Lego Mindstorms EV3 im Test: Roboter im Eigenbau
2/5Erste Eindrücke
Mit der Version drei hat Lego seinen Roboter-Baukasten grundlegend überholt und den neuen Möglichkeiten der Technik angepasst. So verfügt die als „Brick“ bezeichnete Zentraleinheit nun über vier Motoranschlüsse statt der bisherigen drei, was komplexere Modelle ermöglicht. Mit den Neuerungen geht auch eine deutliche Steigerung der Rechenleistung einher: Verfügte der Atmel-ARM-Prozessor des Vorgängermodells lediglich über eine Taktfrequenz von 48 Megahertz sowie einen mit acht Megahertz taktenden Co-Prozessor, haben die Entwickler die Leistung mit einem ARM-9-Prozessor auf 300 Megahertz gesteigert. Auch der Speicher liegt mit 64 Megabyte RAM und 16 Megabyte Flash-Speicher deutlich über den 64 Kilobyte, beziehungsweise 256 Kilobyte des Vorgängermodells. Das Lego-Mindstorms-EV3-System beherrscht nun auch Bluetooth 2.1, WLAN ist dagegen nur in Form eines WLAN-USB-Sticks möglich. Auch die Anzahl und die Möglichkeiten der Sensoren und Motoren wurden erhöht, dazu später mehr.
In manchen Bereichen hat Lego den Rotstift allerdings zu stark angesetzt. Ein Datenträger mit der auf LabView basierenden Software liegt dem Paket nicht bei. Dies kann insbesondere bei besonderen Anlässen in Kinderaugen für Enttäuschung und bei Eltern für Frust sorgen, wenn in Gebieten mit schlechter Internetanbindung diese mit knapp 600 Megabyte für Windows oder OS X erst einmal heruntergeladen werden muss. Zwar lassen sich die ersten Modelle, wenn auch recht umständlich, direkt am Brick umsetzen, das versprochene sofortige Loslegen gestaltet sich dennoch unnötig holprig. Nicht nachvollziehbar ist zudem, dass das System selbst Linux als Basis verwendet, die Software aber nicht für das freie Betriebssystem erhältlich ist. Dies ist verwunderlich, da das Mindstorms-System nicht zuletzt mit großem Erfolg in Bildungseinrichtungen eingesetzt wird, in welchen Linux eine starke Verbreitung genießt.
Bei den benötigten Anleitungen sieht es nicht anders aus. Dem Paket liegt lediglich eine Bauanleitung für ein Modell bei. Die Baupläne für die anderen vier Modelle müssen ebenfalls von der Lego-Homepage heruntergeladen und anschließend ausgedruckt oder fortwährend am PC verfolgt werden. Genauso verhält es sich mit der grundlegenden Gebrauchsanweisung.
Ein lohnender Blick sind auch die sogenannten „Community-Modelle“ auf der Mindstorms-Homepage. Diese von Lego-Fans erstellten Modelle zeigen in einem erstaunlichen Maße die Möglichkeiten des Mindstorms-Systems und müssen sich somit keineswegs hinter den offiziellen Modellen verstecken.
Im mobilen Bereich stellt Lego neben dem Spiel „Fix The Factory“ noch zwei weitere Applikationen für Android und iOS bereit. Der „3D Builder“ bietet neben den Bauanleitungen in PDF-Form eine interaktive Möglichkeit, Modelle nach Anleitung zu bauen. Auf dem Tablet kann das Modell im jeweiligen Bauabschnitt genau angeschaut, gedreht und vergrößert werden, was gerade Anfängern eine große Hilfe sein kann. Bis zum jetzigen Zeitpunkt werden jedoch nur die fünf Grundmodelle unterstützt. Die Applikation in der getesteten Version 1.0 lief selbst auf einem Samsung Note 10.1 2014 Edition ruckelig. Darüber hinaus beschränkt sich der 3D Builder auf die Darstellung der Bauanleitungen, eine Programmierung des Bricks ist nicht möglich.
Zu guter Letzt lässt sich mit dem „Commander“ das Smartphone oder Tablet in eine Fernbedienung verwandeln, mit welcher sich das Modell via Bluetooth-Verbindung steuern lässt. Auch hier finden lediglich die Grundmodelle Unterstützung.