und alle folgenden Messungen werden mit 230 Volt Eingangsspannung durchgeführt.
Die Leistungsfaktorkorrektur des Probanden arbeitet unterdurchschnittlich. Das ist nach der verfehlten Effizienz eine weitere Überraschung.