Men of War: Assault Squad 2 im Test: Es reicht!

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Sasan Abdi
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Assault Squad 2 auf einen Blick

Elementar für die Auseinandersetzung mit „Assault Squad 2“ ist, den Zusatz „2“ nicht ernst zu nehmen. Denn mehr als ein umfangreicheres Update, das den Multiplayer-Strang der Taktikreihe optisch einigermaßen an die Gegebenheiten des Jahres 2014 anpasst, steckt nicht dahinter. Das hatten der internationale Publisher 1C und die deutsche Entwicklungsschmiede Digitalmindsoft in abgeschwächter Form zwar vorab auch so angedeutet hat. Trotzdem: Wer auch nur den Hauch eines neuen Ansatzes erwartet, wird enttäuscht.

Stattdessen geht sich „Assault Squad 2“ größtenteils exakt wie sein Vorgänger an. Im Einzelspieler bietet der Titel deshalb erneut nur Skirmishes, die auf unterschiedlichen 15 neuen und 25 leicht überarbeiteten Karten bei minimaler Script-Strukturierung dazu einladen, Taktiken und Einheitenkombinationen auszuprobieren. Positiv ist dabei die hohe Varianz der neuen Karten, die nicht nur optisch gefallen, sondern auch unterschiedliche Vorgehensweisen ermöglichen.

Ein solches Gefecht basiert stets auf historischen Schlachten und läuft wie folgt ab: Der Spieler startet auf einer Karte, auf der der jeweilige Feind alle Versorgungspunkte hält. Bei diesen handelt es sich um stark bewachte Fahnen, die an strategisch wichtigen Punkten platziert wurden und zugleich als Siegpunkte dienen. Um an Nachschub und letztlich an den Sieg zu gelangen, müssen alle Fahnen erobert werden. Ein Basenbau findet nach wie vor nicht statt.

Men of War: Assault Squad 2 im Test
Men of War: Assault Squad 2 im Test

Die durch das Halten der Nachschubfahnen automatisch eingespielten Punkte können kontinuierlich und beliebig investiert werden. Eine große Stärke von „Men of War“ ist nach wie vor die historisch fundierte Einheitenvielfalt: Ob Panzer, Unterstützer, Infanterie oder Spezialtruppen – eine Vielzahl von unterschiedlichen Klassen sorgt dafür, dass die Spieler verschiedenste Spielstile ausprobieren können, was sich auch positiv auf den zentralen Multiplayer-Part auswirkt.

Doch schon im Einzelspieler zeigt sich, dass das Versprechen der Entwickler, „Assault Squad 2“ werde über eine verbesserte KI verfügen, in der Praxis weiter für Frust sorgt. Auch wenn wir bisher tatsächlich noch nicht über die ganz großen Aussetzer gestolpert sind: Einwandfrei ist beispielsweise die Wegfindung weiterhin nicht. Dies gilt insbesondere für große Fahrzeuge, sodass man unter Umständen nach wie vor mehrere Sekunden darauf verwenden muss, einen schweren Panzer richtig zu positionieren, da er unterwegs nicht nur ab und an hängen bleibt, sondern am Zielort obendrein auch seine verwundbare Seite in Richtung der gegnerischen Frontlinie dreht.

Men of War: Assault Squad 2 im Test
Men of War: Assault Squad 2 im Test

In diesen Momenten setzt wie gehabt eine künstliche Überforderung ein. Denn schließlich gilt es das gesamte Heer zu koordinieren, und nicht den schwere Panzer per extremem Mikromanagement richtig zu platziert. So wird aus der Stärke des Spiels, Einheitenverbände maximal zu teilen und jeden einzelnen über ein eigenes Inventar verfügenden Soldaten per Direktsteuerung zielen und schießen zu lassen, eine Bürde.

Immerhin wurden kleinere KI-Probleme ausgemerzt, sodass Infanterieeinheiten nicht mehr ihre Waffen verlieren, wenn sie von einem Explosionsgeschoss getroffen wurden. Trotzdem haben wir uns in dieser Hinsicht vom neuen „Assault Squad“ wesentlich mehr erwartet, zumal die groß angekündigte Überarbeitung der Oberfläche nur darauf hinausgelaufen ist, dass die vielen Möglichkeiten in der Steuerung jetzt per Button integriert sind, was nicht gerade die Übersicht fördert. So viel zum Einzelspielermodus.

Multiplayer und Technik

Was „Assault Squad 2“ im Kern ausmachen soll, ist der Multiplayer, der es den Spielern online und (!) im LAN erlaubt, kooperativ oder gegeneinander ins Feld zu ziehen. Nach den ersten Stunden zeigt sich allerdings schnell: viel hat sich nicht getan.

So lässt der Server-Browser nach wie vor Komfortfunktionen wie die Sortierung nach Latenzen missen. Außerdem dauert es weiterhin bis zu mehrere Minuten, bevor zu einem ausgewählten Spiel der Ping angezeigt wird. Klickt man dann auf den Eintrag, ist das Spiel zumeist schon gestartet, was den unschönen Effekt hat, dass viele Spieler ins Blaue hinein Spielen beitreten, um diese dann bei zu hohen Latenzen schnell wieder zu verlassen.

Men of War: Assault Squad 2 im Test
Men of War: Assault Squad 2 im Test

Auch andere bekannte Probleme aus dem Matchmaking des Vorgängers sind weiterhin vorhanden. So können Spieler nach wie vor freie Spiele selbst erstellen, was bei unerfahrenen Hosts aber häufig dazu, dass viel zu ambitionierte Szenarien erstellt werden, sodass selbst starke Systeme spätestens im späteren Verlauf eines Matches auf die Knie gezwungen werden.

Die Performance ist ohnehin die allergrößte Baustelle von „Assault Squad 2“. Zwar hat sich die Grafik tatsächlich merklich verbessert, sodass das neue „Men of War“ keine Perle, im Genre aber State-of-the-Art ist; auf der anderen Seite führt die Aufpolierung aber dazu, dass auch diese Ausgabe der Reihe mit drastischen Performance-Probleme zu kämpfen hat.

Dies gilt unserer Erfahrung nach zunächst nur bedingt für Einzelspieler-Gefechte: Sofern wir Bilderraten von rund 30 akzeptierten, ließ sich „Assault Squad 2“ hier in einer Auflösung von 1920 × 1080 auf maximalen Details spielen. Im Mehrspieler ist der Titel so aber unspielbar: Hier mussten wir auf mittlere Details wechseln, um dem Spielgeschehen ordentlich folgen zu können.

Doch es ist nicht nur die grundlegende Performance, die Probleme bereitet: Der ganze Multiplayer krankt – „Men of War“-typisch – an der Leistung. Dies liegt nicht nur an der offensichtlich mangelnden Optimierung, sondern auch an der fatalen Verknüpfung der Rechnerkapazitäten der Spieler. So hat nicht nur der Host Einfluss auf die Spielbarkeit, sondern auch die Leistungskraft der Mitspielerrechner. Wählen die Mitspieler zu hohe Grafikeinstellungen, wird der Spielspaß durch lange Ladezeiten, ständige „Leistungsabbruch bei Spieler X“-Einblendungen und – schließlich – durch vorzeitige Spielabbrüche zerstört.

Diese unglückliche Verknüpfung sorgt dafür, dass man für „Assault Squad 2“ viel Zeit einplanen muss, da es schon mal 30, 40 Minuten dauern kann, bis ein einigermaßen stabiles Spiel zustande kommt. Einen solchen Einstand zum Release kennen wir vom Vorgänger, weswegen wir noch weniger Verständnis für eine solche Qualität haben.

Ein in vielerlei Hinsicht großer Pluspunkt ist immerhin die Anbindung an Steam, die nicht nur die Community-Funktionen der Valve-Plattform mit sich bringt, sondern über die Workshop-Integration auch auf viele neue Inhalte aus der Spielerschaft hoffen lässt. Erfahrungsgemäß werden dabei neben Mods und Multiplayer-Inhalten auch kleine Einzelspieler- und Koop-Kampagnen ihren Eingang ins Spiel finden. Auch wenn die Verantwortlichen damit einen Teil ihrer Verantwortung frech an die Community delegieren: „Assault Squad 2“ wird sicher profitieren.

Bei den Mehrspielerkarten ist der Grundstock des Spiels schon zum Start einigermaßen solide, auch wenn das Material oft nach Konservierungen aus dem Vorgänger stinkt. Insgesamt stehen 65 Karten bereit, die – genauso wie im Einzelspieler – mit einiger Vielfalt überzeugen.

Auf dieser Grundlage kann man mit bis zu sieben Spielern gemeinsam gegen acht Computer-Gegner antreten oder sich aber in neuen 8-vs.-8-Schlachten gegen menschliche Gegenspieler versuchen. Zur Verfügung stehen dabei wie gehabt fünf Weltkriegsfraktionen, die allesamt ihre eigenen Einheiten und damit Vor- und Nachteile mit sich bringen, wobei sich am – vormals ordentlichen – Balancing unserem Eindruck nach nichts verändert hat.