LG Smart TV: Neues Leben für webOS
Vor etwas mehr als einem Jahr erwarb LG Electronics das Betriebssystem webOS von Hewlett Packard, die damit glücklos den Einstieg in den Mobilfunkmarkt versucht hatten. LG hat webOS umgebaut und zur CES 2014 ein vielbeachtetes Smart-TV mit webOS vorgestellt.
Nicht nur war das LG Smart-TV der heimliche Star der CES 2014, auch darüber hinaus reißt das Lob nicht ab. Seit wenigen Wochen steht der Fernseher jetzt in den Regalen und vor wenigen Tagen veröffentlichte die Webseite Digital Trends ein Hands-On-Review des Fernsehers und kam zu dem Urteil, noch nie zuvor eine derart durchdachte Benutzeroberfläche gesehen zu haben.
Das Konzept verzichte auf Menüs und präsentiere alles, was das Smart-TV kann, sofort nach dem Einschalten. Die gesamte Bedienung fanden die Tester nutzerfreundlich umgesetzt mit der „Magic Motion“-Fernbedienung, die auch per Sprache gesteuert werden kann. Insgesamt kommen die Tester zu dem Urteil, das LGs Umsetzung von webOS die Smart-TVs der Zukunft mitbestimmen werde und die Mitbewerber zu Innovationen zwinge.
LGs Projektleiter in Sachen webOS, Steve Winston, gab der Plattform Linux.com vergangene Woche ein Interview, in dem er die weiteren Pläne für webOS anriss. „Das letzte Jahr war für uns wie eine Achterbahnfahrt“, so Winston. „Wir haben webOS von allem befreit, was wir nicht brauchen und dann ein vollwertiges eingebettetes Betriebssystem für Fernseher daraus gemacht.“
Dazu wurden, so der Projektleiter, fast sämtliche Funktionen von LGs bisherigem, ebenfalls Linux-basiertem Smart-TV-System Netcast nach webOS zurück portiert. Dazu mussten auch die proprietären Komponenten an die OpenEmbedded-Umgebung – das Open-Source-Framework, in dem webOS ursprünglich entstand – angepasst werden. Dazu bediente sich LG bei der OpenEmbedded-Umsetzung des Yocto-Projekts. War diese Art der Umsetzung auch sehr schwierig, so soll die Weiterentwicklung dank der OpenEmbedded-Plattform (OE) künftig einfacher vonstatten gehen. Zudem seien die Entwickler mittlerweile von ihrem gewohnten proprietären Build-System auf die offene OE-Umgebung umgelernt. „Es war ein neues, anderes Konzept und die Lernkurve war teilweise frustrierend“ so Winston. „Es gab auch Rückschläge, im Endeffekt jedoch konnten wir sie überzeugen, dass dies der Weg vorwärts ist. Jetzt können sie die Früchte ernten, die eine standardisierte Build-Umgebung, die in allen Entwicklungsabteilungen von LG gleich ist, bietet. Nach vielen gelernten Lektionen haben wir nun einen Satz von „Plug and Play“-Komponenten, die alle über den Luna-Service-Bus von webOS verbunden sind.“
Jetzt, nachdem LGs Smart-TV in den Läden steht, kann das Team an die Entwicklung neuer Funktionen gehen und zudem entscheiden, welche Komponenten proprietär bleiben müssen und welche zu Open-Source umgewidmet werden können. Den Anfang machte neben dem „Connect SDK“ das auf Enyo basierende Framework zur Applikationserstellung für TVs namens Moonstone. Die wichtigsten Teile, so Winston, seien nun über GitHub verfügbar.
Als eine der nächsten Veröffentlichungen, die mit webOS zu tun haben, hat LG bereits ein Digital-Signage-System angekündigt. Ob darüber hinaus auch Smartphones mit webOS als Betriebssystem erscheinen werden, ist derzeit nicht bekannt.
Abschließend drückt Winston noch seinen Dank an die Community aus: „Wir lieben Linux. Schaut man sich die Kerntechnologien an, auf denen webOS aufbaut, so schulden wir eine Menge dank an die Linux- und Open-Source-Gemeinschaft. Wir haben das Talent dieser Leute eingesetzt um dieses Betriebssystem zu bauen.“