Android Wear im Test: Google Now mit der LG G Watch am Arm
Android Wear
Mit Android Wear versucht Google erst gar nicht, das Smartphone in vollem Umfang in ein kleineres Gehäuse für das Handgelenk zu packen. Stattdessen wurde Android Wear bewusst auf das Wesentliche reduziert: Benachrichtigungen und Karten aus Google Now.
Benachrichtigungen und die intelligente Auswahl von relevanten Informationen für den Anwender beherrscht Google zumindest aktuell besser als jedes andere Unternehmen im mobilen Sektor. Deshalb ist es ein logischer Schritt von Google, diese unter Android über Jahre gereiften Funktionen in kompakter Form für das Handgelenk anzubieten. Im Rückblick auf die erste Woche mit Android Wear auf der LG G Watch klärt ComputerBase, wie gut das gelungen ist.
LG G Watch
Die G Watch zählt zusammen mit der Gear Live von Samsung zu den ersten Smartwatches mit Android Wear. Beide werden auf Google Play für jeweils 199 Euro angeboten. Die Auslieferung der LG-Uhr startet heute, während Besteller der Gear Live noch bis zum 8. Juli warten müssen. Die runde Motorola Moto 360 wurde von Google zwar ebenfalls auf der Google I/O 2014 gezeigt, Informationen wie Verfügbarkeit oder Preis fehlen aber weiterhin. Laut Motorola soll es noch „im Sommer“ so weit sein.
LG G Watch | Samsung Gear Live | Motorola Moto 360 | |
---|---|---|---|
Form: | rechteckig | rund | |
OS: | Android Wear | ||
Display: | 1,65 Zoll 280 × 280 Pixel (240 ppi) IPS |
1,63 Zoll 320 × 320 Pixel (278 ppi) Super AMOLED |
? |
Bedienung: | Touch, Sprache | ||
SoC: | Qualcomm Snapdragon 400, 1,2 GHz | ? | |
Arbeitsspeicher: | 512 MB | ? | |
Speicher: | 4 GB | ? | |
Übertragungsstandards: | Bluetooth 4.0 LE | ||
Akku: | 400 mAh | 300 mAh | ? |
Abmessung: | 37,9 × 46,5 × 9,95 mm | 37,9 × 56,4 × 8,9 mm | 46 × 46 × ? mm |
Gewicht: | 63 Gramm | 59 Gramm | ? |
Schutz: | IP67 | ||
Preis: | 199 Euro | 199 Euro | ? |
Auslieferung: | heute | 8. Juli | „im Sommer“ |
LGs G Watch ist ein Referenzgerät für Android-Wear-Entwickler. Und das sieht man der Smartwatch in gewisser Weise auch an. Ein modisches Accessoire wie die Samsung Gear Fit ist die Uhr nicht, weil LG das Aussehen klar hinter die installierte Software stellt. Ähnlich vollzieht es Google auch mit der aktuellen Nexus-Serie, obwohl die vorgestellten Uhren nicht dazu zählen.
In der von ComputerBase getesteten Variante ist die G Watch nicht mehr als ein schwarzes Rechteck aus Kunststoff und einem Element zwischen Vorder- und Rückseite aus Edelstahl, das wechselbare Armbänder mit einer Breite von 22 Millimetern aufnimmt. Mit einer Größe von 46,5 × 37,9 Millimeter nimmt die G Watch am Handgelenk in etwa die Fläche der klassischen Armbanduhr des Autors ein. Das Gewicht beträgt mit 62,5 Gramm aber weit weniger als die Hälfte und wirkt sich angenehm auf den Tragekomfort aus.
Dieser fällt auch insgesamt gut aus, obwohl die Uhr auf den ersten Blick klobig und nur rudimentär ergonomisch aussieht. Kritik erhält das im Vergleich zur Uhr nicht ebenbürtige Armband, das stark zweckgebunden ist und aufgrund der Flexibilität Weichmacher en masse vermuten lässt. Zu Hautirritationen kam es im Test aber selbst bei hohen Temperaturen und Schweißbildung unter dem Armband nicht. Warm wie die Rückseite eines Smartphones wird die G Watch bei Benutzung nicht. Der Hitzestau unter der Uhr bleibt somit trotz Snapdragon-400-Prozessor aus.
Inbetriebnahme
Aus bleibt auch die G Watch, wenn typisch deutsch das Handbuch außer Acht gelassen und stattdessen sofort auf Tuchfühlung mit der Uhr gegangen wird. Denn Knöpfe sucht man an der G Watch vergebens. Die mit vier Torx-Schrauben verschlossene Rückseite bietet nur Kontakte für das Aufladen und darüber einen leicht abgesenkten Schalter für das Zurücksetzen der Uhr. Die von LG gewünschte Methode die G Watch zu starten, ist das kurze Auflegen auf die Ladestation, wonach sich die Uhr automatisch einschaltet. Die G Watch kann aber auch gezwungen werden, über den Reset-Schalter zu starten – mit entsprechenden Nebenwirkungen.
Wenn die G Watch das erste Mal in Betrieb genommen wird, wartet sie nach einer kurzen Boot-Phase auf das Pairing mit dem Smartphone, das einmalig erfolgen muss und anschließend automatisch geschieht, sobald sich beide Geräte nah genug sind. Auf dem Telefon muss für die Kommunikation mit der G Watch mindestens Android 4.3 installiert sein. Mehr als drei Viertel aller Besitzer von Android-Geräten werden laut Statistik vom 4. Juni somit von der Nutzung von Android Wear ausgeschlossen. Ausgeschlossen werden auch diejenigen, die nicht die Android-Wear-App auf ihrem Telefon installieren. Denn von Haus aus ist Android Wear nicht einfach so zu Android kompatibel. Das Pairing nur über das Bluetooth-Menü des Smartphones bleibt erfolglos.
Ist die App gestartet, erfolgt das Pairing innerhalb von wenigen Sekunden. Kurz darauf ist die G Watch einsatzbereit und zeigt erste Karten aus Google Now oder Benachrichtigungen an. Die Android-Wear-App dient als Verwaltungsprogramm für Standardanwendungen und erlaubt gewisse Einstellungen an der Uhr. Für Sprachbefehle kann in der App festgelegt werden, welche App die Anweisung ausführen soll, wenn mehr als eine App zur Auswahl steht.
Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn andere Uhr-, Notiz- oder Fitness-Apps als die von Google vorinstallierten zum Einsatz kommen. Für Entwickler finden sich zudem Optionen für das Debugging und auch die Autorisierung für die Android Debug Bridge (ADB) erfolgt auf dem Smartphone. Über die App lässt sich aber auch bestimmen, welche Apps ihre Benachrichtigungen nicht an die Uhr weiterleiten dürfen oder ob das 1,65 Zoll große IPS-Display mit 280 × 280 Pixeln immer eingeschaltet bleiben soll. Im Always-on-Modus hält die Smartwatch auch auf Helligkeitsstufe fünf von sechs (Standard: 4) die von LG versprochenen anderthalb Tage durch.
Von hoher Wichtigkeit im Alltag ist die App abgesehen vom Pairing aber nicht. Die Interaktion mit Android Wear erfolgt ausschließlich über die Uhr. Wie, verrät der folgende Abschnitt.