Drei SFX-Netzteile im Test: be quiet!, Chieftec & SilverStone

 9/9
Philip Pfab
88 Kommentare

Fazit

be quiet! SFX Power 2 300 Watt

Be quiet!s Neuauflage im SFX-Segment macht einige Punkte besser als der Vorgänger: Der Wirkungsgrad konnte leicht gesteigert werden, zudem steht jetzt ein Grafikkartenanschluss zur Verfügung. Auch die Stärken des Vorgängers kann das SFX Power 2 für sich verbuchen: Die Messwerte sind in Ordnung, die ATX-Spezifikation wird immer eingehalten. Zudem ist das SFX-Power 2 immer leiser als der Vorgänger. Im oberen Lastbereich sind die Verbesserung bei der Lautstärke massiv.

be quiet! SFX Power 2 300 Watt
be quiet! SFX Power 2 300 Watt

Einigen Problemstellen hat be quiet! jedoch nicht im benötigten Maße Aufmerksamkeit geschenkt. Die Lüfterdrehzahl bei geringer Last ist unnötig hoch, so dass das Netzteil auch bei geringer Last in sehr leisen bis nahezu lautlosen Systemen hörbar ist. Dies stört insbesondere beim – für SFX-Netzteile typischen – Wohnzimmereinsatz. Auch die Rail-Aufteilung ist wie beim Vorgänger nicht mehr zeitgemäß: Die stärkere +12-Volt-Leitung exklusiv dem Prozessor zuzuweisen und alle anderen Komponenten über die schwächere Schiene zu versorgen ist angesichts sparsamer, aber leistungsfähiger CPUs heute nicht mehr sinnvoll. Die Spannungsregulation ist in Ordnung, hat aber bei asymmetrischen Lasten immer noch Probleme, die Messwerte im erlaubten Bereich zu halten. Auch die Garantiezeit ist mit zwei Jahren ungewohnt kurz.

Zusätzlich bringt der Nachfolger ein neues Problem mit sich: Durch die gesunkene Lüfterlautstärke bemerken wir jetzt elektronische Nebengeräusche (Spulenfiepen). Schlussendlich ist das SFX Power 2 zwar in allen Disziplinen klar besser oder gleichwertig zum Vorgänger und angesichts des überschaubaren Angebots an kompakten SFX-Netzteilen daher eine gute, aber nicht in allen Details vollständig überzeugende Wahl. Der Preis von 44 Euro ist in Anbetracht der Ausstattung und Effizienz fair.

be quiet! SFX Power 2 300 Watt
27.04.2014
  • SFX-Netzteil
  • gute Messwerte, keine Spezifikationsverletzung
  • 6+2-Pol-PCIe-Grafikkartenanschluss
  • Steckeranzahl
  • optische Gestaltung
  • suboptimale Multi-Rail-Konfiguration
  • kann nicht mit gleichteuren ATX-Netzteilen mithalten
  • könnte noch leiser sein
  • kann je nach System fiepen
  • nur zwei Jahre Garantie
  • +12-Volt-Gesamtleistung auf Typenschild falsch kommuniziert

Chieftec SFX-350BS

Das mausgraue Chieftec SFX-350BS ist die große Überraschung dieses Vergleichs. 350 Watt im SFX-Format für gut 35 Euro – dieser Preis ist eine Ansage an die Konkurrenz. Bei den Messwerten und der Elektronik müssen wir keine gröberen Schnitzer vermelden. Die einzige Problemstelle ist wie bei vielen preiswerten Netzteilen die Spannungsregulation bei stark asymmetrischen Lasten. Das SFX-350BS kann die +12-Volt-Spannung bei hoher Belastung nicht immer im erlaubten Bereich halten. Berücksichtigt der Käufer diesen Fakt bei der Systemplanung und strebt keine anspruchsvolle Plattform ohne Laufwerke an, liefert dieses günstige SFX-Netzteil jedoch problemlose Spannungen. Die geringe Ausstattung an Anschlüssen und der fehlende Grafikkartenanschluss disqualifiziert das SFX-350BS für allzu fordernde Konfigurationen im Kompaktformat. Wer mit der Anschlussausstattung aber auskommt, spart im Vergleich zu anderen Modellen viel Geld. Der Wirkungsgrad liegt im unteren bis mittleren Lastbereich auf 80Plus-Bronze-Niveau, erst bei hoher Last fällt der Wirkungsgrad etwas stärker ab.

Das wirkliche Argument für Chieftecs Kreation ist die Lautstärke: Dieses völlig unscheinbare, eigentlich für Systemintegratoren gedachte Produkt ist das erste SFX-Netzteil, das uns bezüglich der Lautstärke beeindrucken kann. Bei geringer Last arbeitet es nahezu lautlos, auch von Spulenfiepen bleiben wir verschont. Erhöhen wir mit unseren Testsystemen die Last, erhöht die Lüftersteuerung behutsam die Drehzahl – das SFX-350BS ist das bisher in jedem Szenario leiseste Produkt in diesem Formstandard. Dass das Netzteils anders als es das Typenschild suggeriert in der Realität nur über eine einzelne +12-Volt-Leitung verfügt, ist in dieser Wattklasse unproblematisch.

Wer mit der Ausstattung des Chieftec-Modells auskommt, erhält ein absolut überzeugendes Produkt – ComputerBase-Empfehlung! Jetzt liegt es an Chieftec, eine für Endkunden angepasste Version mit zusätzlichen Anschlüssen nachzulegen, um auch anspruchsvollere Konfigurationen zu ermöglichen – etwa 45 Euro wäre eine Version mit einem zusätzlichen Grafikkartenanschluss und einem weiteren SATA-Stecker aus unserer Sicht ohne Debatte wert.

Chieftec SFX-350BS
Chieftec SFX-350BS
Chieftec SFX-350BS [2014]
27.04.2014
  • SFX-Netzteil
  • sehr preiswert
  • sehr leise bei geringer Last, keine Nebengeräusche
  • leise bei Belastung
  • weitgehend gute Messwerte
  • Kondensatoren der Mittelklasse
  • kein Grafikkartenanschluss
  • wenig Anschlüsse
  • Spannungsregulation bei asymmetrischen Lasten
  • falsche Dokumentation der +12-Volt-Leitungen
  • nur zwei Jahre Garantie
ComputerBase-Empfehlung für Chieftec SFX-350BS [2014]

Silverstone Strider Gold Series 450W SFX

SilverStones Strider Gold ist derzeit einzigartig: Die Kombination aus 80Plus-Gold-Siegel und vollmodularem Kabelmanagement im SFX-Gehäuse kann kein anderer Hersteller liefern. Mit zwei vollwertigen Grafikkartenanschlüssen und der unabhängigen Spannungsregulation eignet sich die platzsparende Version des Strider Gold perfekt für platzsparende Spielesysteme. Selbst stark asymmetrische Lasten, wie sie von High-End-Konfigurationen erzeugt werden können, bewältigt SilverStones SFX-Vertreter als einziges Netzteil in diesem Format völlig ungerührt.

SilverStone Strider Gold Series 450W SFX
SilverStone Strider Gold Series 450W SFX

Drei Punkte trüben den ansonsten überzeugenden Eindruck: Die hohe Restwelligkeit der +5-Volt-Leitung disqualifiziert das Netzteil auf jeden Fall für den Einsatz in Fileservern. Die Messwerte auf der 5-Volt-Schiene überschreiten ab mittlerer Last die vorgesehenen Grenzen. Belastet der Nutzer allerdings wie in unserem Crossload-Test ähnlich zu Spielerechnern hauptsächlich die +12-Volt-Leitung, sind die Resultate in Ordnung. Trotzdem können wir keine pauschale Entwarnung geben. Der Wirkungsgrad liegt zum Teil leicht unter den Anforderungen von 80Plus Gold. Sicher, das Strider Gold SFX ist das effizienteste SFX-Netzteil am Markt, dennoch muss jedes Exemplar die geforderten Werte übertreffen. Im für deutsche Anwender relevanten 230-Volt-Netz kann der Wirkungsgrad hingegen überzeugen.

Zum anderen kann die Lautstärke lärmempfindliche Anwender stören. Bei geringer Last könnte SilverStone sie durch eine niedrigere Leerlaufdrehzahl ohne Gefährdung der Lebensdauer reduzieren. Im mittleren Lastbereich ist die Lautstärke akzeptabel, bei hoher Last wird das Netzteil laut. Andererseits müssen wir bezüglich der Lastlautstärke unter Volllast einräumen, dass derart kompakte Netzteile mit 450 Watt Nennleistung von anderen Herstellern kaum, geschweige denn in leise verfügbar sind. Das geringe Platzangebot fordert bei hohen Nennleistungen dann trotz hohem Wirkungsgrad seinen Tribut.

Silverstone Strider Gold Series 450W SFX
27.04.2014
  • SFX-Netzteil
  • Effizienz bei geringer bis mittlerer Last
  • gute Spannungsregulation auch bei asymmetrischen Lasten
  • zwei Grafikkartenanschlüsse
  • Steckeranzahl
  • (voll-)modulares Kabelmanagement
  • drei Jahre Garantie
  • alle Schutzschaltungen vorhanden
  • verfehlt in unserem Test bei Volllast 80Plus-Gold
  • Lüfterdrehzahl bei geringer Last
  • laut bei Volllast
  • Restwelligkeit +5 Volt

Hinweis: Beim von uns getesteten Strider handelt es sich um die Revision 2.0. Von Restposten älterer Versionen im Handel sollte man Abstand halten, da diese lauter sind.

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