Mehr als Angry Birds: Ernsthaft mobil spielen
2/4Modern Combat 4: Zero Hour
Bereits die von Omaha Beach inspirierten Startsequenz mit viel militärischem Herumgebrülle und Moorhuhnschießen verrät das Geheimnis von Modern Combat 4: Es bringt Call of Duty auf das Smartphone. Dass die Story (irgendwas mit Terroristen) so debil wie die Intelligenz des Kanonenfutters ist, stört somit nicht im geringsten.
Sich durch die mitunter allzu bekannten Versatzstücke des Shooter-Genres mit obligatorischem Abseilen von Gebäudedächern zu schießen, macht nach kurzer Gewöhnung an die Steuerung dank der spürbaren aktiven (aber optionalen) Zielhilfe erstaunlichen Spaß und geht flüssig von der Hand. Abwechslung und flottes Spieltempo, das etwas mehr noch als seine Vorgänger auf Deckung setzt, bringen „AAA“-Unterhaltung gewohnter Qualität mit viel Spektakel, „Drama“ und großen Explosionen auf den Schirm.
Wie sein Vorbild erlaubt sich der Shooter jedoch gelegentliche qualitative Ausrutscher, darunter die Messeranimation. Dass Modern Combat dabei gerade auf kleineren Displays hübsch aussieht, führt allerdings zu massiver Erwärmung des Smartphones und hohen Hardwareanforderungen – auf der Rückseite eines Nokia Lumia 925 konnten wir mit einem Infrarotthermometer punktuell Spitzentemperaturen von 50 Grad ermitteln, das stärkere LG G2 erreichte noch 45 Grad.
„Modern Warfare Combat“ ist weder frisch noch intelligent und mit Sicherheit nicht günstig. Aber es sieht gut aus und wurde gut gemacht. Die Umsetzung passt also. Wer vom Genre „Call of Duty“ nicht genug bekommen kann, findet hier Futter für unterwegs.
In-App-Käufe: Entwickler Gameloft erlaubt es nicht nur, Echtgeld in Spielwährung zu tauschen, sondern splittet diese zusätzlich zwischen Einzel- und Mehrspieler-Part. Während die Münzen beim Solo-Schießen zwar nicht schnell, aber in noch akzeptabler Menge fließen, reduziert sich der Geldfluß im Mehrspieler-Gefecht deutlich. Da neue Waffen hier überhaupt erst gekauft werden müssen und teils sehr teuer werden, geht dieser Part des Spiels deutlich in Richtung Free to Play. Ohnehin stört, dass Währungspakete nie passend, sondern immer mit Versatz gekauft werden müssen. Die kostenfrei nur langsame Progression macht diesen im Kern allenfalls für eine Runde „zwischendurch“ geeigneten Teil des Spiels gerade zusammen mit dem Balancing (Messer!) deutlich weniger empfehlenswert.
Sorcery!
Sorcery! ist ein Rollenspiel in vier Episoden. Sorcery! setzt das Spielbuch „Der Abenteurer aus Analand“ um, entsprechend viel zu lesen bekommen Spieler. Der Stil ist „Pen & Paper“, der in den 1980er Jahren die ersten Gehversuche (Textadventures) auf dem PC unternahm.
Die Spielwelt wird durch eine gezeichnete Karte repräsentiert, auf der eine Figur von Station zu Station bewegt wird. Mitnichten ensteht daraus eine lineare Erfahrung, die Wahl des Weges und des Vorgehens erfordern stets Entscheidungen, die drastische, wenngleich nicht immer unmittelbare Auswirkungen haben können. In einer Sackgasse zu landen hat zum Glück keine Konsequenzen, das Geschehen lässt sich jederzeit an eine frühere Zweigstelle zurückdrehen.
Komplex ausgetragen werden die unvermeidlichen Kämpfe: Setze ich Magie im Tausch gegen wertvolle Lebenspunkte ein, oder ziehe lieber das Schwert? Bei Wahl der Klinge folgt ein längeres rundenbasiertes Duell, bei dem – wie im gesamten Spiel – von der beschriebenen Situation auf die Intention des Gegners respektive die Situation geschlossen werden muss: Blocken, um den Schaden zu minimieren, oder angreifen.
Hier ist jedoch entscheidend, wie viel Ausdauer in den Schlag gelegt wird – wer höher pokert, gewinnt den Zug und darf Schaden verursachen. Diese Mechanik funktioniert hervorragend, weil stets etwas Glück benötigt wird. Als spontanes Element, das nicht gänzlich mit regelhaftem Verständnis zu erschließen ist, bringt dies eine gewisse Unberechenbarkeit in das Abenteuer – gerade weil Ausdauer nicht beliebig regeneriert, aber vielfältig situativ verringert werden kann.
Interessant, intelligent und packend: Sorcery! ist zwar nur in englischer Sprache erhältlich und setzt als „Textabenteuer“ eine hohe Lesebereitschaft – und idealerweise ein prasselndes Kaminfeuer – voraus, entschädigt aber mit hoher Entscheidungsdichte und Tiefgang.