Samsung Gear Fit im Test: So smart ist die Armbanduhr
Vorwort
Die zweite Generation Gear bestehend aus Gear 2 und Gear 2 Neo wurde zur Vorstellung auf dem MWC 2014 von der Gear Fit in den Schatten gestellt, weil insbesondere das gebogene Display und das schlanke Profil die Zuschauermassen anzog und überzeugte. Die Gear Fit ist trotz reduziertem Funktionsumfang nicht nur ein Fitness-Armband, sondern weiterhin eine Smartwatch, die per Bluetooth mit aktuell 17 Galaxy-Smartphones und Tablets kommuniziert und Benachrichtigungen von diesen erhält. Fernbedienung, Kamera und Telefonmodus fallen bei der Gear Fit zwar weg, im Gegenzug wiegt die Smartwatch aber weniger als die Hälfte der zwei großen Modelle.
Bevor wir in den Test starten, möchten wir eine kurze Übersicht zu den verschiedenen Gear-Modellen geben. Vor allem bei den Zusatzfunktionen ordnet sich die Gear Fit der Gear 2 und Gear 2 Neo unter. Prozessor, RAM und Speicher wurden ebenfalls zurückgefahren, spielen bei der Gear Fit aber kaum eine Rolle. Bei Abmessungen und Gewicht punktet die Gear Fit klar.
Gear Fit | Gear 2 | Gear 2 Neo | |
---|---|---|---|
Display | 1,84" Curved Super AMOLED 432 × 128 Pixel, 245 ppi |
1,63" Super AMOLED 320 × 320 Pixel, 278 ppi |
|
Prozessor | STMicroelectronics STM32F439ZI 180 MHz |
Samsung KMF5X0005M 2 × 1,0 GHz |
|
Speicher | 128 MB | 4 GB | |
RAM | ? | 512 MB | |
Betriebssystem | ? | Tizen | |
Sensoren | Beschleunigungsmesser, Gyroskop, Herzfrequenz | ||
Kamera | – | 2 MP, 720p Video | – |
Konnektivität | Bluetooth 4.0 LE | Bluetooth 4.0 LE, Infrarot | |
Zusatzfunktionen | – | Videowiedergabe, Musik-Player, Fernbedienung, Telefonieren, S Voice, Apps |
|
Akku | 210 mAh | 300 mAh | |
Abmessungen | 23,4 × 57,4 × 11,95 mm | 36,9 × 58,4 × 10 mm | 37,9 × 58,8 × 10 mm |
Gewicht | 27 Gramm | 68 Gramm | 55 Gramm |
Schutz | IP67 Staub und Wasser (1 m, 30 Minuten) | ||
Preis | ab 180 Euro | ab 300 Euro | ab 200 Euro |
Bedienung
Insbesondere im Vergleich zu einer klassischen Armbanduhr, die in unserem Fall knapp 150 Gramm auf die Waage bringt, fällt der Unterschied dramatisch aus. Samsung nennt die Gear Fit ein 24/7-Wearable, das nie abgenommen werden muss. Abseits von Dusche und Bett geht das Konzept durch das angenehme Tragegefühl auf, doch vor allem beim Schlafen stört die Gear Fit, wenn das Tragen von Uhren oder Schmuck während des Schlafs nicht die Norm ist. Langes Duschen von bis zu 30 Minuten kann die Gear Fit aber ohne Probleme ab, kompliziert gestaltet sich dann nur das Waschen des linken Unterarms.
Oder des rechten, wenn die Gear Fit entsprechend konfiguriert wird. Denn der Gear Fit ist es egal, ob sie links oder rechts getragen wird oder ob das Display horizontal oder vertikal darstellen soll. Letzteres konnte auf dem MWC noch nicht in den Optionen definiert werden, lässt sich nun aber in wenigen Sekunden umstellen, was das Ablesen deutlich vereinfacht.
Ablesen möchte man die Gear Fit ohnehin immer und immer wieder, weil das gebogene Super-AMOLED-Display klares Highlight der Smartwatch ist. Auf 1,84 Zoll löst das Display mit 432 × 128 Bildpunkten auf, was in einer Pixeldichte von 245 ppi resultiert. Das Display ist scharf, hell und bietet überragende Blickwinkel. Helligkeitsstufe sechs (Outdoor-Modus) stellt dabei das Maximum dar und kann höchstens fünf Minuten verwendet werden. Wir haben das Display für den Test auf Stufe vier eingestellt.
Die Anzeige gefällt aber auch, weil sie sehr nah unter der Abdeckung sitzt, sodass das Gefühl entsteht, die Benutzeroberfläche selbst anzufassen. Diese wiederum verteilt sich über fünf Seiten, wobei der mittlere Homescreen als Hauptbildschirm agiert. Die Oberfläche reagiert präzise und schnell auf Wischgesten und ist in den meisten Fällen nur zwei Ebenen tief. Im Einstellungsmenü geht es etwas voller zu, doch im Großen und Ganzen ist die Bedienung intuitiv und bereitet keine Probleme.
Die Personalisierung der Oberfläche erfolgt über die Gear Fit selbst oder den Gear Fit Manager. Einstellen lässt sich neben dem Hintergrund auch der Stil der Uhr. Zahlreiche Designs sind aber fest mit einem gewissen Wallpaper verknüpft, sodass alternative Hintergründe nur abseits des Hauptbildschirms zum Tragen kommen. Eigene Wallpapers lassen sich vor dem Einsatz auf der Gear Fit zuschneiden, damit der Ausschnitt dem Format der Smartwatch entspricht.
Im Gear Fit Manager lässt sich auch die Aktivierungsgeste der Uhr ein- und ausschalten. Die Geste entspricht einer überdeutlichen „Ich schaue jetzt auf meine Uhr“-Bewegung, woraufhin sich das Display automatisch einschaltet. Im Anschluss wird entweder der Hauptbildschirm oder die zuletzt betrachtete Seite angezeigt. Alternativ reagiert die Gear Fit auf einen Tastendruck auf der rechten Seite der Uhr. Bei automatischer Aktivierung per Geste geht das Display nach zehn Sekunden wieder aus. Im manuellen Modus kann die Anzeigedauer stattdessen zwischen zehn Sekunden und fünf Minuten definiert werden. Dauerhaft aktivieren lässt sich das Display nicht, was wir zwar vermissen, aber aufgrund der Belastung auf Akku und Display nachvollziehen können.
Smartwatch
Die Samsung Gear Fit ist aber nicht nur ein sehr schönes Anschauungsobjekt, sondern auch eine Smartwatch, die neben Uhrzeit und Datum weitere Bereiche abdeckt. Hierzu zählen Timer und Stoppuhr, Wetter, Benachrichtigungen und die Medienkontrolle. Die ersten drei Funktionen sind dabei selbsterklärend und arbeiten zuverlässig. Die automatische Aktualisierung des Wetters orientiert sich am Smartphone, was bei Samsung die AccuWeather-App übernimmt, die Aktualisierungs-Intervalle zwischen einer und 24 Stunden erlaubt. Die Medienkontrolle agiert nicht zuverlässig, weil diese den Musik-Player startet, auch wenn beispielsweise YouTube gesteuert wird. Bei Anhalten des Videos wird das Pausieren gleichzeitig als „Play“ erkannt und startet die Wiedergabe von Musik.
Kernaufgabe einer Smartwatch, die mit dem Smartphone kommuniziert, ist die Weiterleitung von Benachrichtigungen. Samsung teilt diese in die drei Kategorien Sofortalarme, Gear-Benachrichtigungen und allgemeine Benachrichtigungen auf. Sofortalarme sind die nach Einschätzung von Samsung wichtigsten Benachrichtigungen, die aus Hinweisen für eingehende Anrufe, Alarm (Wecker) und Plan (Kalender) bestehen. Wenn nicht manuell deaktiviert, werden diese drei Arten von Benachrichtigungen auch dann eingeblendet, wenn die Schaltfläche „Benachrichtigungen einschränken“ aktiviert ist.
Eine Stufe darüber rangieren die Gear-Benachrichtigungen, die auf Anrufe in Abwesenheit, Nachrichten (Samsungs SMS-App), E-Mail (Samsung-App) und das Wetter hinweisen. Noch eine ebene höher werden alle weiteren auf dem Smartphone installierten Apps zusammengefasst. Da Samsung beziehungsweise der Gear Fit Manager aber nicht weiß, welche Apps sinnvolle Benachrichtigungen ausgeben oder dies überhaupt machen, listet der Manager einfach jede App auf. Unweigerlich landen so auch Apps in der Liste, die mit Benachrichtigungen nichts am Hut haben. Im Gegenzug wird aber so die Möglichkeit geschaffen, WhatsApp, Talon (Twitter), Hangouts, Yahoo! oder den Facebook Messenger an die Gear Fit weiterzuleiten.
Antworten lässt sich auf der Gear Fit aber nur mit vordefinierten Textvorlagen wie „Bis bald!“, „Was ist los?“ oder „Ich rufe Dich später an“ und vorher auf dem Smartphone erstellten Antworten, die aber wie SMS 160 Zeichen nicht überschreiten dürfen. Für Anrufe kann zudem separat eine 160 Zeichen lange Ablehnnachricht angelegt werden. Eine weitere Form der Nachrichten, bei Samsung unter dem Punkt Sicherheitsassistent geführt, sind Hilfenachrichten. Wenn aktiviert, wird im Notfall an vorher definierte Kontakte der aktuelle Standort per SMS übermittelt. Für das Abschicken der Nachricht muss die Ein/Aus-Taste dreimal gedrückt werden.
Sprache als Mittel für Antworten unterstützt die Gear Fit nicht. Ganz im Gegensatz zu Android Wear, wo Sprache eine sehr dominante Rolle einnimmt. Zudem werden Benachrichtigungen von Smartphone und Gear Fit nur in eine Richtung und auch nur beim Erhalt synchronisiert. Erhält das Smartphone eine Mitteilung, so wird diese bei entsprechender Einstellung an die Gear Fit übertragen. Werden Nachrichten aber auf dem Smartphone gelöscht, dann erfährt die Smartwatch davon nichts. Andersrum erfährt aber auch das Smartphone nicht, wenn die Benachrichtigungen auf der Uhr gelöscht werden. So lebt es sich stets in Parallelwelten, wo das eine Endgerät nur wenig über das andere weiß. Wirklich smart und vollständig miteinander integriert ist das nicht. Wenn nicht besonders kurz, muss für die meisten Nachrichten zum Telefon gegriffen werden, weil die Gear Fit diese abschneidet und zur Betrachtung auf dem Smartphone rät. Anschließend lässt sich die entsprechende App über die Gear Fit auf dem Telefon starten.