Ubuntu-Nutzer können neues Init-System Systemd testen
Als sich Debian im Februar nach langem Ringen für Systemd als neues Iinit-System entschieden hatte, erklärte Mark Shuttleworth wenige Tage später, Ubuntu werde Upstart aufgeben und auf den gleichen Daemon umschwenken. Jetzt hat Canonical-Mitarbeiter und Ubuntu-Entwickler Matin Pitt erste Pakete zum Testen bereitgestellt.
Die Pakete basieren auf Systemd 204 und stammen mit wenigen Anpassungen aus Debians Unstable-Zweig, für mutige Tester stehen sie als PPA zur Verfügung. Pitt warnt ausdrücklich, dieses Repository solle am Besten in einer virtuellen Umgebung oder auf Testsystemen installiert werden, bei denen eine eventuell nötige Neuinstallation des Betriebssystems kein Problem darstellt.
Wie Pitt in seinem Blog mitteilt, hat er das Paket systemd-services, das von Debian nicht akzeptiert wurde, gegen systemd ausgetauscht. Damit lässt sich Ubuntu 14.04 mit Systemd starten. Zusätzlich nötige Pakete sind ein neuer Network-Manager sowie Resolvconf und der Display-Manager Lightdm, damit diese Dienste gleich unter Verwendung von Systemd gestartet werden. Das liegt darin begründet, dass diese Pakete keine Startscript unter /etc/init.d hatten oder dieses, wie bei Lightdm, deaktiviert war.
Die jetzt anstehenden Arbeiten betreffen neben dem Feinschliff hauptsächlich die Portierung der Upstart-Jobs nach Systemd. Wer dabei helfen möchte oder einfach nur Systemd ausprobieren will, kann durch Einbinden des PPA und einer Systemaktualisierung per apt-get dist-upgrade auf Systemd umschwenken. Um mit Systemd zu starten, muss an die Kernelzeile beim Start noch init=/lib/systemd/systemd angehängt werden. Nun sollte der Rechner vom neuen Init-System gestartet werden, lediglich Plymouth wird nicht funktionieren. Der Parameter in der Kernel-Bootzeile ist lediglich für die laufende Session gültig. Um dies permanent zu machen, muss die Datei /etc/default/grub editiert werden, indem der Parameter dort an die Zeile GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT angehängt wird. Vor einem Neustart muss dann noch der Befehl sudo update-grub ausgeführt werden, um die Einstellungen zu übernehmen.
Die Kommentare im Blog von Pitt deuten darauf hin, dass der Prozess derzeit möglicherweise nicht umkehrbar ist. Die Integration von Systemd in Ubuntu wird aber an diesem Wochenende weiter verfeinert, da sich einige Debian-Systemd-Maintainer und Pitt in Brüssel zu einem Arbeits-Wochenende treffen, als dessen Ergebnis unter anderem auch Debian-Unstable auf Systemd 208 aktualisiert werden soll.