Ubisoft Trials Fusion im Test: Die Zukunft. Häppchenweise.
2/4Trials Fusion auf einen Blick
Noch vor dem eigentlichen Spielbeginn trällert uns der Titelsong zum Startbildschirm wenige, dafür aber eindeutige Worte entgegen:
Welcome to the future! Man. Machine. The Fusion. Welcome to the future! Lightyears ahead of evolution!
Diese unmissverständlichen Worte sind nicht zufällig gewählt, denn bei RedLynx und Ubisoft ist man sich sicher: Das ist die Zukunft von Trials. Alteingesessene Veteranen der Spielreihe hingegen erwartet während der ersten Minuten des Spiels im Karrieremodus herzlich wenig Neues.
Neulinge werden an das Spielprinzip von Trials Fusion mit Hilfe von kurzen, aber gut erklärten Tutorialstrecken herangeführt, auf denen sie die Grundlagen der Steuerung erlernen können. Auch für Veteranen der Serie heißt es hier Augen zu und durch, denn die Tutorialstrecken mit den obligatorischen Zwangsstops bei Audiokommentaren sind nicht überspringbar. Hierbei kommen Fahrer das erste Mal mit „Cindy“ und „George“ in Kontakt, zweier Ausprägungen künstlicher Intelligenz, die dem Spieler mit ihren teils hilfreichen, teils gehässig amüsierenden Kommentaren zur Seite stehen. Zugleich markieren die beiden künstlichen Intelligenzen auch den erstmaligen Versuch, einem „Trials“-Spiel eine Geschichte zu verleihen.
So erfrischend dieser Anflug einer Story zu Beginn erscheinen mag, so schnell kippen die beiden Kommentatoren die Stimmung auch wieder ins Negative: Offensichtlich wurde beim Design der Strecken vergessen, eine Begrenzung für das Abspielen der Kommentare einzubauen, was zur Folge hat, dass Spieler auf der Jagd nach Medaillen bei jedem Zurücksetzen zum letzten Kontrollpunkt oder Neubeginn einer Strecke die gleichen Audiokommentare immer und immer wieder zu Ohren bekommen. Leicht nervbare Seelen sollten in dieser Hinsicht schon früh einen Blick in die Optionen wagen und den entsprechenden Audioregler stummschalten – in Anbetracht der belanglosen Kommentarfetzen wird ohnehin wenig bis nichts verpasst.
Deutlich wichtiger für Neulinge als auch Veteranen ist ohne Zweifel das Kernelement der „Trials“-Reihe: das herausfordernde, physiklastige Gameplay. Nach wie vor dreht sich auch in Trials Fusion alles darum, mit möglichst wenigen Fehlern das Ziel zu erreichen. Jeder Crash, jedes Zurücksetzen zum letzten Kontrollpunkt wirkt sich negativ auf die Medaillenjagd aus. Während es Bronze schon für das bloße Erreichen der Ziellinie gibt, müssen sich Spieler für Gold- und Platinummedaillen schon deutlich mehr ins Zeug legen. Sowohl die Uhr als auch der Schwierigkeitsgrad der Streckenhindernisse sind dabei des Spielers größte Widersacher. So entwickelt sich im Laufe der Zeit ein Gefühl der Vertrautheit für den Balanceakt auf dem Motorrad und das feinfühlige Spiel mit Gas- und Bremspedal. Was gerade am Anfang als unüberwindbares Hindernis erscheint, kann sich nach vielen Anläufen plötzlich als ein Klacks erweisen, sobald die entsprechende Technik beherrscht wird.
Insofern stehen Veteranen ab der ersten Spielminute in „Trials Fusion“ alle Fahrtechniken zur Verfügung, die womöglich durch die Vorgänger schon angeeignet wurden. Ob eine Strecke bezwungen wird, hängt somit nicht vom Glück des Spielers, sondern ausschließlich von seinen Fähigkeiten ab und ist, besonders für Neulinge, mit einer steilen Lernkurve verbunden. Gerade deswegen steht am Ende jedes Hindernisparcours, egal wie viele Anläufe und Crashes dafür nötig waren, ein intensives Erfolgsgefühl, das stark dazu motiviert, sich noch härteren Herausforderungen zu stellen. Hier trumpft „Trials Fusion“ ganz bewusst mit alten Stärken auf.
Zwei Neuerungen bringen etwas frischen Wind in den Karrieremodus von Trials Fusion: Einerseits wäre an dieser Stelle das neue „FMX“-Tricksystem zu nennen, andererseits die drei „Extra-Challenges“ pro Strecke. Letztere verschaffen selbst schon erfolgreich mit einer Platinmedaille bezwungenen Strecken einen gewissen Wiederspielwert, weil das Erledigen der Herausforderungen an bestimmte Bedingungen gekoppelt ist. Zu den einfacheren Extra-Herausforderungen zählt beispielsweise das Unterbringen einer bestimmten Anzahl von Salti in einem fehlerfreien Lauf. Andere hingegen sind nicht direkt ersichtlich und fordern den Spieler dazu auf, bestimmte Ereignisse auszulösen oder versteckte Rätsel zu lösen.
Das an das Freestyle Motocross angelehnte Tricksystem hinterlässt jedoch aus diversen Gründen einen unausgegorenen Eindruck. Zum einen weiß die Steuerung nicht so recht zu überzeugen: Tricks werden in der Luft mittels des rechten Analogsticks ausgelöst. Je nachdem in welcher Position sich das Motorrad zum Fahrer gerade befindet, führt das Gedrückthalten des Analogsticks nach links zu unterschiedlichen Ergebnissen. Während sich das Motorrad noch relativ stabil horizontal in der Luft hält, ist es so zwar problemlos möglich, relativ zuverlässig einen „Superman“-Stunt auszulösen – befindet sich das Motorrad hingegen gerade in einer Drehung für einen Salto, wird das Ganze zu einer frickeligen Angelegenheit, die nicht selten in einem Crash endet. Zwar wirkt das Tricksystem anfangs trotz oder gerade wegen seines starken Einflusses auf die Motorradphysik als interessantes und widerspenstiges Biest, das es zu zähmen gilt – die unpräzise Tricksteuerung im Vergleich zum Rest des Spiels führt jedoch schnell zur Ernüchterung.
Dieser Eindruck wird zudem noch dadurch verstärkt, da das Tricksystem nur auf wenigen, extra dafür ausgewiesenen „FMX“-Strecken sinnvolle Verwendung findet. Auf „normalen“ Parcours wirkt sich das Tricksystem meist eher als zusätzliches Sturzrisiko aus, das höchstens zum Angeben in lokalen Mehrspielerpartien genutzt wird. Findige Spieler der Konsolenversion konnten die physikalischen Eigenheiten bestimmter Tricks jedoch schon für sich nutzen: Vor Kurzem räumte Ubisoft ein, dass das FMX-System sich im Hinblick auf die Online-Ranglisten als Problem erwiesen hat und manchen Spielern unter Verwendung bestimmter Stunts einen Zeitvorteil verschafft, der so nicht vorgesehen ist und in zukünftigen Updates angegangen wird.