Tolino Vision E-Reader im Test: 2. Runde gegen Amazon Kindle

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Michael Schäfer
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Bedienung und Lesen

Neben dem neuen Design hat sich auch unter der Oberfläche etwas getan. Die Größe und Auflösung des durch fünf LEDs beleuchteten Displays bleiben mit sechs Zoll und 758 × 1.024 Bildpunkten zwar unverändert. Im Gegensatz zur Pearl-Technologie des Tolino Shine verbaut der Hersteller beim Tolino Vision aber E-Inks aktuelle Carta-Technologie, die bisher lediglich der zweiten Generation des Kindle Paperwhite von Amazon vorbehalten war. Diese soll auf dem Papier neben einer Erhöhung des Kontrastes von bis zu 50 Prozent deutlich bessere Reflexionswerte bei Umgebungslicht erreichen, womit der Reader auch bei direktem Sonnenlicht besser lesbar sein soll. Unter Zuhilfenahme der bereits vom Tolino Shine bekannten Regalfunktion sollen sowohl die Abstände zwischen den einzelnen Invertierungen erhöht als auch das als Ghosting bezeichnete Durchscheinen von nicht vollständig gelöschten Informationen der vorangegangenen Seiten verringert werden. Der verbaute Prozessor taktet nun mit einem Gigahertz und baut in Verbindung mit dem auf 512 Megabyte verdoppelten Arbeitsspeicher Seiten deutlich schneller als der Vorgänger auf.

Tolino Vision im Test
Tolino Vision im Test

Die Beleuchtung des Tolino Vision ist im Gegensatz zum Tolino Shine mit 57,8 cd/m² leicht angestiegen, kann jedoch weiterhin nicht mit der Helligkeit des Kindle Paperwhite mithalten. Trotzdem reicht die Lichtstärke zum komfortablen Lesen uneingeschränkt aus. Die Unregelmäßigkeiten bei der Beleuchtung des Tolino Shine konnte der Hersteller auch beim Vision nicht beheben. Ist diese aktiviert, sind die unten angebrachten LEDs durch ihre Lichtkegel deutlich auszumachen. Diese ragen, je nach Lichtstärke, bis in die letzten zwei bis drei Buchzeilen hinein. Am oberen Bildschirmrand ist zudem eine deutliche Schattenbildung zu erkennen.

Tolino Vision im Test
Tolino Vision im Test

In Sachen Ghosting hat sich trotz der Carta-Technologie nur wenig verändert. Auch das neue Mitglied der Tolino-Familie neigt dazu, Inhalte vorheriger Seiten nicht ausreichend zu löschen. Dies fällt vor allem beim Betrachten von PDF-Dateien auf. In den Grundeinstellungen führt der Reader nur alle 60 Seiten eine komplette Invertierung durch, dazwischen werden lediglich die Pigmente verändert, die einer Neuausrichtung bedürfen. Dies lässt jedoch bereits nach ein paar Seiten deutliche Überreste der vorangegangenen Seiten erkennen. Wird die Invertierung auf jeder Seite durchgeführt, verringert dies zwar die Überreste, Ghosting-Effekte treten jedoch nach wie vor auf.

Die Schrifteinstellungen wurden weitgehend vom Tolino Shine übernommen. Beim Tolino Vision kann ebenfalls aus sieben Schriftgrößen wie auch aus fünf alternativen Schriftarten zur Verlagsschrift gewählt werden. Leider haben die Entwickler auch hier Firmware-Fehler des Tolino Shine übernommen: So sorgt auch beim Vision schon die Änderung der Schriftart dafür, dass komplette Formatierungen verloren gehen - so werden unter anderem mittig platzierte Inhalte plötzlich linksbündig angezeigt. Gleiches gilt für Änderungen beim Zeilenabstand oder dem Seitenrand.

Die Textdarstellung meistert der Tolino Vision hingegen gut, auch wenn die Schrift generell etwas dunkler hätte ausfallen können – besonders bei hoher Beleuchtung wird sie dünn und schlecht zu lesen. Auch hier ist der Kindle Paperwhite 2 das Maß der Dinge und zeigt mit stärkeren Kontrasten, was möglich ist. Pinch-to-Zoom wird vom Vision seltsamerweise nur im integrierten Web-Browser unterstützt, daher ist für eine Darstellungsvergrößerung der Gang über die Schrifteinstellungen unabdingbar.

Des Weiteren bietet der Reader eine Vielzahl von nützlichen Tools. Neben dem Anlegen von Lesezeichen lassen sich Textstellen markieren und auf einfache Art mit Notizen versehen, entsprechende Markierungen werden fortan im Text grau hinterlegt. Wörterbücher in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch stehen dem Nutzer zum Nachschlagen und zur Übersetzung ebenfalls zur Verfügung. Alle Markierungen, Notizen und Lesezeichen werden in einer Textdatei gesammelt, welche diese übersichtlich samt Datum und Uhrzeit am Reader auflistet und ohne Probleme auf den eigenen PC gesichert werden kann.

In Sachen PDF-Darstellung hat sich beim Vision im Vergleich zum Shine nichts verändert. Durch das Fehlen der Pinch-to-Zoom-Funktion kann der Text nicht stufenlos an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden, wie es von anderen E-Book-Readern bekannt ist. Dies gelingt beim Vision nur in festgelegten Schritten über die in der Statusleiste vorhandenen Plus- und Minusflächen. Dies hat zur Folge, dass er Text mal zu klein, in der nächsten Einstellung jedoch bereits zu groß ist. Auch das PDF-Reflow weist nach wie vor viele Fehler auf. Zwar kennt das System mittlerweile Leerzeichen, Umbrüche oder gar Absätze sind ihm jedoch noch immer fremd. Ist das Dokument zudem zu groß, wird der Vorgang ohne Meldung abgebrochen.

Die Akkuleistung soll laut Hersteller bis zu sieben Wochen betragen, richtet sich jedoch stark nach den eigenen Nutzungsgewohnheiten. Während unserer kürzeren Leihdauer, in der wir den Akku nicht leeren konnten, gab es keine Auffälligkeiten bezüglich der Akkulaufzeit.