Grid Autosport im Test: Rennsport zwischen Gut und Böse
3/3Mehrspieler-Modus
Der Mehrspieler-Modus nutzt dieselben Grundkategorien wie die Karriere. Zur Wahl eines Spiels stehen Matchmaking-Listen oder eigene Matches mit individuellen Modi und Regeln samt Filteroption zur Verfügung. Anstelle von Teams ist für die Abstimmung der Autos nun entscheidend, ob sie für den eigenen Fuhrpark gekauft wurden – und das richtige Level haben. Ob sich die Bremsbalance verstellen lässt, hängt tatsächlich am Besitz und an der Erfahrung mit dem jeweiligen Wagen. Immerhin bietet das die Möglichkeit, zumindest abseits der Listen mit vorgegebenem Fahrzeug mit angepasstem Vehikel an den Start zu gehen – zu Lasten des Spielspaßes. Kaufen und fahren lohnt so nur bedingt. Viele Optionen werden ohnehin nicht angeboten, etwas Leistung oder Farbe in einem für den PC nicht weiter angepassten Menü markieren das Ende der Fahnenstange.
Eigene Fahrzeuge zu fahren kostet jedoch Verschleiß, wobei die Reparaturkosten mit zunehmenden Kilometern steigen sollen. Ebenso wie der zunächst begrenzte Garagenplatz erscheint diese Limitierung in Verbindung mit dem eher begrenzten Einkommen nicht sinnvoll. Im Schnitt konnten wir zwischen sechs und zehntausend Credits pro Rennen verdienen, das teuerste Fahrzeug, ein Indy-Car, liegt bei 4,2 Millionen. Eine Möglichkeit, per Echtgeld-Zahlung abzukürzen, besteht nicht, das Grinding ist also nicht monetär motiviert – ohnehin sind alle Autos mit besagten Einschränkungen als Leihwagen zugänglich. Dass Fortschritte zwischen Einzel- und Mehrspielermodi getrennt werden, erweist sich so als nachteilig.
Nach dem manuellen Aktivieren der Push-to-Talk-Option – zumindest ein Hinweis auf die Dauerübertragung sollte zum guten Ton gehören – unterhält der Mehrspieler-Modus ordentlich. In Events mit eigenen Fahrzeugen scheint das Tuning allerdings für den ein- oder anderen Vorteil zu sorgen. Gleichsam ungünstige Auswirkungen kann die auch Online verfügbare Rückspulfunktion haben. Sie setzt unter Verlust einer Position mitten in das Geschehen zurück und repariert die gröbsten Schäden am Fahrzeug. Einerseits werden so kapitale Fahrfehler nicht zu hart bestraft, andererseits ermuntert die Funktion zum Karosseriekontakt mit Bande und Gegner, Lobbys mit derartiger Optionen gehen klar rüpelhafter zu Werke.
Empfehlenswert ist deshalb, nach Matches ohne diese Funktion zu filtern oder gleich die Spiellisten zu nutzen, wo derzeit noch alle Spieler das gleiche Fahrzeug leihen müssen. Hier kommt der gute Unterbau zum tragen, die Rennen unterhalten – ohne „Teamwahl“ und die KI – besser als der Einzelspieler-Modus und ermöglichen schöne Rad-an-Rad-Duelle. Alternativ bietet Autosport einen lokalen Splitscreen-Modus an; gerade auf dem PC eine schöne Sache.
Fazit
Codemasters erweckt den Eindruck, nicht genau zu wissen, warum Race Driver: Grid derart erfolgreich war. Beim Versuch, die alte Zauberformel mit dem Prinzip „Blinde Kuh“ zu finden, kommen die Einschläge immerhin dem Ziel wieder näher – nach dem letzten Versuch war eine Steigerung aber auch nicht schwierig. Autosport schafft es, das Kernelement eines Rennspiels vernünftig herüberzubringen. Das Fahren macht Spaß, die Auswahl bietet viel Abwechselung. Daraus muss sich die Motivation zum Spielen aber quasi auch im Alleingang speisen.
Denn der um dieses gut funktionierende Kernelement herum platzierte Rest schwankt qualitativ stark und wird maximal durchschnittlich präsentiert. Gute Ideen wie die durchdachte Startaufstellung treffen auf Spaßstopper wie die funktionslosen Außenspiegel oder das „Teammanagement“ des drögen Karrieremodus. Dass nun eine Cockpit-Kamera, aber kein Cockpit existiert, ist gar ein veritabler Tiefschlag. Die KI besitzt hingegen lediglich die für Codemasters typischen Schwächen, wenngleich weniger stark ausgeprägt.
Autosport präsentiert eine solide Basis, sich selbst aber oft höchst halbgar. „Hingestückelt“ wäre für das Drumherum ein passendes Attribut, denn besonders durchdacht wirkt vieles nur ein Jahr nach Grid 2 nicht. Zwar unterhält „Grid 3“ so eine Weile und gerade spielerisch definitiv besser als sein Vorgänger, der ultimative Kilometerfresser steht aber keineswegs am Start, dafür ist das Gesamtpaket letztlich zu schwach. Wer auf dem PC partout ein aktuelles, eher arcadiges und vielseitiges Rennspiel unter die Räder nehmen möchte, kommt um Autosport aktuell mangels Konkurrenz in diesem speziellen Segment trotzdem nicht herum.
Steht eine Konsole der letzten oder gar der aktuellen Generation zur Verfügung, hält der Herbst mit Forza Horizon 2 und Driveclub vielversprechende, die Gegenwart mit Forza 4, 5 und Gran Turismo 6 bessere Alternativen bereit. Noch dieses Jahr versprechen Project CARS und Assetto Corsa zudem wesentlich mehr Futter für beinharte Simulationsfans.
Kopier- & Jugendschutz
„Grid Autosport“ ist auf der Xbox 360, PlayStation 3 und dem PC erhältlich. Auf dem PC funktioniert das Spiel über Steam, sodass der Key über die Valve-Plattform aktiviert werden muss. Dazu ist einmalig eine Internetverbindung nötig; ein Wiederverkauf wird durch die Bindung an das Steam-Konto aber quasi unmöglich gemacht.
In Sachen Jugendschutz gilt es zu erwähnen, dass der Titel von der USK eine Freigabe „ab 0 Jahren“ erhalten hat.
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