Mozilla integriert HTML5-DRM in Firefox
Als letzte der großen Browser-Schmieden hat sich nun auch Mozilla entschieden, das umstrittene digitale Rechtemanagement für HTML5, das sich derzeit beim World Wide Web Consortium (W3C) in der Standardisierungsphase befindet, zu übernehmen.
Das teilte die Mozilla Foundation gestern in zwei Blogeinträgen der Vorstandsvorsitzenden Mitchell Baker und des neuen technischen Leiters Andreas Gal mit. Während Gal eher die technische Seite beleuchtete, erläuterte Baker, dass die Entscheidung, obwohl eine sehr schwierige, dennoch im Sinne der Nutzer sei.
Immer mehr Rechteinhaber von Inhalten im Internet drängen auf eine Wahrung ihrer Pfründe direkt in HTML5. Dabei geht es um die Kontrolle, welche Inhalte auf welchen Geräten der Anwender abgespielt werden dürfen. Damit wollen hauptsächlich Anbieter von Streaming-Diensten Kopien ihrer Inhalte verhindern. Das W3C, das derzeit die Standardisierung betreibt, ist der Meinung, Kontrolle durch das W3C sei besser als gar keine Kontrolle.
Bisher findet Kontrolle über DRM hauptsächlich per Adobes Flash und Microsofts Silverlight statt. Die Standardisierung in HTML5 wird durch die Encrypted Media Extensions (EME) realisiert, die festlegen, wie die JavaScript-APIs auf das proprietäre Content Decryption Module (CDM) zugreifen. Das CDM beinhaltet die eigentlichen Routinen des DRM.
Erst vor wenigen Tagen forderte die Free Software Foundation Europe (FSFE) anlässlich des „International Day Against DRM“ in einem offenen Brief an die Europäische Kommission Maßnahmen zur Verhinderung von DRM in HTML5.
Mozilla sieht sich bezüglich DRM in einer Zwickmühle, da sowohl Google als auch Microsoft und Apple EME bereits implementiert haben. Wenn Mozilla nicht nachzieht, wird Firefox zu einem Browser zweiter Klasse, der nicht alle Inhalte darstellen kann. Um dennoch seinem Anspruch gerecht zu werden, die Freiheit des Internets und der Anwender zu schützen, verpackt Mozilla das Closed-Source-Modul CDM in einen Open-Source-Wrapper und verbannt beides in eine Sandbox. Das soll verhindern, dass das CDM auf das Netzwerk und an den Rechner angeschlossene Geräte zugreifen kann. Die technische Umsetzung wird Mozilla zusammen mit Adobe durchführen, dessen CDM zum Einsatz kommt. Hierin sieht Mozilla die größte Konformität mit den Inhaltsanbietern. Das CDM wird nicht Teil von Firefox sein, sondern wird vom Browser nachgeladen.
Die Inhalte-Anbieter können dann zwar immer noch über das sogenannte Node-Locking ihre Inhalte auf bestimmte Geräte beschränken, können dazu aber weniger Informationen sammeln als bei den Implementierungen der Konkurrenz. Zudem wird DRM in Firefox abschaltbar sein, so dass der Anwender entscheiden kann, ob er per DRM regulierte Inhalte sehen will oder nicht.
Bis DRM zunächst in der Desktop-Version von Firefox integriert ist, wird für die nötigen Tests noch einige Zeit ins Land gehen. Über weitere Pläne in dieser Richtung, etwa Firefox für Android und Firefox OS betreffend, traf Baker noch keine Aussagen.