HTC One (M8) und Samsung Galaxy S5 im Test: Duell der Giganten
2/3Performance & Oberfläche
Zur Vorstellung im letzten Jahr konnte weder das HTC One (M7) noch das Samsung Galaxy S4 den damals schnellsten Snapdragon 800 vorweisen, weil dieser noch nicht marktreif war. Er wurde erst später beim LG G2 und Google Nexus 5, dem Galaxy Note 3, Sony Xperia Z1 Compact und zahlreichen weiteren Smartphones der zweiten Jahreshälfte verbaut. Im April 2014 zählt der Snapdragon 800 gefühlt schon wieder zum alten Eisen, sodass One (M8) und Galaxy S5 gleich zum Snapdragon 801 mit höherem CPU- und GPU-Takt sowie schnellerer Speicheranbindung greifen, um der Bezeichnung Flaggschiff gerecht zu werden.
Der Geschwindigkeitszuwachs ist bei beiden Smartphones messbar, aber nur selten im Alltag zu spüren. Beide Smartphones sind schneller als ihre Vorgänger, doch eklatante Unterschiede bestehen nicht. Es ist jeweils eine Evolutionsstufe, die sich durch etwas kürzeren Ladezeiten oder wenige Bilder pro Sekunde mehr bemerkbar macht. Das spiegelt sich auch in den Benchmarks wider, die wir aber nur als Indikatoren für ein flottes Smartphones sehen. Die Performance im Alltag ist schlussendlich wichtiger und entscheidend. Und hier schneidet das HTC One (M8) trotz niedrigerem Takt minimal besser ab. HTCs Sense 6 gestaltet sich leichtfüßiger und weniger überladen als Samsungs TouchWiz. Die Basis ist mit Android 4.4.2 auf beiden Telefonen identisch.
- GFXBench 3 1080p T-Rex Offscreen
- GFXBench 3 1080p Manhattan Offscreen
- 3DMark Ice Storm Unlimited
- SunSpider 1.0.2
- SunSpider 1.0.1
- Google Octane 2.0
- Google Octane
- Browsermark 2.0
- Geekbench 3 Total Multi-Core
- Geekbench 3 Total Single-Core
- Geekbench 3 Integer Multi-Core
- Geekbench 3 Integer Single-Core
- Geekbench 3 Floating Point Multi-Core
- Geekbench 3 Floating Point Single-Core
- Geekbench 3 Memory Multi-Core
- Geekbench 3 Memory Single-Core
- CF-Bench
Trotz unterschiedlicher Optik sind sich die Android-Oberflächen Sense und TouchWiz inhaltlich mittlerweile sehr nahegekommen. Sense 6 fällt beim ersten Anschalten vor allem durch die On-Screen-Tasten auf, die sich an das Standard-Layout halten. Samsung setzt weiterhin auf kapazitive Tasten unterhalb des Displays, hat mit dem Galaxy S5 aber endlich die Menü-Taste abgeschafft und durch eine Multitasking-Schaltfläche ersetzt. Warum diese allerdings den Platz mit der Zurück-Taste getauscht hat, bleibt unverständlich. Abseits dessen sind beide Probanden aber mit einem ähnlichen App-Launcher ausgestattet, bieten mit Blinkfeed und My Magazine vergleichbare Feedreader und kommen mit zahlreichen, konfigurierbaren Schnelleinstellungen in der Statusleiste daher.
Geht es dann aber in die tieferen Einstellungen, bleibt HTC bei der klassischen Aufteilung und Samsung setzt auf ein neu gestaltetes Menü mit horizontaler Aufteilung und runden Symbolen für die Untermenüs. Hier finden sich ganz oben von Samsung als häufig verwendet angesehene Einstellungen für Display, Ton und Co., während in den weiteren Untermenüs seltener verwendete Einstellungen verstaut werden. HTCs Ansatz ist in unseren Augen der bessere, weil sich bei Samsung Menüs doppeln und die Einstellungen durch hässliche Zeilenumbrüche mit teilweise nur einem Buchstaben auffallen.
Den Bereich Fitness gehen HTC und Samsung wieder vergleichbar an. Bei HTC übernimmt die Fitbit-App im Zusammenspiel mit Sensoren im Smartphone das Tracking, bei Samsung nennt sich die App S Health. Beide ermöglichen nach kurzer Konfiguration das Messen von Schritten, zurückgelegter Strecke oder verbrannten Kalorien. Mühselig ist bei beiden Smartphones aber, dass für ein korrektes Tracking Mahlzeiten systembedingt penibel genau in die jeweiligen Apps eingetragen werden müssen.
Samsung ergänzt den Fitness-Bereich durch einen zuverlässigen Herzfrequenzmesser auf der Rückseite des Smartphones und erlaubt die Synchronisierung mit Produkten wie Galaxy Gear, Gear 2 oder Gear Fit. Die Fitbit-App auf dem One (M8) kommuniziert folgerichtig wahlweise mit Trackern von Fitbit.
Als Alleinstellungsmerkmal fährt HTC beim One (M8) eine sehr gut gelöste Gestensteuerung bei ausgeschaltetem Display auf, während Samsung einen altbacken wirkenden Fingerabdruckscanner im Home-Button versteckt, der für das Entsperren des Smartphones oder Kaufen von Apps im Samsung Store (nicht Google Play) verwendet werden kann. Altbacken deshalb, weil seit Verfügbarkeit des Apple iPhone 5S sieben Monate vergangen sind und Samsung weiterhin einen Sensor verbaut, der gefühlt schon vor Jahren in ThinkPads von IBM zu finden war. Auf dem iPhone 5S ist die Ausrichtung der gespeicherten Finger gleichgültig und das Smartphone scannt bereits bei nur aufgelegtem Finger. Auf dem Galaxy S5 muss die Ausrichtung beim Speichervorgang und Freischalten beibehalten werden und für das Entsperren wird klassisch über den Home-Button gewischt. Das wirkt nicht mehr modern und arbeitet darüber hinaus nicht immer zuverlässig. Mehrfaches Auflegen kennen wir vom Primus iPhone 5S nicht.
Schon beim ersten Ausprobieren zur Vorstellung des One (M8) gefielen uns die Display-Gesten von HTC sehr gut. Bereits nach wenigen Minuten wird das Aufwecken des Smartphones durch doppeltes Tippen auf das ausgeschaltete Display wie bei KnockOn von LG zur Selbstverständlichkeit. Bei HTC funktioniert das aber noch zuverlässiger und auch auf weitere Arten. Ein Wisch nach oben entsperrt das One (M8) sofort, ein Streichen nach unten öffnet die Sprachwahl. Wischgesten nach links und rechts teilen sich in Zugriff auf den Homescreen respektive Blinkfeed auf. Während die Gestensteuerung des One (M8) bei ausgeschaltetem Display sehr oft von uns verwendet und als angenehm und nützlich empfunden wurde, was auch am mittlerweile besseren, aber weiterhin schlecht erreichbaren An/Aus-Schalter liegt, haben wir den Fingerabdruckscanner des Galaxy S5 nach kurzer Zeit wieder deaktiviert und sind auf klassische Entsperr-Methoden ausgewichen. Sofern beim HTC One (M8) eine Pin-Sperre eingesetzt wird, führt ein Aufwecken bei ausgeschaltetem Display zur Abfrage der Pin, nach deren Eingabe die von der Geste ausgelöste Aktion zuende gebracht wird.
Was das Android-Betriebssystem hinsichtlich Design, Aufteilung, Funktionen und Benutzerfreundlichkeit der Hersteller-Oberfläche betrifft, sehen wir HTC mit Sense 6 weiterhin vor Samsung mit TouchWiz, weil das System einheitlicher und weniger überladen ist.
Kamera
Vier Ultrapixel oder lieber 16 Megapixel? Wenn nicht ausschließlich im Dunklen fotografiert wird oder das nachträgliche Scharf- und Unscharfstellen von Bildern per „UFocus“-Funktion der „Duo Camera“ Priorität hat, dann lautet die Antwort eindeutig 16 Megapixel und somit auch Galaxy S5. HTCs Duo Camera arbeitet mit einer zusätzlichen 2-MP-Kamera, die oberhalb der Vier-Megapixel-Hauptkamera sitzt und die mit leichtem Versatz ein zweites Bild schießt, mit dem das One (M8) zwischen Vorder- und Hintergrund unterscheiden kann und so verschiedenste Effekte ermöglicht.
In den gezeigten Situationen schneidet das One (M8) besser ab, in allen anderen Szenarien ist das Galaxy S5 mit der besseren Kamera ausgestattet. Das Galaxy S5 fängt eklatant mehr Details ein, bietet kräftige Farben, rauscht wenig und sorgt so für lebendige und realitätsnahe Fotos.
Die Bilder des HTC One (M8) sind im direkten Vergleich blasser und grobkörnig, wobei im Makrobereich wieder annähernd Gleichstand herrscht. Die Unterschiede sind auf dem Smartphone aber nicht sofort zu erkennen, erst auf dem großen Desktop-Monitor werden diese richtig sichtbar. Das One (M8) punktet im Gegenzug mit einer spürbar schnelleren Auslösezeit und der übersichtlicheren Kamera-App. Samsungs Menü für Einstellungen wirkt im Vergleich abschreckend.
Das nachträgliche Bearbeiten von Aufnahmen fällt mit zahlreichen Filtern und Effekten sowohl auf dem HTC One (M8) als auch dem Galaxy S5 umfangreich aus. Verfremdungen wie „Jahreszeiten“ oder „Dimension Plus“ für 3D-Effekte bietet das Samsung-Smartphones zwar nicht, bezogen auf den Alltag stellt sich aber die Frage, wie häufig solche Funktionen überhaupt verwendet werden. Wir sehen das klassische Fotoschießen als wichtiger an, und das meistert das Galaxy S5 besser.
Das gilt auch für die Videomodi der Smartphones, bei denen beide Kontrahenten Full HD (1.920 × 1.080 Pixel) mit 30 (Standard) und 60 Bildern die Sekunde sowie Zeitlupe in 720p-Auflösung beherrschen. Das Galaxy S5 bietet aber auch hier die durch die Bank bessere Bildqualität und ist zusätzlich mit einem Ultra-HD-Modus ausgestattet der bei 30 Bildern pro Sekunde mit 3.840 × 2.160 Bildpunkten aufzeichnet. Wie Sony beim Xperia Z2 beschränkt auch Samsung die Aufnahme auf kurze Sequenzen. Nach fünf Minuten muss zwangsweise eine Pause eingelegt werden. Zu Ausfällen wegen Überhitzung kam es im Test aber nicht.
Konnektivität
Sowohl das HTC One (M8) als auch das Samsung Galaxy S5 sind im Bereich Konnektivität topaktuell ausgestattet. Beide Smartphones bieten LTE mit bis zu 150 Mbit/s und beherrschen alle WLAN-Standards inklusive der Highspeed-Variante ac, die einen entsprechenden Router voraussetzt. An der Zuverlässigkeit des Verbindungsaufbaus gibt es bei beiden Smartphones nichts auszusetzen. Die Verbindung war im Berliner Netz von O2 zu jeder Zeit stabil und frei von Aussetzern oder Abbrüchen. Die Gesprächsqualität fällt auf dem HTC One (M8) besser aus, weil die für ein Smartphone exzellenten Lautsprecher nicht nur bei Filmen und Musik die Referenz darstellen, sondern auch bei einem normalen Telefonat.
Samsung kontert die sehr guten Lautsprecher des One (M8) mit moderneren Anschlüssen. Wie schon das Galaxy Note 3 setzt auch das Galaxy S5 auf einen Micro-USB-3.0-Anschluss, der das Übertragen von Daten deutlich beschleunigt. Statt dreieinhalb Minuten benötigt das Übertragen eines knapp sieben Gigabyte großen Films so nur noch 90 Sekunden. Dieser Vorteil kann allerdings nicht gleich zum Start ausgespielt werden, da Teil des Lieferumfangs unverständlicherweise nur ein reguläres USB-2.0-Kabel ist. Auch kabellos möchte das Galaxy S5 der Konkurrenz einen Schritt voraus sein. Wem die bis zu 1,3 Gbit/s schnelle WLAN-Anbindung zu langsam ist, kann diese per Download-Booster mit dem bis zu 150 Mbit/s schnellen LTE kombinieren und so theoretisch bis zu 1,45 Gbit/s erreichen.
Laufzeiten
Nicht nur im Video- und Browser-Dauertest bei 200 cd/m² schneidet das Samsung Galaxy S5 in Sachen Laufzeit besser als das HTC One (M8) ab, sondern auch im Alltag, wenn das Smartphone wie in unserem Fall für WhatsApp, Browsing, YouTube, Spiele und ab und an ein Telefonat verwendet wird. Der Vorsprung zum One (M8) ist jedoch nicht eklatant groß. Der leistungsfähigere Akku und das sparsame AMOLED-Display sind für die längere Laufzeit des Galaxy S5 verantwortlich. Während das Galaxy S5 in unserem Alltag bis zum Abend und teilweise der Nacht des zweiten Tages durchhält, ist das One (M8) einer jener Vertreter, denen am zweiten Nachmittag die Puste ausgeht.
Beide Smartphones bieten einen Ultra- oder auch Extreme-Power-Saving genannten Stromsparmodus, der den Funktionsumfang und die Anzeige auf das absolut Wesentliche reduziert und so auch bei einstelliger Akkuanzeige das Smartphone für mehrere Stunden am Leben hält. Das funktioniert in der Praxis auch, lässt die Telefone aber zu Dumbphones verkommen, sodass wir im Alltag auf die Funktionen verzichtet haben. In Notsituationen, wenn für absehbare Zeit keine Lademöglichkeit in Sicht ist, sind beide Stromsparmodi aber zu begrüßen.