Abschied nach 4.548 Tagen: Windows XP: ﹡2001 – † 2014
Windows XP: Das war's
Später als ursprünglich geplant, tritt Windows XP mit dem heutigen Tag in den Ruhestand. Fast 13 Jahre nach der Veröffentlichung am 25. Oktober 2001 stellt Microsoft damit auch die kostenlose Bereitstellung von Sicherheitsupdates ein.
Der Abschied kommt nicht überraschend, bereits seit fünf Jahren wurde das Betriebssystem nur noch im „Extended Support“ geführt, der zwar Sicherheitsupdates umfasste, nicht aber neue Funktionen mit sich brachte. Schon seit Juli 2010 war ein installiertes Service Pack 3 dafür Voraussetzung.
Dass Windows XP der bisher längste Lebenszyklus unter den Microsoft-Betriebssystemen eingeräumt wurde, hat es seiner langjährigen Popularität zu verdanken, die auch zwei Nachfolger lange Zeit nicht brechen konnten. So gilt insbesondere Windows Vista, vor dessen bunter Benutzeroberfläche „Aero“ Anwender und Unternehmen weltweit zurückschreckten, als der Hauptgrund für den verlängerten Support. Während Microsoft mit dem für Windows Vista exklusiven DirectX 10 ein starkes Druckmittel zum Wechseln gegenüber Spielern in der Hand hielt, verkündeten Geschäftskunden reihenweise ihren Verzicht auf das Update.
So blieb Windows XP bis tief ins Jahr 2011 das weltweit am häufigsten eingesetzte Windows, obwohl die Software nach dem 30. Juni 2008 nur noch von Herstellern besonders günstiger PCs wie Netbooks erworben werden konnte.
Wir wagen einen maximal kompakten Rückblick und geben einen Überblick über die Möglichkeiten zum Wechsel.
ME + 2000 = „Whistler“
Mit Windows XP, Codename „Whistler“, führte Microsoft die vormals getrennt voneinander entwickelten Betriebssysteme für Privatanwender und Firmenkunden im Jahr 2001 zusammen. Es vereinte das im Kern immer noch auf MS-DOS basierende Windows ME und das auf Windows NT basierende Windows 2000.
Was in Sachen Stabilität dem Heimanwender nach Windows ME ein Segen, war vielen professionellen Anwendern vorerst in Sachen Design ein Graus: denn mit der Oberfläche „Luna“ setzte Windows XP dem schon deutlich bunteren Antlitz von Windows ME noch einen oben Drauf. Das schlichte Windows-2000-Design war Geschichte.
Auch beim Namen entschied sich Microsoft mit „XP“ für „the new experience“ für eine massenkompatible und keine auf Experten abgestimmte Bezeichnung. Dabei hatte die Gerüchteküche lange Zeit die Bezeichnung Windows.NET 1.0 als möglichen neuen Namen geführt. Die Veröffentlichung von Windows XP löste schnell eine weltweite Flut ähnlicher Produktbezeichnungen aus. „XP“ war in.
Die geschlossene Beta für Windows „Whistler“ startet nach wiederholter Verzögerung im November 2000, knapp ein Jahr vor Veröffentlichung der finalen Version. Eine zweite Beta folgte im März 2001 – die CDs mit der Software wurden per Post an die Tester versendet.
Minimale Voraussetzungen | Empfohlene Voraussetzungen | |
---|---|---|
Prozessor | Pentium 233 MHz | Pentium 300 MHz oder höher |
Arbeitsspeicher | 64 MB RAM | 128 MB RAM oder höher |
Grafikkarte und Monitor | 800 × 600 Pixel oder höher | |
Festplattenspeicher | 1,5 GB oder höher |
Positive Erfahrungsberichte der ausgewählten Beta-Tester sowie wiederholte illegale Veröffentlichungen der Software sorgen schon vor dem Verkaufsstart für zweistellige Marktanteile bei technikaffinen Zielgruppen. Mit einer an die im Rechner verbaute Hardware gekoppelten Aktivierungspflicht versuchte Microsoft mit Veröffentlichung von Windows XP der illegalen Verbreitung des Systems eine Hürde zu setzen. Die strikte Auslegung der Richtlinien brachte Anwender allerdings noch vor der Veröffentlichung auf die Barrikaden. In der Redaktion sorgte der Schutzmechanismus zu regelmäßigen Telefonaten mit dem Telefonkontakt zur Aktivierung zu häufig wiederholt neuinstallierter Testsysteme.
Mindestens ebenso umstritten war ein weiterer Schritt von Microsoft, den Umgang mit dem System persönlicher und weniger technischer zu gestalten: auf die Suche nach Dateien und Dokumenten begab sich in Windows XP ein Hund.
Aber das waren Kritikpunkte im Detail. Schon zwei Monate nach der Veröffentlichung erfolgten über 40 Prozent der Seitenabrufe auf ComputerBase über Windows XP – Windows Vista sollte fünf Jahre später drei Jahre dafür benötigen. Länger halten konnte sich das in Unternehmen eingesetzte Windows 2000, ab Ende 2003 setzte aber auch hier die Verdrängung durch Windows XP ein.
Der Siegeszug von Windows XP hielt bis zur Veröffentlichung von Windows Vista im Januar 2007 an: fast 90 Prozent aller Seitenabrufe erfolgten im Dezember 2006 über dieses Betriebssystem.
Betriebssystem | Maximaler Marktanteil | im Jahr |
---|---|---|
Windows XP | 89,2 Prozent | 2006 |
Windows Vista | 40,0 Prozent | 2009 |
Windows 7 | 68,6 Prozent | 2012 |
Windows 8 | 13,7 Prozent | 2013 |
Windows 8.1 | offen |
Sieben Jahre später hat Windows XP unter technikaffinen Anwendern seinen Zenit längst überschritten. Erst Windows Vista und anschließend Windows 7 mit Unterstützung von Windows 8 haben den Marktanteil auf ComputerBase auf unter fünf Prozent fallen lassen. Bei der breiten Masse der Bevölkerung sieht es hingegen anders aus.
Weltweit erfolgen noch immer rund 30 Prozent der Seitenabrufe über PC-Systeme mit Windows XP, in China sind es fast die Hälfte. Microsoft selbst schätzt, dass in Deutschland noch acht Millionen Anwender mit Windows XP arbeiten. Damit sehen sich Millionen von Anwendern, sofern sie ihren Rechnern den Quellen potentieller Gefahren wie dem Internet oder dem Dateiaustausch aussetzen, einer wachsenden Gefahr ausgesetzt. Und diese Gefahr wird auch für Microsoft zum Problem.