Murdered: Soul Suspect im Test: Als Geist auf Mörderjagd

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Sasan Abdi
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Murdered: Soul Suspect auf einen Blick

Eine düstere Nacht, ein Serientäter auf der Spur eines Mädchens und ein Cop auf der Spur des Serientäters: Nach einem kurzen Kampf fliegt der Cop durch das Fenster der Wohnung des Mädchens. Aus beträchtlicher Höhe landet er auf dem harten Asphalt der Straße. Doch statt Hilfe erwartet ihn hier draußen wenige Sekunden später erneut sein Häscher, um ihm mit seiner eigenen Waffe den Garaus zu machen.

Es ist ein verdammt einsamer Tod, den Protagonist Ronan O'Connor gleich zu Beginn der rund siebenstündigen Kampagne stirbt. Doch glücklicherweise bewahrheitet sich in „Murdered: Soul Suspect“ (kurz: MSS), was Religion und Metaphysis seit Jahrhunderten versprechen: dass das Ende auch ein Anfang ist.

Murdered: Soul Suspect
Murdered: Soul Suspect

Mystery-Plot und gute Charaktere

Ganz so rosig ist die Angelegenheit für Ronan dann aber doch nicht. Denn bevor er ins Paradies zu seiner verstorbenen Ehefrau entschweben kann, muss der Ghost-Cop, gefangen in einer Art Halbwelt, noch eine wichtige Aufgabe erledigen. Und die lautet natürlich: Finde den Mörder und mache ihn dingfest.

Bei dieser Aufgabe geht es nicht nur um simple Rache, sondern auch darum, die US-Kleinstadt Salem von einem Psychopathen zu erlösen, der bereits mehrere Dutzend Menschen umgebracht hat. Die Polizei tappt im Dunkeln; die Bewohner sind verstört von der Gewalt, die vom sogenannten „Glockenmörder“ ausgeht. Da kann ein wenig Hilfe aus dem Jenseits nicht schaden, zumal es bei den Morden, das wird schnell klar, ohnehin nicht völlig mit rechten Dingen zugeht.

Auf dieser Grundlage entspinnen die Entwickler eine solide, spannende und wendungsreiche Geschichte, die sich mit einer gehörigen Prise Mystery im Detail gekonnt bei großen Vorbildern wie „Twin Peaks“ bedient, ohne jemals zu sehr vom Mainstream eines solchen Adventures abzuweichen.

Dabei lebt MSS vor allem von seinem Hauptcharakter. Zwar wird Ronan reichlich klischeebehaftet als superharter Gangster gezeichnet, der irgendwann den Weg auf den rechten Pfad fand, Polizist wurde und eine Frau heiratete. Und doch empfindet man schnell einige Sympathie für den Helden, was auch an den Umständen seines Todes und seinem Dasein als Geist liegen kann. Wichtiger aber ist, dass Ronans Geschichte und auch die seiner Ehe immer wieder über kurze Informationsschnipsel und Videosequenzen erzählt wird, sodass der Spieler Stück für Stück an den Charakter herangeführt wird.

Es ist nicht das ganz große Kino, das uns Airtight Games bietet – eine solide Vorstellung ist es aber allemal, zumal auch Ronans Sidekick Joy erfrischenderweise ohne sexistische Stereotype als „ganz normales“ Mädchen gezeichnet wird.